Da beschleunigst Du die Start-Ziel auf dem Bilster Berg, bremst spät an, lenkst ein, querbeschleunigst amtlich und drückst mit Wucht bergauf aus der Ecke raus. Sportwagen? Nö. Diesel. Wobei… Gute Frage eigentlich. Bei "Was bin ich" wäre das Schwein zügig voll gewesen. So ein BMW Alpina D3 S kann schließlich alles, will sich gar nicht so festlegen lassen. Beschleunigen, kurven, klingen, laden. Sowohl als auch statt entweder oder.
Alpina selbst textet: Surprising – Thrilling – Clever. Ja, stimmt auch. Das haben sie in Buchloe einfach gut hinbekommen. Überraschen gut. Wie viele sangen dem Diesel schon das Rausschmeißer-Lied? Sie sollten sich mal diesen Dreiliter-Prachtkerl (erfüllt Euro 6d-ISC-FCM) anhören. Schon in der BMW-Basis mit 340 PS und 700 Newtonmetern ein munteres Kerlchen, läuft er im Alpina-Trimm zu nochmals gesteigerter Form auf. 730 Newtonmeter ab 1.750/min, 355 PS ab 4.000/min. Um ihn zum stärksten Diesel seiner Klasse zu trimmen (Mitbewerber: Audi S4 TDI), vergrößerte Alpina die Ladeluftkühlung, optimierte die Luftführung und lagerte die Wasserkühler aus. Und: der ganze Punch kommt bei ihm nicht abrupt, sondern sanft und spürbar plateaumäßig. Meine Güte!
Druckvoll, drehfreudig, schnell
Der Reihensechszylinder packt unten kräftig an, zieht gleichmäßig durch, dreht mit Freude. Nicht selbstverständlich bei Selbstzündern. Bei diesem Biturbo schon, der noch dazu klasse klingt. Diesel-Fans laufen die Tränen runter, doch selbst Skeptikern gehen die Argumente aus, so rund wie der Antriebsstrang agiert. Wozu auch die famose ZF-Achtgang-Automatik beiträgt. Sie ist einer der Helden des Pakets. Schaltet unauffällig und situationsgerecht, ja vorausahnend. Als ob sie mit dem Piloten schon seit zig Jahren in einer WG gewohnt hätte. In dieser Touring-WG jedenfalls geht es in 4,8 Sekunden auf 100, Topspeed 270 (hilfreich auch für die Standfestigkeit: die länger übersetzte Hinterachse und verstärkte Antriebswellen).
Mit Mildhybrid
Schön und gut, oder? Noch besser: das Ansprechverhalten und der stets satte Druck am Gaspedal. Dagegen wirkt selbst der an sich top aufgelegte Dreiliter-Benziner im B3 etwas blutarm. Zumal die Benziner durch den Otto-Partikelfilter einen Teil ihrer Klangstärke verloren. Wie beim aktuellen BMW M340d hängt zudem noch ein Mildhybrid-System mit 48 Volt und Riemenstarter-Generator dran. Es leistet elf PS, kann boosten, rekuperieren, beim sanften Starten helfen oder Lastpunktverschiebungen unterstützen.
Kurven? Aber hallo. Mit UHP!
Jetzt verschieben wir den Lastpunkt aber nochmal in die Kurven. Auffällig dabei: die fein ansprechende Lenkung ohne jede Eckigkeit sowie das ausgewogene Handmoment. Wo andere gern mal pseundosportlich Servokraft reduzieren, arbeitet sie schön homogen. Ebenso wie das Sportfahrwerk, dessen Adaptivdämpfer stets auf peniblen Fahrbahnkontakt achten, selbst in Sport Plus nicht unnötig verhärten.
Das gesamte Handling ist neutral ausgelegt, je nach Fahrmodus und Fahrsituation kann der serienmäßige, vollvariable Allradantrieb aber auch heckbetonte Dynamik liefern. Zu der auch das elektronisch gesteuerte Hinterachs-Sperrdifferenzial beiträgt. Standesgemäßen Grip liefern die Pirelli P Zero UHP-Reifen in eigener Spezifikation auf den optionalen Schmiederädern in 20 Zoll. Um jederzeit verlässliche Verzögerung des Zweitonners kümmert sich die Anlage aus dem größeren B5 mit 395er-Stahlscheiben vorn.
Alpina D3 S Touring | |
Grundpreis | 83.000 € |
Außenmaße | 4723 x 1827 x 1438 mm |
Kofferraumvolumen | 500 bis 1510 l |
Hubraum / Motor | 2993 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 261 kW / 355 PS bei 4000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 270 km/h |