Lassen wir das „auf die Folter spannen“ einfach weg und kommen gleich zur Quintessenz dieses Fahrberichts: der neue Audi Q7 hat positiv überrascht. Ganz allgemein, besonders aber in seinem Fahrverhalten. Zeigen konnte er das im Schweizer Kanton Wallis, das Audis Marketing auch gerne „Land of Quattro“ nennt. Muss wohl mit den kurvenreichen Bergstraßen und den zumindest im Winter schneereichen Wetterbedingungen in Verbindung stehen. Der große Aha-Effekt geht aber nicht unbedingt auf das Konto des Allradantriebs, sondern vielmehr auf die gegenüber dem mittlerweile 10 Jahre alten Vorgänger gesteigerte Agilität. Der Fünf-Meter-Riese schraubt die Serpentinen jedenfalls derart leichtfüssig hinauf, dass Umfang und Gewicht gefühlt auf Kompaktniveau schrumpfen.
Das verdient Anerkennung, denn trotz einer wirkungsvollen Abspeck-Kur, die dem neuen Audi Q7 abhängig von Modell und Ausstattung bis zu 325 kg abtrainierte, bringt er noch immer knapp zwei Tonnen auf die Waage. Beim Diesel sind es noch einmal 100 kg mehr. Seine neue Sportlichkeit verdankt der Audi Q7 auch einem frischen Fahrwerk, das gegen Aufpreis um Allradlenkung und Luftfederung erweitert werden kann. Letztere hebt und senkt die Karosserie je nach Anforderung automatisch oder auf Knopfdruck, verleiht dem Q7 so mehr Stabilität bei hohem Tempo oder auch mehr Bewegungsfreiheit in Offroad-Situationen.
Audi Q7 3.0 TDI mit 600 Nm maximalem Drehmoment
Wirklich gelungen ist auch die Spreizung der, in Audis Fahrdynamiksystem wählbaren Fahrmodi. Im regelmäßigen Gebrauch dürfte sich der Nutzen vor allem zwischen der komfortablen und der dynamischen Abstimmung abspielen. Im Komfortmodus gibt sich der Audi als gelassener Gleiter, glänzt mit einem niedrigen Geräuschniveau im Innenraum. Der Achtgang-Wandler wechselt flink und kaum wahrnehmbar die Gänge. Ist der Sportmodus aktiviert, nimmt das Gaspedal Befehle spontaner an, die Lenkung wird direkter, die Automatik lässt höhere Drehzahlen zu. Der Motor klingt kerniger, wird aber niemals aufdringlich. Obwohl spürbar knackiger abgestimmt, gibt sich auch das Fahrwerk keine Blöße beim Komfort und dämpft Unebenheiten jederzeit gekonnt weg.
Mit dem 272 PS starken Dreitliter-TDI, der mal eben ab 1.500 bis 3.000 U/min ein Drehmoment von 600 Nm bereitstellt, ist der Q7 mit ausreichend Reserven ausgestattet, um die zwei Tonnen Gewicht fast schon spielerisch in Schwung zu bringen. Der Sechszylinder soll den SUV in 6,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 233 km/h erreichen. Als Alternative bietet Audi im weiteren Jahresverlauf eine sparsamere Variante des TDI mit 218 PS und 500 Nm Drehmoment an. Das Effizienzmodell fährt sich objektiv genauso souverän, soll aber eben weniger verbrauchen. Unter 5,5 l/100 km gibt Audi an. Im „Land of Quattro“ mit einer Mischung aus den bereits beschriebenen Serpentinen, Landstraßen und Autobahnen im Tal spuckt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von exakt 10 L/100 km aus. Ein akzeptabler Wert. Weniger wären machbar gewesen, allerdings auf Kosten des Fahrspaßes.
