Der Celestiq basiert auf der Ultium-Elektro-Plattform von General Motors und geht als extrem limitiertes, handgefertigtes Flaggschiff der Marke an den Start. Als Preis nannte Cadillac bislang eine Summe – Zitat – "nördlich von 300.000 Dollar" – mindestens. Anfang August 2023 wurde Cadillac-Marketing-Chefin Melissa Grady Dias konkreter. In einem Beitrag auf LinkedIn nannte sie einen Grundpreis von 340.000 Dollar (aktuell umgerechnet etwa 309.000 Euro). Jede Option geht extra, ebenso die Auslieferungspauschale. Und das letzte Wort beim Preis haben schließlich die Händler.
Jedes Exemplar entsteht auf direkte Kundenanfrage und im Dialog mit den Käuferinnen und Käufern, was jeden Celestiq zum Einzelstück macht und entsprechend zusätzlich verteuert. Damit ist er Cadillacs Antwort auf die Super-Luxus-Modelle von Bentley und Rolls-Royce, die in naher Zukunft ja auch mit reinen Elektroantrieben kommen.
Die GM-Plattform, die beim Celestiq zusammen mit sechs Aluminium-Gussteilen das Chassis bildet, ist modular aufgebaut und erlaubt unterschiedliche Batterie-Packs von 50 bis 200 Kilowattstunden (kWh). Der Akku des Celestiq bietet eine Kapazität von 111 kWh. Die Reichweite soll rund 300 Meilen (umgerechnet 483 Kilometer) betragen. Die Batterie verfügen über 400-Volt-Technik und 200 kW-Schnellladetechnologie. Damit soll der elektrische Luxusliner in zehn Minuten bis zu 78 Meilen (125,5 Kilometer) an Extra-Reichweite "nachtanken" können. Während das Auto lädt, zeigen die Leuchten vorne und hinten den Batteriefüllstand an. Apropos: Die bis zu 1.600 LED-Lichtpunkte pro Auto sollen zu spektakulären Willkommens- und Abschieds-Choreografien in der Lage sein.
Zwei Motoren sowie Allradantrieb und -lenkung
Je ein E-Motor ist an Vorderachse und Hinterachse untergebracht, sodass der Celestiq über einen Allradantrieb verfügt. Dieser ist jedoch nur bei Bedarf aktiv; wenn weniger Power verlangt wird, hat einer der Motoren Pause. Die technischen Daten sind noch nicht final homologiert; Cadillac schätzt sie auf 608 PS und maximal 868 Newtonmeter. Beide Motoren verfügen über ein eigenes Getriebe mit jeweils leicht unterschiedlicher Übersetzung. Von Null auf Hundert soll es in 3,8 Sekunden gehen.
Der Celestiq bietet eine Luftfederung mit adaptiven Dämpfern, der Magnetic-Ride-Control-Generation vier und eine aktive Wankkontrolle. Hinzu kommt eine mitlenkende Hinterachse, die je nach Fahrsituation gleich- oder gegensinnig zu den Vorderrädern einschlägt – und zwar mit bis zu 3,5 Grad. Vorne wie hinten sind die Räder an Fünflenker-Aufhängungen befestigt.
Breiter, flacher und länger als der Lyriq
Die Serienversion hält sich optisch eng an die vorgegebenen Linien der Celestiq-Studie. Das Design der aus Aluminium und Carbon gefertigten Karosserie orientiert sich bei der Frontgestaltung zudem am Crossover-SUV Lyriq, ist jedoch deutlich breiter, flacher und länger. Hingucker sind die breite D-Säule, die gegen die Fahrtrichtung strebt, und die Heckleuchten, die die Designer zweigeteilt in genau diesem Bereich sowie seitlich in der Schürze untergebracht haben. Die untere Fensterlinie verläuft nahezu waagerecht. Die Seitenansicht präsentiert eine klassische Fastback-Silhouette und ist geprägt vom kurzen vorderen Überhang, starken Sicken und einem langen hinteren Überhang.
