Hazim Nada: Nein – wir haben uns entschieden, keine Prototypen herzustellen, bis wir nicht alle wichtigen Komponenten für das Auto zusammenhaben. Wir haben überlegt, einen Prototyp für die Aerodynamik-Tests zu bauen, aber das würde uns natürlich Zeit und Geld kosten.
Wir sind gerade in der Entscheidungsphase für die Antriebs-Batterien, die Elektro-Achsen, die Klimaanlage und das Lenksystem. Wenn feststeht, welche Technik wir in diesen vier Schlüsselbereichen einsetzen, beginnen wir mit dem Bau von Prototypen.
Bei der Antriebs-Batterie haben wir mehrere Möglichkeiten, arbeiten aber bereits mit einem nichteuropäischen Hersteller zusammen und für die Elektro-Achsen sind wir mit vier europäischen Zulieferern im Gespräch, von denen wir inzwischen zwei bevorzugen. Weil wir uns bei den Achsen noch nicht entschieden haben, wissen wir auch noch nicht, ob das Auto eine Systemleistung von 550 oder 600 Kilowatt (748 bis 816 PS) haben wird. Bei der Lenkung sind wir mit verschiedenen europäischen Herstellern und einem asiatischen Hersteller, der nicht aus China kommt, im Gespräch.
Wenn ich Ihnen das sage, dann können Sie vielleicht einen unserer möglichen Motorenlieferanten identifizieren. Was ich sagen kann: Wir möchten integrierte E-Achsen, und die möchten wir nicht selber entwickeln. Das sind die Punkte, die uns wichtig sind.
Aktuell haben wir das noch nicht. Der Hauptgrund dafür ist das ungewöhnlich tiefe Armaturenbrett des Autos. Das erfordert eine Menge Entwicklungsarbeit. Zurzeit ist da nichts in Produktion, was unsere Anforderungen erfüllt. Eng damit verbunden ist auch die Entwicklung der Instrumente und Bedienelemente, die noch nicht abgeschlossen ist. Die Vorstellung des Innenraums ist für die nächsten Monate geplant.
Es ist nicht die größte Herausforderung, aber es ist das einzige Teil, das wir selbst entwickeln müssen, weil es einfach bisher nichts Vergleichbares gibt.
Wir haben im Automarkt Lücken entdeckt. Lücken beim Design, Lücken bei der Auswahl des Materials, Lücken beim Innenraum-Platz und Lücken beim Fahrzeug-Charakter und den damit verbundenen Emotionen. Sandro und ich haben schon immer davon geträumt, eine eigene Autofirma aufzubauen (Sandro Andreotti, Chief Operating Officer bei und Mitgründer von Aehra, Anm.d.Red.). Wir haben festgestellt, dass bisher niemand die Ideen umgesetzt hat, die wir zu einem neuen Auto hatten. Was wir hier machen, ist aus unserer Sicht kein ambitionierter Versuch, sondern eine Notwendigkeit.
In unserer Firma arbeiten viele Italiener – die Mitglieder des Designteams haben beispielsweise vorher bei italienischen Sportwagen-Herstellern gearbeitet. Das Gleiche gilt für die Ingenieure – von denen werden wir in den kommenden vier/fünf Wochen einige vorstellen. Der Chefingenieur, der am 1. März 2023 zu uns stößt, ist ein legendärer italienischer Autoentwickler.
Ich hatte italienische Autos – aber ich muss dazu sagen, dass ich nie ein totaler Auto-Fanatiker war. Aktuell fahre ich ein deutsches Auto – einen BMW M5.
Das ist eine Kombination aus vielen Elementen. Als Erstes brauchen wir eine ausgezeichnete Performance mit einer guten Dynamik. Hinzu kommen die Materialien, die ja auch das Gewicht bestimmen, und die Materialien der Innenausstattung. Das Gewichts-Leistungsverhältnis muss stimmen und der Komfort ebenso. Unser Marktsegment definiert sich dann auch über den Preis, der zwischen 160.000 und 180.000 Dollar betragen wird (aktuell ist der Betrag in Euro gleich, Anm.d.Red.).
Wir haben da keine direkten Konkurrenten gefunden. Unser Auto schneidet verschiedenen Märkte an. Das Design ist im Supercar-Markt angesiedelt. Der Preis ist etwas niedriger – da wäre dann ein Mercedes EQS der Konkurrent.
Ja, der könnte auch passen – den konnte ich mir aber noch nicht ganz genau anschauen. Insgesamt haben wir aber wirklich kein Konkurrenz-Fahrzeug gefunden, das unserem Ansatz entspricht. Was wir sehen, sind Autos, die entweder ein klassisches Design haben oder deren Performance nicht dem entspricht, was wir uns wünschen.
Nein, dahingehend haben wir keine Pläne.
Von unseren Zulieferern bekommen wir nur das Allerbeste – die Top-Produkte. Wir werden den besten Standard anbieten – auch was die Zuverlässigkeit angeht. Das wird sich auch auf die Garantiezeit auswirken.
Herr Nada, vielen Dank für das Gespräch.
Fazit
Hazim Nada hat sich mit seiner neuen italienischen Automarke Aehra viel vorgenommen. Er möchte ein Top-Premium-Elektro-SUV bauen, dass technisch überzeugt und das die Sinne aller Insassen und Außenstehenden positiv anspricht. Für das Design hat er ehemalige Designer italienischer Sportwagenmarken gewonnen – und die haben geliefert: Das Aehra-SUV sieht wie ein Supersportwagen-SUV aus.
Ansonsten ist bei dem SUV aber noch viel Entwicklungsarbeit nötig – die Entscheidungen für die wichtigsten Komponenten wie Antriebs-Batterie, Motoren, Lenkung und Klima-System fallen demnächst. Danach beginnt Aehra mit dem Bau von Prototypen.
Aehra ist nicht nur als neues italienisches Auto-Start-up interessant, sondern auch, weil die Verantwortlichen wirklich versuchen, ihre Fahrzeuge anders zu machen, als die großen Hersteller.