Die Hybrid-Versionen der CLA -Baureihe sind wie viele andere Fahrzeuge waschechte Corona-Opfer, denn eigentlich hätten die Teilzeit-Stromer auf dem abgesagten Genfer Autosalon vorgestellt werden sollen. Aber jetzt elektrifiziert Mercedes den Rest der Kompaktklasse-Truppe (auch den GLA). Der CLA als Plugin-Hybrid (PHEV) ist ab sofort für mindestens 42.450 Euro (Coupé) oder 46.950 Euro (Shootingbrake) bestellbar. Ob sich das lohnt? Unser Fahrbericht liefert eine erste Orientierung.
Über den CLA an sich und sein angepeiltes Klientel müssen wir an dieser Stelle nicht mehr im Detail sprechen. Sowohl Coupé als auch Shootingbrake sind die kostspieligeren Design-Derivate der A-Klasse. Als Stufenheck mit vier Türen oder Kombi mit platzsparendem Frontantrieb könnten sie auch manchen C-Klasse-Kunden erreichen, auch weil die höhere Preise gewöhnt sind. Die (allerdings stärkere) PHEV-C-Klasse ist rund 6000 Euro teurer als das viertürige Coupé. Den angehobenen Umweltbonus von aktuell 5.625 Euro für Plugin-Hybride ab 40.000 Euro Nettolistenpreis gibt's für beide.
175 Kilo schwereres Coupé
Der Antriebsstrang kommt, wenig überraschend, aus dem A 250 e und besteht entsprechend einen 160 PS starken Vierzylinder-Benziner mit 1,33 Litern Hubraum. Dazu gesellt sich eine ins Gehäuse des Achtgang-Doppelkupplungsgetriebes intregierte E-Maschine mit 75 kW, mit der die Systemleistung auf 218 PS klettert. Rein elektrisch kann der CLA PHEV 70 Kilometern zurücklegen (nach NEFZ). Dazu lässt sich ein reiner E-Modus wählen. Der Elektromotor leisten seinen Beitrag zum Vortrieb bis zu einer Geschwindigkeit von 140 km/h leistet, darüber braucht es den Vierzylinder Turbo. Was auf den ersten Metern sofort auffällt, ist die satte Straßenlage. Uncharmant formuliert würde es heißen: das Fahrzeuggewicht von 1.725 Kilo für ein vergleichsweise kleines Auto (1.750 Kilo beim Shootingbrake). Ein CLA Coupé in 250 4Matic-Ausführung bringt zum Vergleich 1.550 Kilo auf die Waage.
Weil aber auch die Lenkung ordentlich straff ausfällt, die Verarbeitung dem Grundpreis mindestens gerecht wird und der 250 e lautlos vom Parkplatz gleitet, wirkt der CLA-Hybrid eben satt und nicht schwerfällig. Für ein Auto mit Coupé-Linienführung ist zudem die Rundumsicht trotz der schmal geschnittenen Glasflächen erstaunlich gut. Der schmale Schnitt fällt eher beim Platz nehmen auf dem Fahrersitz auf. Hier ist der Pilot recht eng vom Cockpit umschlossen. Das stört nur deshalb ein wenig, weil die rechte Hand am Lenkrad das untere linke Eck des mittigen Infotainment-Screens verdeckt. Dort wird zum Beispiel die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung via Verkehrszeichenerkennung abgebildet, wobei andere Displays die ebenfalls ausspielen können. Zudem führt die flach stehende Frontscheibe dazu, dass der Innenspiegel gerne den Blick auf Ampeln oder Verkehrszeichen versperrt.
Eine harmonische Mischung
Auf der Autobahn bietet sich die Gelegenheit, das Zusammenspiel von Elektro- und Benzinantrieb zu erfahren. Im Headup-Display lässt sich das durch eine kombinierte Echtzeit-Verbrauchsanzeige visualisieren. Auf den ersten Blick wirkt das kreisrunde Widget überladen. Links klettert ein "Liter-pro-100-Kilometer"-Balken nach oben, rechts zeigt das Instrument gleichzeitig den kWh-Verbrauch an. Hat man sich nach einiger Zeit an die Darstellung gewöhnt, erkennt man die clevere Mischung beider Antriebskonzepte. Bei sanfter Beschleunigung übernimmt die E-Maschine den Löwenanteil der Arbeit. Erreicht die Leistungsanforderung ein Niveau, auf dem der Elektroantrieb die Komfortzone seiner Effizienz verlässt, steigt der Benziner-Anteil. Bei maximaler Lastanforderung klettern beide Balken gleichermaßen in die Höhe. Die Visualisierung im Headup-Display ist deshalb spannend, weil das Zusammenspiel beider Motoren so stufenlos und unbemerkt erfolgt, dass man es bei der Fahrt kaum bemerkt.
Vor allem, wenn Musik aus den Boxen dringt, und den unter Last leicht knurrigen Verbrenner übertönt. Womöglich nur eine Randnotiz, aber dennoch eine Erwähnung wert: Die Wiedergabe von Musiktiteln via Bluetooth-Streaming erreicht hier eine Qualität, die sich beinahe mit dem Abspielen einer CD vergleichen lässt. Doch zurück auf die Straße: Hier spielt der CLA eine weitere Qualität aus. Die bereits erwähnte straffe Lenkung erfreut mit großer Präzision ebenso wie mit einem ruhigen Geradeauslauf. Das Fahrwerk, ebenfalls von der strafferen Sorte, hält den Hybrid auch bei hohen Tempi von Wellen und Querfugen unbeeindruckt in der Spur.
Der Schein trügt
Die Erreichung jener Tempi gelingt in einem rucklosen Rutsch, besonders weil das Doppelkupplungsgetriebe unter Lastanforderung sehr präzise agiert, die Gänge angemessen weit ausfährt und geschmeidig wechselt. Während die Achtgang-Box in den reinen Verbrenner-Varianten bei ruhiger Fahrweise etwas aufgeweckter agieren dürfte, kaschiert im Hybrid der Elektromotor jeglichen Schluckauf. Wer durchziehen will, sprintet laut Mercedes in 6,8 Sekunden auf Landstraßentempo. Wie die Drehmomentangabe von 450 System-Newtonmetern klingt das dynamischer, als es sich anfühlt. Die gute Dämmung und die wiederum satte Straßenlage verstecken die emotionalen Vorzüge eines Beschleunigungsvorgangs, ohne ihn in Wahrheit zu verlangsamen. Die Fahrt fühlt sich folglich langsamer an, als sie wirklich ist. Ein Umstand, an den man sich gewöhnen muss.
Neben der Standardeinstellung "Comfort" stehen auch ein Individual- und ein Sport-Modus zur Auswahl. Letzterer ist dabei durchaus verzichtbar, denn die Spreizung fällt sehr klein aus. Besonders mit Blick auf den Vortrieb. Zwar schärft die Sport-Einstellung Gaspedal-Kennlinie und Dämpfer leicht nach und zurrt auch das Lenkrad noch ein wenig fester, doch für das Fahrerlebnis tut das wenig. Die Beschleunigung auf mehr als 200 km/h ist auch im Komfort-Modus Spaziergang genug.
Fazit
Wer seine Design-Ansprüche mit Umweltbonus und Effizienz garnieren möchte, findet in den PHEVs der CLA -Baureihe von Mercedes eine Heimat. Das Zusammenspiel von Elektromotor und Benziner ist kaum harmonischer vorstellbar, zudem erfreuen die präzise Lenkung und die satte Straßenlage. Jetzt müssten Sie nur noch Willens sein, den Preis dafür zu bezahlen, denn günstig wird das trotz Prämie nicht.