Ein klar sichtbarer Unterschied ergibt sich bei den Außenspiegeln. Wo die Studie noch Kameras trug, sind hier konventionelle Spiegel verbaut. Neu sind auch die Aero-Abdeckungen auf den geschmiedeten 23-Zoll-Felgen, die ringsum Michelin-Reifen des Typs Pilot Sport EV tragen und deren Farbgebung frei gewählt werden kann. Ebenfalls neu ist die Ladeklappe im linken vorderen Kotflügel. Der Heckspoiler fährt nur dann aus, wenn es die Fahrsituation erfordert. Türgriffe gibt es nicht: Die Celestiq-Pforten öffnen elektrisch auf Knopfdruck.
Überall Monitore und Lautsprecher
Im Innenraum zeigt das neue Cadillac-Flaggschiff viele Teile aus dem 3D-Drucker, darunter das Zentrum des Lenkrads, die Führungsschlaufen der Sicherheitsgurte, die Fensterheber, die Haltegriffe oder die Oberfläche der Mittelkonsole. Die Materialien und deren Farben erarbeitet die Kundschaft im Konfigurationsprozess zusammen mit dem Verkaufspersonal, das beim Celestiq "Concierge" heißt, sowie dem Design-Team von Cadillac. Anders als andere E-Auto-Hersteller schwören die Amerikaner dem klassischen Leder aus Tierhäuten allerdings noch nicht ab. Das "Smart Glass Roof" passt seine Lichtdurchlässigkeit den Wetterverhältnissen an, kann aber auch händisch eingestellt werden und präsentiert eine Ambientebeleuchtung. Der Verzicht auf einen klassischen Dachhimmel soll zudem die Kopffreiheit der Passagiere maximieren.
Cadillac integriert nicht weniger als fünf hochauflösende Bildschirme ins Celestiq-Interieur. Die beiden auf dem Armaturenträger positionierten zählen als ein Monitor, denn sie sind unter einer gemeinsamen Glasfläche untergebracht und messen zusammen überragende 55 Zoll (1,40 Meter) in der Diagonale. Hinzu kommen zwei Touchscreen-Kommandozentralen in der Mittelkonsole, von denen die vorne (elf Zoll) etwas größer ist als jene im Fond (acht Zoll). Im vorderen Bereich des Mitteltunnels sitzt zudem der aus Kristall gefertigte Dreh-Drück-Steller, mit dem die Befehle für das Infotainment-System auf Google-Basis gegeben werden. Für die beiden hinten Reisenden gibt es jeweils einen weiteren Bildschirm, der in der Lehne des jeweiligen Vordersitzes untergebracht ist und 12,6 Zoll misst. Das Soundsystem arbeitet mit 41 Lautsprechern (davon sind drei nach außen gerichtet) und drei Verstärkern.
Nach "Super Cruise" kommt "Ultra Cruise"
Das aktuell umfangreichste Assistenzpaket im General-Motors-Regal heißt "Super Cruise". Dass der Cadillac Celestiq innerhalb des Konzerns jedoch über allen anderen Produkten schwebt, signalisiert auch die Tatsache, dass er das erste Auto mit "Ultra Cruise" ist. Welches Autonomie-Level die Elektro-Limousine damit erreicht und was sie alles ohne Fahrerbefehl ausführt, verrät Cadillac allerdings noch nicht. Klar ist, dass er automatisch einparken kann; dazu muss niemand im Auto sitzen.
Die Produktion des Cadillac Celestiq soll im Dezember 2023 in der Stadt Warren im US-Bundesstaat Michigan starten. Allerdings nicht in einem schnöden Automobilwerk, sondern im dort gelegenen General Motors Global Technical Center. Dabei handelt es sich um den 66 Jahre alten, denkmalgeschützten Design- und Technik-Campus des Konzerns, der jüngst für 81 Millionen Dollar (fast 82,8 Millionen Euro) modernisiert wurde. Wer Interesse am Celestiq bekundet und über genug Kapital verfügt, kann sich bereits auf eine Warteliste setzen lassen.
Fazit
Cadillac wird elektrisch und zeigt mit dem Celestiq, wie E-Mobilität auf höchsten Niveau funktionieren soll. Mit dem Modell erreichen die Amerikaner preislich absolutes Bentley-, Maybach- und Rolls-Royce-Level. Aber das ist genau die Liga, in die der GM-Konzern mit seinem neuen Flaggschiff vorstoßen möchte. Man wird sehen, ob die E-Luxus-Limousine den hohen Ansprüchen gerecht wird. Dazu muss sie dann aber auch weitgehend selbstständig fahren können.