GWM Wey 03: Mehr als kalter Kaffee

GWM Wey 03
Mehr als kalter Kaffee

Aus Coffee 02 wird Wey 03, heißt es bei Great Wall Motor. Verstehen Sie nicht auf Anhieb? Wir erklären es Ihnen. Und sagen gleichzeitig, was der GMW Wey 03 so alles kann.

GWM WEY 03
Foto: GWM

Wahrscheinlich ist es in diesem Fall am einfachsten, mit dem Hintergrund zu starten: Great Wall Motor (GWM) ist ein chinesischer Autohersteller, der jährlich rund 700.000 Fahrzeuge unter verschiedenen Markennamen in alle Welt exportiert. Hierzulande war GWM bislang vor allem als Hersteller des Elektro-Nostalgikers Ora Funky Cat auffällig. Der vor Jahresfrist angekündigte Verkauf des Plug-in-SUV WE Coffee 01 fand bisher eher nicht statt.

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Neu geordnetes Modellprogramm

Nun ordnet Great Wall Motor zusammen mit dem Importeur, der Emil Frey Gruppe, die Aktivitäten auf dem deutschen Markt neu. Ab sofort heißt die Marke GWM. Sie wird in Deutschland zwei Produktlinien anbieten: die Elektrofahrzeuge unter dem Namen Ora, Hybrid-SUV unter Wey. Dazu entfallen die lustigen Namen: Der Ora Funky Cat heißt ab sofort GWM Ora 03. Und der als Wey Coffee 02 angekündigte Plug-in-SUV wird zum GWM WEY 03 . Der bisherige Coffee 01 soll nun als Wey 05 endlich in den Verkauf kommen.

So weit, so gut. Nun sitzen wir im Wey 03, vor Kurzem noch als Wey Coffee 02 angekündigt. Er sieht dem 05 zum Verwechseln ähnlich. Erst wenn beide PHEV-SUV nebeneinanderstehen, fällt auf, dass der 03 erheblich schlanker ist: Mit 4,69 Meter Länge ist er 20 Zentimeter kürzer als der 05, zudem sieben Zentimeter schmaler.

Zwei Versionen stehen zur Auswahl: eine mit Zweiliter-Turbobenziner plus E-Motor mit einer Systemleistung von 367 PS, die zweite verfügt zusätzlich über ein elektrisch angetriebenes 135 kW leistendes Hinterachsmodul und kommt so auf 447 System-PS. Das Besondere, und da hat Wey in der Tat ein Alleinstellungsmerkmal, ist der große Lithium-Ionen-Akku mit 34 kWh Kapazität, die dem 03 bis zu 130 km (WLTP) elektrische Reichweite verleihen. Zudem können die Wey mit bis zu 50 kWh an der DC-Säule laden, an der Wechselstrom-Dose sind es marktübliche 11 kWh.

Die Allradversion mit elektrisch angetriebener Hinterachse kommt nach WLTP sogar 138 km weit. Des Rätsels Lösung: Durch die zusätzliche E-Maschine hinten kann der Allradler stärker rekuperieren. 447 PS stehen uns also zur Verfügung. Die Route führt von einem Hotel in der Nähe des Flughafens Rom-Fiumicino nach Norden, rund um den Lago di Bracciano und zurück in Richtung Flughafen.

Gutes Raumangebot, reizbare Assistenzsysteme

Nach rund 35 Kilometern machen wir am Rand des Kratersees Halt, blicken übers Wasser zum nördlichen Ufer und sortieren die ersten Eindrücke von der Fahrt im Wey 03 Allrad. Das Ambiente und die Verarbeitungsqualität hinterlassen positive Eindrücke. Da wirkt der 03 ähnlich routiniert und hochwertig gefertigt wie der Ora 03, vormalig Funky Cat.

Freilich entspricht auch vieles an der Inneneinrichtung und der Bedienung dem kleineren E-Fahrzeug aus dem chinesischen Konzern. So zum Beispiel die zahlreichen Assistenz- und Sicherheitssysteme, von denen der von der EU geforderte Intelligent Speed Assist (ISA) eines der nervigeren ist. Es meldet sich mit Gebimmel, sobald das Fahrzeug die ausgeschilderte oder vermeintliche Geschwindigkeitsbegrenzung überschreitet.

