Cupra Leon 1.5 eTSI: Neues Basismodell mit 150 PS

Cupra Leon 1.5 eTSI (2023)
Ist die neue Basis ein echter Cupra?

Der Cupra Leon 1.5 eTSI mit 150 PS ist als Basismodell neu im Programm der Seat-Schwestermarke. Wir waren mit dem Kombi Sportstourer als Mildhybrid unterwegs.

1/2023, Cupra Leon Sportstourer 1.5 eTSI
Foto: Bernd Conrad

Erst der Formentor, jetzt auch der Leon: Cupra weitet das Modellangebot in der Kompaktklasse bei Fünftürer und Kombi mit dem Zusatznamen Sportstourer aus. Mit neuen Basismotoren wildert da einstige Sportabzeichen der spanischen Volkswagen-Tochter im Seat-Revier.

Neu im Programm des Seat Leon ist nicht nur der 2.0 TSI mit 190 PS, sondern auch der 1.5 TSI-Benziner mit Zylinderabschaltung und einer Leistung von 150 PS. Ihn gibt es mit manuellem Sechsgang-Getriebe und als eTSI. Dann kombiniert der Antriebsstrang das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) mit einem Riemenstartergenerator und einer kleinen Pufferbatterie. Als Mild-Hybrid soll der Vierzylinder effizienter unterwegs sein. Gleichzeitig bietet der Seat Leon 1.5 TSI hier einen kleinen, aber feinen Unterschied zum kaum teureren (zieht man den Leon Sportstourer zum Vergleich heran) Formentor. Auch das SUV-Coupé gibt es in der Kombination von 1.5 TSI und DSG, dann allerdings ohne Elektrifizierung.

Unsere Highlights

Zusammen mit den beiden Plug-in Hybriden, die 2023 wieder bestellbar sind, kann man beim Cupra Leon also aus sieben Motor-Getriebe-Kombinationen seinen Favoriten auswählen. Dabei gibt es kleine Unterschiede zwischen den beiden Karosserievarianten. Nur den kompakten Fünftürer gibt es als stärken Plug-in Hybrid mit 245 PS Systemleistung, zusätzlich zu Version mit 204 PS. Im Gegenzug fährt nur der Sportstourer auf Wunsch mit Allradantrieb vor, dann mit 310 PS aus dem Zweiliter-Vierzylinder-Turbomotor.

Reichen 150 PS zum echten Cupra?

1/2023, Cupra Leon Sportstourer 1.5 eTSI
Bernd Conrad
Mit 7-Gang-DSG wird der 1.5 TSI zum Mildhybrid.

Heute reicht uns weniger als die Hälfte. Trotzdem will der Cupra Leon Sportstourer 1.5 eTSI mit 110 kW / 150 PS und Frontantrieb keine halbe Portion sein. Kann das neue Basismodell das Versprechen einlösen, ein echter Cupra zu sein? Was bedeutet das überhaupt?

Die Abkürzung für "Cup Racing" zierte lange Jahre die sportlichen Topmodelle bei Seat, bekanntester Vertreter der Reihe war der Seat Leon Cupra. Dann wurde entscheiden, aus dem Abzeichen eine eigene Marke zu formen. Sportlich und dynamisch angehaucht, aber perspektivisch vor allem elektrisch unterwegs. Das zeigen aktuell der Cupra Born und bald der Tavascan. Auch der Ateca, als erster Cupra unter eigener Marke gestartet, bekommt mit dem Terramar als Plug-in Hybrid einen elektrifizierten Nachfolger. Parallel leisten sich die Spanier zudem Benziner-Sportmodelle wie den Formentor VZ5, der den aufgeladenen Fünfzylinder-Motor von Audi unter der Haube hat.

Das erklärt: Die Marke Cupra steht also schon längst nicht mehr nur für sportliche Autos, sondern will einen besonderen Lifestyle vermitteln. So wie Sportswear, die von Couch bis Kino getragen werden kann, nicht nur bei der körperlichen Ertüchtigung. Diese Bandbreite erlaubt letztlich auch den 150 PS starken Leon. Nüchtern betrachtet handelt es sich bei ihm keineswegs um ein schwächliches Einstiegsmodell.

