Audi TT und R8: Sportwagen-Zukunft ist elektrisch

Audi Sport und R8 werden elektrisch
Audi-R8-Nachfolger kriegt Elektroantrieb

Der R8 hat noch ein paar Jahre – aber danach ist für den V10 bei Audi Schluss. Denn Audis Sportmarke will in den nächsten zehn Jahren zur Elektromarke werden – auch bei den Zweisitzern. 

Audi PB 18 e-tron
Foto: Audi

Das sagte die Leiterin des Produktmarketings von Audi Sport Anfang Dezember 2021. Der nächste Sportwagen von Audi (Sport) werde keinen Verbrennungsmotor mehr haben, so die ehemalige Produktmanagerin des R8 , die Anfang 2022 die Leitung des Marketings bei Audi Deutschland übernimmt. Zum Wechsel hieß es von ihrem Arbeitgeber passenderweise: "Linda Kurz hat (...) entscheidende Akzente für die Zukunft der RS-Modelle in der Transformation von Verbrennungsmotoren hin zur Elektrifizierung gesetzt".

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Kurz bezeichnete es als die nächste Herausforderung von Audi Sport für die nächsten zehn Jahre das "R-Segment" zu transformieren, es werde voll elektrisch. Das solle nicht heißen, dass jetzt schon feststehe, dass es einen Nachfolger für den R8 geben werde. Aber was auch immer den R8 als Audi-Sport-Ikone ersetze, werde Elektroantrieb haben, ob es nun R8 heiße oder nicht. Schon 2026 sollen überdies 80 Prozent des Audi-Sport-Programms in irgendeiner Form elektrifiziert sein. Kommende neue, rein elektrische Modelle zählen da ausdrücklich dazu.

S- und RS-Modelle wechseln ebenfalls auf E-Antrieb

Inzwischen hat der neue Audi-Sport-Chef Sebastian Grams das auch gegenüber auto motor und sport bestätigt: Sollte die Sport-Tochter des bayerischen Herstellers einen neuen Supersportwagen bauen, dann einen elektrischen. Audi Sport folge der vollelektrischen Strategie von Audi auch für die S- und RS-Modelle.

Damit scheidet auch ein Plug-in-Hybrid aus, wie er für den Nachfolger des R8-Schwestermodells von Lamborghini (Huracan) geplant ist. Bisher war man davon ausgegangen, dass Audi das Hybrid-Konzept für den Zweisitzer mit dem Mi TT elmotor-V10 der Sportwagen-Tochter aus Synergie-Gründen mitgeht. Die aktuellen Modelle teilen sich den hochdrehenden 5,2-Liter-V10 und den Allradantrieb.

Für einen elektrischen Audi-Sportwagen der Zukunft wäre damit eine Technik-Partnerschaft mit Porsche wie bei Taycan und E-Tron GT und demnächst auch beim elektrischen Macan sowie dem Q6 E-Tron denkbar. Die SUV-Modelle stehen beide auf der von Audi und Porsche gemeinsam entwickelten Premium Plattform Electric (PPE).

Was wird die technische Basis für einen R-Nachfolger?

Auch vom ersten Artemis-Modell, dem Audi mit dem Arbeitstitel Landjet, der ebenfalls auf der PPE aufbaut, wird es ein Porsche-Pendant geben, das dann in Leipzig vom Band laufen wird. Zumindest hat der VW-Konzern bei seiner Investitionsplanung im Dezember 2021 bekannt gegeben, dass in Leipzig zwei Porsche-PPE-Modelle vom Band laufen.