Assistenzsystem hilft beim Spritsparen
Wer Sprit sparen will, hält sich an Audis prädiktiven Effizienzassistenten. Basierend auf den Navigationsdaten, flackert auf dem digitalen Kombiinstrument ein Hinweis als grün leuchtender Fuß auf und meldet, wann der Fahrer vom Gas gehen sollte, damit der Motor in den Segelmodus wechseln kann. Das geschieht zum Beispiel dann, wenn Ortseinfahrten oder Kreisverkehre für den Fahrer erst spät zu sehen sind und er in kurzer Zeit viel Geschwindigkeit abbauen müsste.
Apropos Geschwindigkeit. Die von Audi attestierte Höchstgeschwindigkeit hat der Audi Q7 3.0 TDI in der Schweiz freilich nicht unter Beweis gestellt. Mit einem zulässigen Autobahn-Tempo von maximal 120 km/h wird das „Land of Quattro“ hier mal eben zum „Land of Tempomat“. Und der macht seine Sache wirklich gut. Neben der in mehreren Stufen einstellbaren Abstandsfunktion, nutzt Audis ACC (Adaptive Cruise Control) jetzt auch Navigationsdaten, um den Q7 vor und in Ausfahrten abzubremsen. Nicht unbedingt notwendig, macht das Fahren aber noch ein wenig entspannter.
Audi Q7 mit neuem Einparkassistenten
Überhaupt stellt Audi für den neuen Q7 zahlreiche Komfortassistenten bereit, die wir auch auf einem Testgelände prüfen konnten. Der Trend geht bekanntermaßen zum pilotierten Fahren. So kann der neue Audi Q7 optional mit einem Einparkassistenten ausgerüstet werden, der Parklücken automatisch erkennt und dem Fahrer die Lenkarbeit beim Einparken abnimmt. Der muss nur noch den richtigen Gang wählen, Gas geben oder bremsen. Das System parkt den Q7 dann zuverlässig in Längs- und Querrichtung, beendet den Vorgang aber immer erst, wenn der Wagen wirklich perfekt steht, was dazu führt, dass schon mal fünf bis sechs Gangwechsel nötig sind.
Um anschließend sicherer auszusteigen, meldet die Ausstiegswarnung beim Öffnen der Türen heranfahrende Fahrzeugn über eine leuchtende LED-Leiste in der Türverkleidung und das Warnlicht des Spurwechselwarners in den Außenspiegeln. Gewarnt wird der Fahrer gegebenenfalls auch beim Rückwärtsausparken. Falls er nicht auf die optischen und akustischen Hinweise reagiert, bremst der Computer den Wagen selbstständig.
Voll in die Eisen geht der Q7 auch, wenn das Sicherheitssystem Pre Sense City über die Mono-Kamera in der Frontscheibe eine drohende Kollision erkennt. Nach einer akustischen Warnung und einem darauf folgenden Bremsimpuls baut das System im Notfall mit einer Vollbremsung bis zu 40 km/h ab. Mit dem Vorspannen der Sitzgurte, dem Aufblasen der Sitzwangen und dem Herauffahren der Scheiben werden die Insassen zudem bestmöglich auf einen Unfall vorbereitet. Auch beim Linksabbiegen schützt die Technik Fahrzeug und Passagiere vor einer Kollision und bremst bei zu nahem Gegenverkehr bis 10 km/h automatisch ab. Die Technik hinter den Systemen ist bekannt: Kameras, Ultraschall- und Radarsensoren rund um das Fahrzeug überwachen die Umgebung und versorgen die Assistenzsystem so mit den nötigen Informationen.
Innenraum auf Oberklasse-Niveau
Den größten Schritt in Richtung pilotiertem Fahren stellt der neue Stauassistent dar, der den Audi Q7 in einem Geschwindigkeitsbereich von Null bis 65 km/h selbstständig durch den Stau führt. Nicht weniger hilfreich ist der neue Anhänger-Rangierassistent, der serienmäßig an Bord ist, sofern eine Anhängekupplung geordert wurde. Über den Dreh-Drücksteller in der Mittelkonsole und dem zentralen Display kann exakt bestimmt werden, in welche Richtung und wie weit der Anhänger geführt werden soll. Die Lenkarbeit übernimmt dann wieder die Elektronik. Gas und Bremse sind Aufgabe des Fahrers.