Entspannt und effizient

1/2023, Cupra Leon Sportstourer 1.5 eTSI
Bernd Conrad
Neben dem Logo trägt der Cupra Leon im Vergleich zum Seat-Pendant innen auch spezielle Dekore.

250 Newtonmeter Drehmoment stehen ab 1.500/min. bereit, unterstützt vom Boost der E-Maschine. Zum Racer wird der 1.5 TSI nicht, kommt aber fix vom Startblock und ist jederzeit ausreichend kräftig. In 8,9 Sekunden beschleunigt der Kombi aus dem Stand auf 100 km/h, wird bei Bedarf bis zu 216 km/h schnell.

Das Können der Ingenieure zeigt der eTSI vor allem beim entspannten Fahren. Zusätzlich zur Zylinderabschaltung und Freilauffunktion, die den Benziner im Schubbetrieb in den Leerlauf schickt, hilft hier die Segel-Funktion beim Spritsparen.

Nimmt man, beispielsweise beim Erreichen des Tempolimits auf der Landstraße oder innerorts, den Fuß vom Gaspedal, wird der TSI ausgeknipst. Zu spüren ist davon nicht, zu hören dank der guten Dämmung im Motorraum nichts. Man erkennt das Bemühen der Spritspartechnik unterwegs also vor allem an der virtuellen Nadel des digitalen Drehzahlmessers, die auf ihre Ruheposition sinkt. Wird per Tritt auf das Gaspedal wieder Leistung abgerufen, ist der Vierzylinder umgehend bei der Sache. Gedenksekunden beim Wechsel in den Lastmodus gibt es nicht.

Auch die Fahrassistenz nutzt den Antriebsstrang für effizienten Betrieb. Im Rahmen eines optionalen Pakets fährt der Cupra Leon mit dem bekannten Travel Assist vor. Er nutzt ebenfalls Daten von Sensoren, Kameras und Navigation, um Tempolimits oder vorausfahrende Fahrzeuge zu erkennen. Befolgt man, beispielsweise vor einer Ortseinfahrt, den virtuellen Befehl "Fuß vom Gaspedal", schaltet sich im segelnden Leon der Motor zu, damit seine Bremsfunktion genutzt werden kann. Das klappt sehr gut, meist hat das Auto damit genau am Ortsschild das erlaubte Tempo von 50 km/h erreicht.

Man merkt es vielleicht schon beim Lesen dieser Zeilen: Schnell entwickelt sich hinter dem Lenkrad ein Ehrgeiz, möglichst oft ohne Benzinmotor unterwegs zu sein und die Systeme im Sinne der Effizienz bestmöglich zu nutzen. 6,0 bis 6,4 Liter Super sollen dem – ohne Optionen – 1.441 Kilogramm schweren Kombi für 100 Kilometer reichen. Nach den Testfahrten über mehrere hundert Kilometer pendelte sich der Verbrauch bei 7,1 Litern ein. Bei teils winterlichen Temperaturen mit saisongerechter Bereifung, wohlgemerkt. Zum Vergleich: Ein identisch motorisierter Seat Leon Sportstourer erreichte im Sommer einen Verbrauch von 6,7 Litern auf 100 Kilometern.

Viel Platz auch im Fond

1/2023, Cupra Leon Sportstourer 1.5 eTSI
Bernd Conrad
Auch in der zweiten Reihe bietet der Leon üppigen Knieraum.

Während man recht sparsam dahinfährt, freuen sich Fahrer und Passagier über das gewohnt gute Platzangebot des Leon in beiden Reihen. Die bei Cupra serienmäßigen Sportsitze mit integrierten Kopfstützen bieten guten Seitenhalt, sind für fülligere Menschen aber etwas zu schmal. Außerdem fehlt leider eine ausziehbare Oberschenkelauflage.

