Eine Pause? Kann sich Opel derzeit nicht leisten, schließlich sollen ab 2028 nur noch elektrisch angetriebene Modelle angeboten werden. Also folgt auf Corsa, Mokka, Combo und Zafira der in der elften Generation gebaute Astra als BEV – und der läuft im Stammwerk Rüsselsheim vom Band.
Äußerlich ist diese Antriebsvariante kaum von den Plug-in-Hybrid- und Verbrennermodellen zu unterscheiden. Wer genauer hinsieht, erkennt, dass der Kompakte höher baut als die übrigen Modelle der Baureihe. Der im Unterboden verräumte Akkupack erhöht den Stromer um 18 Millimeter gegenüber dem Basismodell. Als Electric trägt er die Front- und Heckschürzen des Sportmodells GSe. Ein kleines "e" an der Heckklappe dient zusätzlich als Erkennungsmerkmal. Ansonsten gleicht der Electric den anderen Modellvarianten optisch bis ins Detail – mit der Ausnahme, dass sich hinter dem Tankdeckel nun die Ladebuchse verbirgt.
Ein Kompakter zum Gleiten
Innerhalb des Stellantis-Konzerns teilt sich der frontgetriebene Astra Electric die technische Basis mit dem Peugeot e-308. Rüsselsheims kompakter Stromer soll vergleichsweise geringe 1.679 Kilogramm auf die Waage bringen, was nahezu dem Gewicht der Plug-in-Hybrid-Variante entspricht und damit die Konkurrenz unterbietet. Das Gewicht hilft dem Verbrauch, den Opel mit 14,8 kWh auf 100 Kilometer angibt. Während der ersten Ausfahrt pendelte sich der Wert laut Bordcomputer bei 13,5 kWh ein. Wie hoch der Verbrauch tatsächlich ausfällt, wird ein ausführlicher Test zeigen. Nach WLTP-Zyklus kommt Opels Kompakter mit dem 54 kWh fassenden Akku bis zu 418 Kilometer weit. Nützlich im Winter: die serienmäßig verbaute Wärmepumpe.
Bei Kick-down und im Sportmodus liefert der Elektromotor eine Spitzenleistung von 115 kW. Im Eco- und Normal-Modus wird die Leistung auf 79 beziehungsweise 100 kW gedrosselt. 15 kW mehr Leistung als bei der ersten Generation dieses Elektroantriebsstrangs von Stellantis machen sich während der Fahrt nur selten bemerkbar. Im Stadtverkehr beschleunigt der Astra Electric zügig, bei Geschwindigkeiten über 100 km/h geht es deutlich gemächlicher voran. Und wie stellt sich der Opel in Kurven an? Der durch den Akku niedrige Schwerpunkt hilft prinzipiell dem ohnehin lebendigen Handling des Astra, doch die rollwiderstands- optimierten Reifen lassen ihn eher früher als später untersteuern. Da passt es ins Bild, dass die Lenkung zwar angenehm präzise arbeitet, aber mit Rückmeldung geizt. Durch ihre künstliche Verhärtung im Sportmodus verbessert sich das Lenkgefühl übrigens keineswegs.
Bis zu 170 km/h schnell
Legten die Entwickler also ihren Fokus auf den Komfort? Durchaus, die Fahrwerksabstimmung pariert die meisten Bodenunebenheiten akkurat. Passend dazu: die bequemen Vordersitze mit AGR-Siegel. Besonders im unteren Rückenbereich bieten diese einen angenehmen Sitzkomfort. Es spricht also wenig gegen eine theoretisch über 400 Kilometer lange Reise an das Reichweitenlimit des Electric.
Vor allem im Stadtverkehr fällt auf, wie wenig Fahr- und Umgebungsgeräusche in den Innenraum eindringen. Fahrwerk und Reifen machen sich nur bei gröberen Unebenheiten akustisch bemerkbar. Bei autobahntauglichen 170 km/h findet die Beschleunigung ihr elektronisch begrenztes Ende, nur der Hyundai Ioniq 5 erreicht in dieser Klasse mit 185 km/h eine höhere Endgeschwindigkeit – eine Randnotiz. Da enttäuscht es angesichts des hohen Einstiegspreises von 45.060 Euro eher, dass die Heckklappe nur manuell öffnet und die Längsverstellung der Sitze ebenso händische Betätigung erfordert. Letzteres liegt an der im Vergleich zum PHEV veränderten Hinterachse, die mehr Platz benötigt.
Platztechnische Gründe erklären auch das fehlende Unterbodenfach im Kofferraum. An praktischen Fächern im Innenraum mangelt es dem Astra Electric hingegen nicht. Wem das dennoch nicht reicht, der muss sich noch etwas gedulden und kann ab Herbst den Electric auch mit Kombi-Heck als Sports Tourer erwerben. Zu dessen Kofferraumgröße existieren derzeit noch keine Angaben. Fest steht aber, dass auch bei diesem Modell der Raum über dem Ladeboden gleich groß wie der des Verbrennerpendants ausfällt.
Ambitionierte Preise
Zum Marktstart des Schräghecks ist der Electric zunächst ausschließlich in der gehobenen GS-Ausstattungslinie erhältlich. