Grundform und Abmessungen des 8er Cabrios entsprechen fast eins zu eins dem Coupé. Allerdings treiben Karosserieversteifungen, Überrollbügel und Dachmechanik das Leergewicht um nochmals 125 kg auf fast 2,1 Tonnen. Dafür spannt sich das Stoffverdeck dank ähnlicher Technik wie beim Rolls-Royce Dawn faltenfrei über den edlen Innenraum und eliminiert Außengeräusche mit vier Lagen Dämmmaterial wirkungsvoll – selbst bei Autobahntempo.
Doch wer will schon bei wolkenlosem Himmel geschlossen fahren? Also Dachschalter ziehen, und schon schwingt sich die Textilkappe in nur 15 Sekunden in den Kofferraum, womit sich dessen nutzbarer Inhalt auf zwei Reisetrolleys reduziert. Während das Hintensitzen wegen fehlender Kniefreiheit und steiler Lehne weder offen noch geschlossen erstrebenswert scheint, sitzt man vorn ausgesprochen komfortabel: Beheizbare Sportsitze samt Armauflagen in Türen und Mittelkonsole sowie Nackenföhn heizen Fahrer und Beifahrer bei zwölf Grad Außentemperatur ein. Ein Diamantgeschliffener Glas-Wählhebel samt i-Drive Controller und Startknopf sowie helles Leder schaffen Boutique-Ambiente.
„Hey BMW, mir ist langweilig“
Wie im BMW X5 und 3er sorgt das neue OS 7 (Operation System) samt persönlichen Assistenten für mehr als nur ordentliches Infotainment. Dabei bleibt es dem Fahrer überlassen, ob er Befehle via Sprache, Touchscreen, Gesten oder Dreh-Drück-Steller gibt.
Das haben sie schön öfter gelesen? Na gut: „Hey BMW, mir ist langweilig“. Schon antwortet die freundliche Infotainmentstimme: „Sie haben wohl noch nicht den Sportmodus ausprobiert?“, und schaltet die Sportanzeigen auf das Mitteldisplay.
Ohne das serienmäßige Windschott wirbelt der Fahrtwind kräftig durch den Innenraum. Der 4,4-Liter-Achtzylinder, der mittels zweier Twin-Scroll-Lader im heißen Zylinder-V 530 PS und 750 Nm generiert, reißt im Sport-Plus-Modus die Klappen weit auf, sprotzelt und bollert, wie es sich für einen starken GT-Sportler gehört. Mit Launch Control geht’s schnell in unter vier Sekunden auf hundert, Aber geht’s auch ebenso schnell ums Eck?
Mit Technik gegen Physik
Ja, und zwar verdammt schnell. Mit enormem technischen Aufwand stemmt sich das Cabrio gegen sein Eigengewicht und die G-Kräfte: M-Sportfahrwerk samt Adaptivdämpfern und aktiver Wankstabilisierung sowie ein Sportdifferenzial an der Hinterachse halten es trotz hecklastiger Kraftverteilung auf Kurs. So beeindruckt der GT mit beachtlicher Traktion und Kurventalent, das nur eine noch feinnerviger abgestimmte Allradlenkung steigern könnte. Die Achtgangautomatik schaltet so präzise und schnell das, die Schaltwippen am Lenkrad fast schon überflüssig sind.
Auch die 19-Zoll-Bremsanlage und die 20-Zoll-Mischbereifung scheinen unermüdlich und unbeeindruckt von Größe und Fahrzeuggewicht. Doch selbst bei flotter Gangart verliert der M850i nie seine Komfort-Contenance. Vor allem, weil die Spreizung zwischen Comfort und Sport sowie Sport Plus wenig Trennscharf erscheint.
So fühlt sich das Cabrio immer mehr nach Gran Turismo und nicht nach M GmbH-Sportwagen an. Vielmehr macht es den Anschein als ließe es bewusst Luft nach oben für einen echten M.
BMW M850i Cabriolet xDrive | |
Grundpreis | 136.100 € |
Außenmaße | 4851 x 1902 x 1345 mm |
Kofferraumvolumen | 350 l |
Hubraum / Motor | 4395 cm³ / 8-Zylinder |
Leistung | 390 kW / 530 PS bei 5500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch | 10,0 l/100 km |