Neben der C-Klasse ist der SUV GLC einer der Bestseller im Mercedes-Portfolio. Im Juni feiert die neue Generation X254 ihre Weltpremiere, etwas später im Sommer folgt die Markteinführung. Damit wir Sie sich schon mal auf dieses Ereignis vorbereiten können, sind wir der Einladung der Stuttgarter gefolgt und haben uns für eine Mitfahrt auf den Beifahrersitz geschwungen. Am Steuer: Peter Kolb, Leiter Gesamtfahrzeugerprobung für die E-Klasse, den EQC und eben jenen GLC.
Mehr Länge und Laderaum
Wie bisher basiert der SUV auf einem Plattform-Derivat, das auf die C-Klasse zurückgeht. In diesem Fall auch auf die S-Klasse, denn zum Einsatz kommt die MRA (Modular Rear Architecture) zweiter Generation. Also die Hinterradantriebsplattform für längseingebaute Frontmotoren. Verglichen mit dem Vorgänger streckt sich der Neue sechs Zentimeter weiter in die Länge, der Radstand legt um 15 Millimeter zu. So liegt die Gesamtlänge fortan bei 4,72 Metern, was insbesondere dem Ladeabteil zugute kommt, das nun mit glatten 600 Litern Volumen derer 50 mehr bereitstellt. "Außerdem mussten wir etwas mehr Platz für größere Batterien einplanen", fügt Peter Kolb hinzu. Die PHEV-Versionen sollen analog zu den modernsten Marken-Geschwistern rein elektrisch bis zu 100 Kilometer zurücklegen können und per DC-Ladung mit maximal 60 kW in 30 Minuten bei 100 Prozent sein. Zwei Benziner-PHEV und ein Selbstzünder mit Stecker sind in der Pipeline.
Einen Plug-in-Hybrid fahren wir heute zwar nicht, ganz ohne Elektrifizierung geht es bei Mercedes aber nicht mehr. Unserem 265 PS starken Diesel leisten sowohl ein integrierter Startergenerator (ISG) als auch ein 48 Volt Bordnetz Gesellschaft. Mit seinen 195 kW bildet das Aggregat die Speerspitze unter den Vierzylinder-Selbstzündern. Die Leistungsdaten kommen Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, denn dieser Antrieb arbeitet auch in der aktuellen C-Klasse, präzise im C 300 d. Zum Marktstart versprechen die Stuttgarter Vierzylinder-Diesel und -Benziner in unterschiedlichen Leistungsstufen. Wer mehr braucht, muss sich länger gedulden – ein Sechszylinder-Diesel kommt ebenso später wie die AMG-Versionen.
Bereits auf den ersten Metern festigt sich allerdings der Eindruck, dass es dem Vortrieb des Testwagens nicht an Vehemenz fehlt. Und das, obwohl er akustisch keine großen Wellen zur Illustration schlägt. "In allen schallübertragungsrelevanten Bereichen des Rohbaus haben wir Bitumen-Dopplerbleche verbaut", erklärt Kolb das leise Dahingleiten. Dämmschäume, eine verbesserte Steifigkeit und optional doppelt verglaste Seitenscheiben tun ihr Übriges. Letztere sind Bestandteil eines gesonderten Akustik-Pakets, das Mercedes für den neuen GLC anbieten will. Der SUV war ja schon zuvor ein komfortables Reisefahrzeug und die Stuttgarter haben ganz offensichtlich nicht vor, daran etwas zu ändern.
Neuer Offroad-Screen
Unter den schwarzen Abdeckungen im hoch aufbauenden Cockpit erkennen wir aller Verhüllung zum Trotz das Cockpit der C-Klasse. Mittig sitzt der bekannte 11,9 Zoll große Touchscreen, hinter dem Lenkrad stellt ein konfigurierbares Display die Instrumente dar. Zur Demonstration eines neuen GLC-spezifischen Features lüftet Peter Kolb die Abdeckung dann doch für einen Moment. Das Infotainmentsystem wurde um einen Offroad-Screen erweitert. Hier fasst das MBUX der aktuellsten Generation alle Informationen zusammen, die für einen Ausflug ins Gelände wichtig sind, darunter Kompass, Neigungswinkel, Momentverteilung, Reifendruck und eine Direktwahl zur "durchsichtigen Motorhaube".
Bei Tempi unterhalb von 20 km/h zeigt die Kamera ein errechnetes Bild der Frontpartie so, als würde man direkt unter das Auto blicken. Wer dort ein Hindernis erspäht, kann es dann wahlweise umfahren, oder in der Gelände-Stellung des Luftfahrwerks (+50 Millimeter) unbeeindruckt überrollen. Mit den Offroad-Qualitäten ist es den Stuttgartern ebenso ernst wie mit dem Komfort.
Ganz schön angespannt
Am anderen Ende der Fahrdynamik-Skala präsentiert Kolb auf einer geschwungenen Landstraße den Sport-Modus. Kaum aktiviert, spannt der GLC spürbar die Muskeln an. Sogar der Vierzylinder ist zwei Nuancen deutlicher zu hören. Das Luftfahrwerk und die gestraffte Verstelldämpfung verbitten sich Wankbewegungen und Verlust von Fahrbahnkontakt, während der 4Matic-Allradantrieb den mehr als zwei Tonnen schweren SUV durch die Biegungen zieht. Von Unruhe keine Spur, stattdessen ist stoische Neutralität angesagt. Die präzise Linie unterstützt eine Hinterachslenkung ab 60 km/h mit bis zu 4,5 Grad gleichsinnigem Einschlag. Unterhalb dieses Tempos helfen die Räder am Heck durch gegensinniges Einschlagen beim Rangieren und einer Reduktion des Wendekreises auf 10,8 Meter. Zur Veranschaulichung: Das ist Golf-Niveau.
Schön zu spüren: Die Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit ist mehr als eine Akzentfarbe der Ambientebeleuchtung. "Das Auto kannst du eigentlich nicht mehr von der Straße schmeißen", freut sich der Entwicklungsingenieur. Da haben sich die sieben Millionen Erprobungskilometer offenbar gelohnt.
Fazit
Wer sich für so einen SUV entscheidet, will ein breites Anwendungs-Spektrum abdecken. Der GLC bietet neben Geländegängigkeit und Komfort auch Dynamikreserven für die kurvige Landstraße. Neuste Assistenzsysteme und das aktuelle MBUX-Infotainment machen den GLC zum echten Allrounder.