Ein anderer Bimmelton warnt, wenn sich der Wagen der tatsächlichen oder auch imaginierten Fahrspurbegrenzung nähert. Allen Systemen gemeinsam ist ihre Gereiztheit, die sie bereits bei geringfügigsten Annäherungen in Aktion treten lässt. Die meisten lassen sich über mehrere Menüebenen ausschalten, bei erneutem Neustart sind sie allerdings erneut in Alarmbereitschaft.

Immerhin wurde die Klimabedienung auf einen eigenen Touchscreen ausgelagert. Der liegt schräg geneigt unter dem zentralen Monitor, was ihn je nach Lichteinfall schwer ablesbar macht. Zudem liegt er so eher ungünstig am Rand des Fahrer-Blickfelds. Positiv zudem: die recht verständige Sprachbedienung, die einem mitunter aus den Tiefen der Touch-Menüs wieder an die Oberfläche hilft.

Komfort-orientiertes Interieur, wenig sportliche Auslegung

Bequem und angenehm beledert zeigt sich das Mobiliar. Die Sitze sind so bequem wie sie aussehen, allerdings bieten sie nur äußerst bescheidenen Halt bei schneller Kurvenfahrt. Dafür zeigt sich der Wey ohnehin nicht so recht ausgelegt. Sportliches Fahrvergnügen scheint bei Auslegung und Entwicklung nicht ganz vorn im Lastenheft gestanden zu haben. Die Lenkung agiert zwar leichtgängig, doch sehr rückmeldungsarm, die Regelsysteme für Allradsteuerung, Schlupf- und Dynamikregelung reagieren mitunter mit merklicher Verzögerung und die Leistungsabgabe am Fahrpedal erscheint zudem eher zögerlich als spontan.

Auf dem Papier stimmen die Fahrleistungen, der Spurt von 0 auf 100 in 5,3 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h sind in dieser Leistungsklasse durchaus üblich. Allein, es fühlt sich nicht so an.

Da hilft es auch wenig, dass das Doppelkupplungsgetriebe neun Gänge zur Verfügung hat, es wechselt die Fahrstufen eher bedächtig und reagiert ebenfalls etwas unwillig auf Kick-down-Befehle. So stellt sich ein eher distanziertes als intensives Fahrerlebnis ein. Immerhin scheint der Federungskomfort auf längeren Unebenheiten zu stimmen. Kurze, rasche Anregungen dringen jedoch polterig durch.

Ebenfalls auffällig: die schwer dosierbare Rekuperationsbremse. Erst nach einigen Kilometern hat man sich an das ungleichmäßige Feedback des Bremspedals gewöhnt. Unterschiedliche Rekuperationsstufen lassen sich zudem nur über ein Touchscreen-Menü aufrufen.

Der Wey ist kein Schnäppchen

Nach dem Mittagsstopp geht es mit der frontgetriebenen Wey 03 weiter. Der zeigt sich etwas verhaltener im Antrieb, doch so groß, wie es theoretisch scheint, ist der praktische Unterschied zwischen 367 und 442 PS auf der Straße nicht. Wenn es Ihnen auf die zwei Sekunden auf 100 km/h (7,3 statt 5,3) nicht ankommt und Sie auf eine zusätzlich angetriebene Hinterachse verzichten können, reicht der zweiradgetriebene Wey 03 völlig aus.

Was uns zu den Preisen bringt. Die stehen zwar noch nicht fest, immerhin wissen wir aber, dass es die Ausstattungsvarianten Premium und Luxury geben soll. Wenn man nun spekuliert, dass der schwächere der beiden 03 um die 47.000 Euro kosten soll, der stärkere rund 53.000 Euro, dann dürfte man nicht allzu weit danebenliegen.

Das ist selbst angesichts der umfangreichen Ausstattung nicht unbedingt schnäppchenverdächtig. Man blickt, ganz unbescheiden, auf die Preisgestaltung der europäischen Premium-Kompakt-SUV-Konkurrenz und sieht sich dabei in einigen Disziplinen im Vorteil – etwa bei der elektrischen Reichweite, dem Raumangebot oder der Anhängelast. Das darf man durchaus so sehen.

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Fazit

Mit sehr gutem Raumangebot, üppiger Ausstattung, feiner Verarbeitung und – nicht zuletzt – sehr ordentlicher elektrischer Reichweite weiß der WEY 03 zu gefallen. Bei Bedienung, Ausgewogenheit und Fahrdynamik gibt es durchaus noch Raum zur Feinjustierung.