Die digitalen Instrumente hinter dem Multifunktionslenkrad (mit echten Knöpfen, eine Wohltat) sind gut ablesbar. Trotz auf 12 Zoll gewachsener Bildschirmdiagonale erschweren teils kleine und zu bunte Icons auf dem Infotainment-Display die schnelle Übersicht. Die nachts unbeleuchteten Slider erschließen sich dem Tester gewiss nicht mehr. Zudem sind die recht störrisch. Der Zwei-Finger-Tipp zur Aktivierung der Sitzheizung funktioniert oft erst, nachdem man das halbe Wohngebiet durchkreuzt hat.

Die softwaregestützten Funktionen des Testwagens bis hin zur kabellosen Integration des Smartphones mit Apple Car-Play funktionierten stets tadellos. Größere Aussetzer oder Abstürze gab es keine. Nur ein einziges Mal hing die Funktion zur Aktivierung des Navigationssystems (zu sehen im Video).

Matrix-LED-Scheinwerfer als Option

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Bernd Conrad
LED-Scheinwerfer sind serienmäßig, adaptive Matrix-Funktionen gibt es als Option.

Seit 2022 gibt es auch für den Leon endlich Matrix-LED-Scheinwerfer. Sie leuchten nachts die Straße optimal aus und blenden andere Verkehrsteilnehmer sowie reflektierende Schilder kompetent aus. Interessant zu wissen: Für den Seat Leon ist die Lichttechnik nicht mehr zu haben, nur für das Cupra-Modell.

Kein Glück hat, wer in der Preisliste des Spaniers nach Extras wie Sitzmassage oder Head-up-Display sucht. Hier wird die Konzernhierarchie deutlich. Die Rolle der mediterranen Marke mit jugendlichem Image soll auch von der Fahrwerksabstimmung übermittelt werden. Manchmal direkt in den Innenraum.

Im Vergleich zu den Konzernbrüdern VW Golf und Skoda Octavia gilt der Leon, unabhängig vom Markenlogo, als straffere Alternative. Das Dynamic-Paket mit Progressivlenkung und adaptiven Dämpfern ist eine Empfehlung. Auf maximaler Komfort-Stellung des DCC entspricht der Federungskomfort in etwa dem von VW und Skoda im Normal-Modus.

Cupra günstiger als Seat

36.340 Euro kostet der mild hybridisierte Cupra Leon Sportstourer 1.5 TSI. Er ist 2.500 Euro teurer als der Handschalter oder Elektrifizierung. Zur Serienausstattung gehören neben 18-Zoll-Felgen auch das "Licht & Sicht – Paket", u.a. mit Regensensor, schlüsselloser Zugang und Motorstart (Kessy) sowie helle Voll-LED-Scheinwerfer. Bausteine, die beim 35.260 Euro teuren Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI FR Plus Aufpreis kosten.

Ausstattungsbereinigt ist das Modell der hipperen Lifestyle-Marke plötzlich sogar günstiger als der Seat, ganz genau um 515 Euro. Höhere Restwerte erlauben es den Händlern zudem, für den Cupra Leon etwas bessere Leasing-Konditionen anzubieten. Außerdem wird von Verkäufern berichtet, dass die Lieferzeiten für frei konfigurierte Cupra Leon um etwa zehn Wochen kürzer ausfallen als bei Seat. Auch mit solchen Faktoren kann man das Kundeninteresse lenken. Warum man die Marke Seat zum Vorteil von Cupra mutmaßlich demontiert, dann aber die neuen Modelle teils preisgünstiger anbietet, bleibt noch das Geheimnis der Strategen.

Fazit

Der Cupra Leon Sportstourer ist ein geräumiger Kompakt-Kombi mit vielen Qualitäten und guter Verarbeitung. Als Cupra bietet der einen etwas dynamischeren Auftritt als der Seat Leon, dazu bequeme Sportsitze. Ausstattungsbereinigt ist er sogar etwas günstiger als ein vergleichbarer Seat Leon FR Plus, zudem gibt es nur bei Cupra das empfehlenswerte Matrix-LED-Licht.

Auch der 150 PS starke eTSI gilt als Empfehlung. Mit ihm ist der Leon Sportstourer ausreichend kräftig und homogen motorisiert, bleibt dabei dank Mildhybrid-Technologie recht sparsam.