Seit Generationen gibt der VW Golf in der Kompaktklasse den Ton an. Doch nicht jeder Interessent mag die eher klassisch anmutende Wolfsburger Melodie hören und ist froh über modernere Werke – etwa den Mazda 3 und den Peugeot 308. Beide sind neu am Markt und setzen sich auffällig in Szene.
Mazda 3 mit eindrucksvollen 18-Zoll-Rädern
Die Karosserie des Mazda 3 ist sportlich zugespitzt, dynamisch fließend, an markanten Stellen plastisch herausmoduliert. Mit seinen eindrucksvollen 18-Zoll-Rädern festigt der als Sports-Line antretende Mazda 3 seine Rolle als Athlet im Kompakt-Umfeld. Entsprechend pflegt er den legeren Auftritt, hübscht das Interieur an gut sichtbaren Stellen mit Klavierlack-Look auf, zeigt aber mit notdürftig entgratetem Hartplastik Sparwillen
So wirkt der Mazda 3 nur beim direkt um den Fahrer gruppierten Bedienbereich hochwertig. Hier rasten die mit einem Chromkranz versehenen Regler der Klimaanlage spür- und hörbar ein. Diesem hohen Niveau halten allerdings schon die sehr einfachen Türverkleidungen des Mazda 3 nicht stand und bieten außer einer Flaschen-Mulde nicht einmal Standardablagen.
Das Tempo wird in den Instrumenten nur noch per Zahlen sowie auf dem Head-up-Display angezeigt. In der Kompaktklasse ist Letzteres einzigartig, leider projiziert es unscharfe Zeichen. Während der Fahrt liest der Mazda 3 auf Wunsch Facebook-Posts vor, wenn der Fahrer sein internetfähiges Handy mit dem Infotainment-System koppelt – allein dies dürfte für die Generation Smartphone ein Kaufgrund sein.
Peugeot 308 will auf Höhe der App-Zeit sein
Auf Höhe der App-Zeit will sich auch der Peugeot 308 zeigen und bietet internetbasierte Zusatzdienste sogar ohne Koppelung des mobilen Telefons via UMTS-Datenstick an. Dieser muss aber erst für 345 Euro erworben und dann in den USB-Schacht gesteckt werden. Immerhin sind im Preis die Gebühren für Datenverbindungen und Roaming in 17 europäischen Ländern enthalten. In einem so genannten App-Store können viele Zusatzfunktionen erworben werden, allerdings ist das Vorlesen der Facebook-Posts nicht darunter.
Davon abgesehen ist der kompakte Franzose auf Fernreisen ein angenehm ruhiger und ausgeglichener Begleiter. Beim Cockpit geht Peugeot eigene Wege; es ist schlicht, aber hochwertig gestaltet, und die Instrumente wurden weit oben auf dem Armaturenbrett platziert. Vor allem für Sitzriesen passt das gut – sie blicken übers Lenkrad auf Tacho und Drehzahlmesser. Andere dagegen verdecken sich mit dem Kranz den Blick auf die Anzeigen teilweise oder ganz – oder müssen das kleine Lenkrad des Peugeot 308 unnatürlich tief stellen, um dies zu verhindern.
Die direkte Übersetzung der Lenkung kommt Kurvenliebhabern wohl noch entgegen; doch die mangelnde Rückmeldung durch die starke Lenkunterstützung ist gewöhnungsbedürftig. Daneben beeindruckt der Peugeot 308 mit gutem Schluckvermögen auf Asphaltaufbrüchen, rollt aber geräuschvoll ab. Erst bei starker Zuladung stößt das 308-Fahrwerk an seine Grenzen – es geht dann bei derben Bodenwellen auf Block und lässt in Kurven deutliche Wankbewegungen zu.
Beim Umklappen der Rücksitzlehne ensteht eine Stufe
Hier verliert er etwas von seiner noblen Gelassenheit. Schon dass sich die Hochwertigkeit seines Instrumentenboards nicht bis zum Handschuhfach durchzieht, ist schade. Auch bei der Verarbeitung des Kofferraumes wurde gespart. Zusätzlich muss sich der Peugeot 308 vorhalten lassen, dass beim Umklappen der Rücksitzlehne eine Stufe entsteht und dass die hinten Sitzenden sich nur wie in der zweiten Klasse untergebracht vorkommen: Die massigen Vordersitze kosten Bein- und Fußfreiheit, die Ellbogen stoßen an die seitlichen Verkleidungen.
Auch der deutlich gewachsene Mazda 3 enttäuscht bei der Platzausbeute etwas, ist er doch mittlerweile bei fast viereinhalb Meter Länge angekommen. Doch sein Dachbogen lässt bereits von außen erwarten, dass es innen an Kopffreiheit fehlen würde. Wie im Peugeot beklagen Großgewachsene auch mangelnde Beinauflage, während sich die vorne Platzierten über gut stützende Sitzwangen freuen können.
Mazda 3 mit knackigem Schaltgetriebe
Sobald der Kompakte aus Japan quirlig über die Landstraße fegt, ist man über diesen seitlichen Halt froh. Das straffe, aber nicht ungebührlich harte Fahrwerk gibt dem Fahrer ebenso jederzeit Rückmeldung über die Griffigkeit des Asphalts wie die präzise Lenkung. Dazu passt das äußerst knackig zu schaltende Getriebe und der gut aufs Gas ansprechende Zweiliter-Vierzylinder. Er fällt hier völlig aus dem Rahmen, verfügt zwar über ein Start-Stopp-System samt Rekuperation, muss aber ganz nach alter Schule ohne Turbolader auskommen.
Offensichtlich sieht Mazda keine Notwendigkeit für Downsizing, will den Verbrauch alleine über innermotorische Maßnahmen in den Griff bekommen. Tatsächlich lässt sich der Mazda 3 auffallend sparsam bewegen und unterbietet den Peugeot 308 im Schnitt mit drei Zehntel Liter auf 100 Kilometer. Und der Mazda beschleunigt auch besser als der Peugeot – trotz des deutlich später anliegenden maximalen Drehmoments.
So hat jeder sein Für und Wider. Gerade durch ihre Andersartigkeit beweisen beide Konkurrenten Charakter: Der Mazda präsentiert sich als Sportler mit optischer Präsenz, der Peugeot als erster Großserien-Allrounder, der den Bediengedanken von Apple aufgreift.
Fazit
Die beiden neuen Kompakten unterscheiden sich im Charakter deutlich: Der Mazda 3 tritt sportlich auf und begeistert mit hoher Agilität, der Peugeot 308 setzt auf Gediegenheit und besseren Federungskomfort samt modernerem Bediensystem. Am Ende fällt der Vorsprung des Mazda äußerst knapp aus – beide Kontrahenten liegen nach Punkten eng beieinander.
Peugeot 308 125 THP Allure | Mazda 3 Skyactiv-G 120 Sports-Line | |
Grundpreis | 23.450 € | 23.490 € |
Außenmaße | 4253 x 1804 x 1457 mm | 4460 x 1795 x 1450 mm |
Kofferraumvolumen | 420 bis 1309 l | 364 bis 1263 l |
Hubraum / Motor | 1598 cm³ / 4-Zylinder | 1998 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 92 kW / 125 PS bei 6000 U/min | 88 kW / 120 PS bei 6000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 202 km/h | 195 km/h |
0-100 km/h | 10,2 s | 9,9 s |
Verbrauch | 5,8 l/100 km | 5,1 l/100 km |
Testverbrauch | 7,2 l/100 km | 6,9 l/100 km |