Für einen R8-Nachfolger wirkt die PPE allerdings unpassend, sowohl der Landjet als auch das Porsche-Pendant werden wohl eher große Reisewagen. Wenn der R8-Nachfolger (mögliche Bezeichnung: E-Tron GTR) seinen Sportwagen-Genen treu bleiben soll, wird wohl auch die J1-Plattform von Audi E-Tron GT und bzw. Porsche Taycan nicht perfekt geeignet sein. Die aktuell möglichen 754 PS und die 95 kWh große Batterie, böten zwar passende Eckdaten, die an den PB18 E-Tron (siehe Bildergalerie) mit einer 95 kWh großen allerdings Feststoff-Batterie, einer Reichweite von 500 Kilometern und drei E-Motoren (wie E-Tron S, nicht E-Tron GT) und 800 Volt-Netz erinnern. Aber Taycan und E-Tron GT wiegen mehr als 2,3 Tonnen und sind fast 5 Meter lang.

Wird aus dem Porsche Mission R auch ein R8-Nachfolger?

Allerdings entwickelt Porsche schon fleißig am elektrischen 718-Nachfolger, auf den das Concept Car Mission R erste Hinweise gibt. Es basiert sogar auf der Mittelmotor-Plattform des aktuellen 718. Statt des Boxermotors sitzt aber quer und hochkant hinter den Passagieren der Akku. Für die Zentrierung der Massen dürfte das eher noch hilfreicher sein, gleichzeitig dürfte der Schwerpunkt sinken, wie bisher bei den E-Autos auch. Die Frage ist, ob Porsche bei der neuen E-Sportwagen-Basis gleich ein größeres Modell mitgedacht hat – bislang war zumindest der R8 auch preislich nicht mit Porsches 718 Boxster bzw. Cayman zu vergleichen. Ein kleinerer E-Sportwagen könnte bei Audi eher den eingestellten TT ersetzen.

R8-Nachfolger bleibt ein Sportwagen

Audi-Chef Markus Duesmann hat aber bereits im Sommer 2020 angekündigt, dass der (stil)-ikonische TT ab 2022 weiter leben wird, aber nicht in der bekannten Form: "Seit 20 Jahren haben wir diesen emotionalen Sportwagen in unserem Angebot. In wenigen Jahren werden wir den TT durch ein neues emotionales Modell in der gleichen Preisklasse ersetzen. Durch ein Elektroauto". Allerdings dürfte der Audi TT E-Tron dann (coronabedingt ab 2023) nicht mehr in der klassischen Sportwagen-Form an den Start gehen, sondern als Crossover auf Basis des Modularen Elektrobaukasten (MEB) in Anlehnung an die Studie "TT Offroad", die 2014 auf dem Autosalon in Paris stand.

Auf einen kleineren Elektro-Zweisitzer als R8-Nachfolger könnten Einschätzungen von Audi-Sportchef Grams hindeuten, der die aktuell exponentiell steigenden Leistungen von elektrischen Hypercars von Rimac & Co. wahrnimmt, aber glaubt, dass sie unnötig sind. Ein Leichtbausportwagen brauche keine 2.000 PS für Fahrspaß auf der Straße. Für die Fahrleistungen gebe es selbst auf der Rennstrecke physikalische Grenzen, ob man 2500 oder 2000 PS habe, mache keinen Unterschied. Die Reichweite schon. Aber auch bei ihr wird Audi angesichts ihrer gewichtstreibenden Batteriegrößen den Kompromiss suchen. Für den emotionalen Mehrwert sind nach Meinung von Grams andere Faktoren entscheidender – wie etwa der Sound. Oder mehr variable Kraftverteilung in Querrichtung wie beim Torque-Splitter an der Hinterachse des neuen RS3.

Drei Motoren wie im E-Tron S?

Bei einem E-Sportwagen ist die radselektive Kraftverteilung für ausgeprägtes Torque Vectoring grundsätzlich ohne aufwändige Differenzial oder mechanische Sperren einfacher. Am besten geht das mittels drei oder gar vier Elektromotoren. Mit drei Motoren hat Audi beim E-Tron S Erfahrung gesammelt – der 2,6-Tonnen-SUV ist nicht gerade ein Sportwagen, aber die zweimotorige Hinterachse lässt ihn erheblich flinker um Kurven wedeln und ihre Konstruktion mit gemeinsamem Kühlkreislauf war sicher eine gute Fingerübung.