Die Geschichte mit dem Hubraum, der sich lediglich durch noch mehr Hubraum ersetzen ließe, ist schon einige Jahrzehnte alt – und wurde über die Zeit nicht eben schlauer. Dennoch herrscht gerade bei Offroad-Fans nach wie vor eine gewaltige Skepsis, wenn kleinere Kubaturen in ehrwürdigen Gehäusen an den Start gehen. Das gilt beim Jeep Wrangler ganz besonders, wo seit jeher nur die Sechszylinder Akzeptanz beim Publikum fanden und vier Töpfe allenfalls beim Diesel toleriert wurden.
Jeep Wrangler 2.0 T-GDI
Doch nun scheint die Zeit reif für einen Paradigmenwechsel. Während der bekannte 3,6er V6 in Wranglers Heimat weiterhin die Hauptrolle als Basismotor spielt, ist in Europa Downsizing angesagt. Das Mittel der Wahl ist ein Zweiliter, den Alfisti aus dem Stelvio schon etwas länger kennen und der nun sowohl im Jeep Wrangler als auch im Jeep Cherokee die Abkehr vom V6 schmackhaft machen soll. Der 2.0 T-GDI ist zwar der hubraumseitig kleinste Motor, den wir bislang in einem Wrangler serviert bekamen, aber sicher nicht der schwächste.
Als Alternative zum Diesel soll der Vierzylinder den alten V6 vergessen machen. Der holte zwar fünf Prozent mehr Leistung aus seinen sechs Zylindern, lieferte aber 15 Prozent weniger Drehmoment ab. Und musste sich zudem mit einer wenig modernen Fünfstufenautomatik abkämpfen. Dagegen lesen sich die Papierwerte des Neuzugangs beeindruckend: 272 PS und 400 Newtonmeter aus nur 1.994 Kubikzentimeter Hubraum, amtliche Ansage.
Seine erste Bewährungsprobe durfte der neue Zweiliter gleich in der Maximalversion antreten, im Jeep Wrangler Rubicon mit dem vollen Geländetechnikpaket. Das Thema „Fern und Schnell“ muss die Maschine zu einem späteren Zeitpunkt abhandeln, die Testfahrten fanden ausschließlich auf kurvigen, tempolimitierten Landstraßen und im (teils schweren) Gelände statt.
Der Jeep Wrangler ist in der vierten Generation abermals gewachsen. Das spürt man am generellen Fahrverhalten, bei dem er das ansehnliche Gewicht nicht verbergen kann. Der Fahrkomfort hat im Vergleich zum Vorgänger klar gewonnen, auch und besonders im kurzen Zweitürer. Präziser Feinfühligkeit auf Pkw-Niveau wirken die beiden Starrachsen an ihren langen Schraubenfedern entgegen, was der persönlichen Fahrweise schon nach kurzer Zeit eine gewisse Gelassenheit angedeihen lässt.
Dabei ist der neue Motor ein echter Überraschungsgast unter der langen Haube. In der Jeep-Historie muss man lange zurückschauen, um sich an einen Benziner zu erinnern, der ähnlich munter und forsch an die Arbeit ging. „High Output“ hatten sie damals dem Vierliter-Sechszylinder als Beinamen angehängt, der unter anderem den Ur-Wrangler aus den 1990er Jahren antrieb. Und genau an den erinnert man sich sofort, wenn der neue Jeep Wrangler JL mit dem 2.0 T-GDI zum großen Konzert aufgeigt. Das ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen, denn die erste Erkenntnis ist schon mal: Soundcheck ok! Sowohl von außen wie im Innenraum grummelt der Vierzylinder mit breiter Brust und hört sich eher nach einem Liter mehr Hubraum an. Dazu passen die dank Achtgang-Automatik ruckfreien, aber häufigen Schaltvorgänge unter Last, bei denen der Vierzylinder kerniges Zwischengas-Gepruste von sich gibt.
Die Fahrleistungen sind dabei angesichts der nicht gerade schmalhüftigen Gewichtsklasse des Jeep Wrangler durchaus respektabel, obwohl der Rubicon wegen einiger Extrapfunde und den größeren Reifen ein bisschen verhaltener beschleunigt als der Basis-Wrangler. Der Motor fühlt sich vom Druck in niedrigen Drehzahlbereichen fast wie ein Diesel an, kein Vergleich mit dem unmotivierten hochrappeln des alten V6.
Mitverantwortlich für den frühen und bissigen Antritt des 2.0 T-GDI ist sein Twin-Scroll-Lader. Bei dieser Technik werden je zwei Abgasstränge des Vierzylinders entsprechend der Zündreihenfolge zusammengefasst in separaten Kanälen auf die Turboschaufel geleitet, wodurch der Turbolader schneller und effektiver seine Ladearbeit aufnehmen kann. So erreicht man mit lediglich einem Lader ein ähnliches Ansprechverhalten wie mit einer Bi-Turboaufladung.
Das macht sich auch im Gelände bemerkbar, wo der Rubicon ohnehin stets für großes Kino sorgt. Einerseits ist – natürlich auch noch unterstützt durch die ultrakurze Geländeübersetzung – das Ansprechverhalten sehr praxistauglich, weil man auch mit sehr niedrigem Tempo ruckelfrei und mit kräftigem Durchzug auf Klettertour gehen kann. Andererseits kann die Maschine bei Bedarf sofort und ohne langes Bitten stramme Leistung abliefern, besonders wichtig an extremen Steigungen oder bei tiefen Schlammdurchfahrten.
Der neue Jeep Wrangler 2.0 T-GDI im Video
Zum Verbrauch des neuen Motors lässt sich leider noch keine belastbare Aussage machen, dafür waren die Testbedingungen mit hohem Geländeanteil zu speziell. Es ist aber tendenziell davon auszugehen, dass der WLTP-Verbrauch (10,0 Liter) nur unter großen fahrdynamischen Entbehrungen zu erreichen ist, auf eher zwölf Liter darf man sich im Alltag wohl einstellen. Ob es einem das wert ist, lässt sich zumindest einfach berechnen. Denn beim Kaufpreis sind der etwas sparsamere Diesel und der Benziner im neuen Jeep Wrangler bis auf den Cent identisch.
Jeep Wrangler 2.0 T-GDi Rubicon | |
Grundpreis | 58.000 € |
Außenmaße | 4334 x 1894 x 1879 mm |
Kofferraumvolumen | 203 bis 508 l |
Hubraum / Motor | 1995 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 200 kW / 272 PS bei 5250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 159 km/h |
Verbrauch | 10,3 l/100 km |