Bei der Innenausstattung ist der neue Audi Q7 in die automobile Oberklasse aufgestiegen, lässt sich gegen Aufpreis mit edlen Materialien wie Leder, Holz- und Aluminium-Applikationen aufhübschen und glänzt mit makelloser Verarbeitung. Hinzu kommen neue Technik-Innovationen wie das aus dem Audi TT bekannte, frei programmierbare Digitalinstrument, oder die neuen Audi-Tablets, die auf der Rückseite der vorderen Sitze befestigt werden können. Sie ersetzen somit das klassische Rear-Seat-Entertainment, sind aber über das Internet auch vollständig mit dem Fahrzeug vernetzt, so dass zum Beispiel der Fahrzeugstatus (Standort, Tankfüllung, Restreichweite) abgerufen oder Navigationsdaten bequem von jedem beliebigen Ort aus eingespeist werden können.
Siebensitzer-Funktion mit Platz für bis zu sechs Kindersitze
Auf Wunsch wird der neue Q7 mit sieben Sitzen ausgestattet und bietet dabei Platz für bis zu sechs Kindersitze. Den Einstieg in die letzte Reihe vereinfacht eine clevere Easy-Entry-Funktion. Die Lehnen der beiden hintersten Sitze werden auf Knopfdruck vom Fond oder Kofferraum aus elektrisch umgeklappt oder aufgerichtet. Der Laderaum schluckt bei Bedarf bis zu 1.955 Liter (Siebensitzer) und bietet eine ebene Ladefläche.
Zu den Händlern rollt der neue Audi Q7 ab Juni 2015. Die Preise beginnen bei 60.900 Euro für den 3.0 TDI mit 272 PS (der Preis für das gedrosselte Modell steht noch nicht fest). Wer auf die neuen Technik-Highlights nicht verzichten mag, wird die Kosten allerdings in großen Schritten in die Höhe treiben. Alleine die Navigation mit dem ein- und ausfahrbaren 8,3-Zoll-Display lässt sich Audi mit 2.800 Euro bezahlen. Die Assistenzsysteme sind in mehreren Paketen zu Preisen zwischen 1.150 und 2.010 Euro gebündelt. Die Luftfederung gibt es ab 2.050 Euro, die Allradlenkung ab 1.150 Euro. Ein Volllederpaket kostet mindestens 6.300 Euro und für eine sportlichere Optik verlangt Audi mit dem S Line Exterieurpaket 1.850 Euro. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch längst nicht erreicht. Selbstverständlich immer serienmäßig an Bord sind der Allradantrieb und das Achtstufen-Automatikgetriebe.
Als einziger Benziner steht zum Marktstart der 3.0 TFSI mit 333 PS zum Preis ab 62.900 Euro zur Verfügung. Audi wird den Q7 im weiteren Verlauf auch als besonders verbrauchseffizienten e-tron anbieten, der bis 50 km/h rein elektrisch bewegt werden kann und im Durchschnitt 1,7 l/100 km verbrauchen soll. Außerdem wäre wie beim kleinen Bruder Q5 eine besonders sportliche SQ7-Varante denkbar. Gerüchten zufolge soll ein entsprechendes Modell bereit im September auf der IAA präsentiert werden.
Fazit:
Audi hat den Q7 grundlegend renoviert und ihn in fast allen Belangen deutlich verbessert. Das eingesparte Gewicht und das neue Fahrwerk kommen der Agilität zu Gute und steigern den Fahrspaß sowie das Handling enorm. Mit den neuen Assistenzsystemen und Infotainmentfunktionen wird der SUV zum Vorreiter in seinem Segment. Das hat natürlich seinen Preis.
Audi Q7 3.0 TDI Quattro | |
Grundpreis | 64.400 € |
Außenmaße | 5052 x 1968 x 1741 mm |
Kofferraumvolumen | 890 bis 2075 l |
Hubraum / Motor | 2967 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 200 kW / 272 PS bei 3250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 234 km/h |
Verbrauch | 5,9 l/100 km |