„Shut up and take my money!“ – so reagieren Jeep-Fans in den USA gerne, wenn sie einen richtig rattenscharfen Umbau erblicken, der sofort und auf der Stelle her muss. In diesem Fall dürfte dieser „Nimm mein Geld und gib mir sofort die Karre!“-Spruch allerdings ins Leere laufen. Denn beim Jeep Wrangler Stealth handelt es sich um ein Showcar, das für den Pariser Autosalon gebaut wurde, ein handgemachtes Einzelstück, unverkäuflich. Ob ich den vielleicht trotzdem einmal fahren dürfe, frage ich schüchtern, wenn er hier schon so herum steht, am Rande einer Jeep-Fahrveranstaltung in Sizilien?
„Sure“, sagt der Mann mit dem Autoschlüssel, „let´s go“. Na das war aber einfach! Rauf auf die Rockslider, rein in die Ledersessel, raus in die Natur.
Mehr Mut zum Radikal-Konzept
Jahrelang haben europäische Jeeper neidvoll über den großen Teich geschielt, wenn Jeep und der Haustuner Mopar ein um das andere Showcar auf die diversen Messebühnen schoben, mächtig böse, mächtig cool. Pork Chop, Blue Crush, NuKizer, Immortal – alleine die Namen der inzwischen auf mehrere Dutzend Exemplare angewachsenen Mopar-Showflotte machen richtig Alarm. In Europa war das anders – allenfalls eine frivole Farbe und ein besonders keckes Felgendesign wurde den Ausstellungsfahrzeugen auf den großen Messen gegönnt.
Seit dem Jeep Wrangler Rubicon Stealth ist das anders, er rockte die Showbühne auf dem Autosalon Paris. Und zur IAA in Frankfurt bekam er ein Brüderchen: den Wrangler Sunriser. Aber der Stealth wirkt schon farblich irgendwie böser.
Bodenfreiheit statt Spoiler
Dass es sich um ein europäisches Jeep-Showcar handelt, macht gleich der erste Schlüsseldreh klar: Statt eines brüllenden V8 erwacht unter der neuen Mopar-Motorhaube der 2,8-Liter-Turbodiesel zum Leben. Dabei fährt sich der Koloss überraschend easy. Einwandfreier Geradeauslauf ohne Zicken, sauberes und sicheres Lenkgefühl, beides keine Selbstverständlichkeit bei dem gewaltigen Umbau. Der Jeep Wrangler Stealth lässt sich fahren wir ein ganz normaler Wrangler, nur eben mit der Sitzposition im dritten Stock. Das Fahrwerk federt manierlich, trocken und ein gutes Stück steifer als die Serie, diese sündteure Feder-/Dämpfer-Kombination von Fox versteht ihr Geschäft. Seekrank wird man da so schnell nicht.
Dafür zeigt der Jeep Wrangler Rubicon Stealth auf mustergültige Weise, was Offroad wirklich gefragt ist: Bodenfreiheit statt Spoiler. Herumliegende Felsbrocken überfährt er einfach. Steine im Fahrweg, die bei einem modernen City-SUV den sofortigen Totalschaden zur Folge hätten, nimmt er nicht einmal wahr. Alleine die fast einen Meter hohen MT-Reifen bringen über sechs Zentimeter Bodenfreiheit extra. Zehn weitere steuert das Fahrwerk bei.
Jeep Wrangler Rubicon Stealth Diesel
Der Dieselmotor wirkt nicht angestrengt, die Achsübersetzung (welche verbaut ist, will der Mann von Jeep nicht verraten) passt einwandfrei zu den Riesengummis. Mit dem Wrangler Stealth sofort auf große Urlaubstour gehen? Jederzeit und ohne Bedenken. Zu eng sollte es halt nicht werden, denn die Breite des Stealth ist schon beachtlich. Noch beachtlicher ist allerdings etwas anderes: der Wendekreis. Um die 37er-Reifen von Achslenkern und Karosserie fernzuhalten, wurde er enorm beschnitten, bei Wendemanövern geht die Arbeit richtig los. Zum Trialfahren dürfte es wenige Autos geben, die ungeeigneter sind, der Stealth mag die große, grobe Weite.
Trotz des neuen Muts zu solch drastischen Concept-Cars brauchen Fans nicht darauf hoffen, ein solches Mopar-Ungeheuer künftig direkt beim Jeep-Händler bestellen zu dürfen. Eine Hersteller-Homologation in Europa würde jeden finanziellen Rahmen sprengen. So bleibt es bei Einzelstücken und für die Wrangler-Gemeinde bei der erprobten Praxis: selbst umbauen, Einzelabnahme. Die Teile, immerhin, gibt es über Mopar ganz regulär zu kaufen, dem persönlichen Stealth-Bomber steht also eigentlich nichts im Wege.
Die Umbau-Details beschreiben wir in der Fotoshow.
Jeep Wrangler Rubicon 4.0 Sport | |
Grundpreis | 30.990 € |
Außenmaße | 4020 x 1830 x 1810 mm |
Hubraum / Motor | 3960 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 128 kW / 174 PS bei 4500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 148 km/h |
Verbrauch | 14,3 l/100 km |