Mercedes GLE 300d (2019) Fahrbericht: Reicht der 4-Zylinder?

Mercedes GLE 300d im Fahrbericht
Ist ein Zweiliter-Diesel der richtige Antrieb?

Zu einem Preis von 65.807 Euro bietet Mercedes das GLE-Einstiegsmodell 300d an. Der Vierzylinder ist rund 3.500 Euro günstiger als der 350d mit Sechszylinder-Diesel. Lohnt der Verzicht?

Mercedes GLE 300d 4Matic (2019)
Foto: D. Weyhenmeyer/Daimler

Mercedes will mit dem GLE 300d Preis- und CO2-sensible Kunden ansprechen. Dass der Einstiegspreis in den GLE mit Vierzylinder 65.807 Euro beträgt, zeigt nur, auf welch hohem Niveau Sensibilität geübt wird. Die Preisdifferenz zum Sechszylinder erscheint nicht so groß wie jene beim CO2-Ausstoß: 161 bis 169 Gramm beim Vierzylinder stehen 187 bis 198 g CO2 des Sechszylinders gegenüber.

Geringer Unterschied bei Grundpreis und Fahrleistungen

Die Fahrleistungen unterscheiden sich auf dem Papier klar, aber nicht um Welten: 7,2 statt 6,6 Sekunden für den Spurt von null auf 100 km/h und 225 zu 230 km/h Höchstgeschwindigkeit. Scheint so, als könnte auch der Vierzylinder genügen.

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Tatsächlich geht der GLE 300d nicht schlecht. Doch so richtig von tief unten kommt die Kraft nicht; Zwischen 1.600 und 2.400/min liegt auf dem Prüfstand das maximale Drehmoment an, auf der Straße sind eher 2.000/min nötig, um auch aus Kehren nachdrücklich beschleunigen zu können. Kehren gibt es jede Menge auf der Transfogarascher Hochstraße, die sich zwischen der Großen Walachei und dem Olt-Tal durch die Transsilvanischen Alpen schlängelt.

Zügig bergauf mit 500 Nm

Mercedes GLE 300d 4Matic (2019)
D. Weyhenmeyer/Daimler
Kann auch zügig: Kurven nimmt der GLE mit präziser Lenkung und wenig Wanken.

Recht zügig schubst der Vierzylinder-Diesel den GLE den Berg hinauf, braucht nach langsamen Kehren jedoch immer wieder einen Moment, bis er seine Kraft beisammen hat. Die Neungang-Automatik unterstützt den OM 654 nach Kräften mit geschmeidigen Gangwechseln. Freudig dreht der Motor hoch, vergisst dabei jedoch mitunter seine gute Kinderstube; trotz des im Testwagen installierten Motorsound-Paket klingt der Diesel eher angestrengt als souverän. Mit 7,0 bis 7,3 Litern WLTP-Normverbrauch verspricht der Vierzylinder-GLE dafür reichlich Reichweite; 65 Liter passen in den Tank.

GLE-Stärken: Reisekomfort und Platz

Mercedes GLE 2019 Weltpremiere
Daimler AG
Für 1083 Euro extra klappt eine dritte Sitzreihe aus dem Kofferraumboden.

Große, vielfältig verstellbare und fest gepolsterte Sitze nehmen langen Strecken den Schrecken. Die Luftfederung macht selbst mit den 21-Zoll-Rädern des Testwagens auch üble Wellen und fiese Löcher platt – Löcher und Wellen gibt es auf der Transfagarasan noch mehr als Kurven. Platz gibt es ebenfalls reichlich, die Rückbank bietet genügend Platz für drei Reisende und genügend Knieraum für Langbeinige.

Überraschend kurvenfest

Sollte ein Bär oder ein herumstreunender Hund vor dem Auto auftauchen, verzögert der leer 2.165 Kilogramm schwere Wagen zur Not vehement – kurze Bremswege waren Entwicklungsziel. Beim Ausweichen helfen die präzise Lenkung und das tückenfreie Eigenlenkverhalten. Kurven machen im GLE erstaunlich viel Spaß: Das Auto bleibt präzise auf Kurs, Wanken und Stampfen hat die Dämpfung gut unter Kontrolle. Das immerhin gilt für den 300d ebenso wie für die stärkeren Versionen.

Fazit

Vierzylinder-Diesel können auch Fullsize-SUV antreiben. er Vierzylinder ist als Einstiegsmodell sehr souverän unterwegs. Doch mehr Reserven und Antriebskomfort bietet der 350d. In diesem Fall ist der Preisunterschied zum Sechszylinder zu gering: Für 3.689 Euro mehr bekommt der Käufer das vollwertigere und harmonischere Auto.

Technische Daten
Mercedes GLE 300 d 4Matic
Grundpreis71.364 €
Außenmaße4924 x 1947 x 1797 mm
Kofferraumvolumen630 bis 2055 l
Hubraum / Motor1950 cm³ / 4-Zylinder
Leistung180 kW / 245 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit225 km/h
Verbrauch6,1 l/100 km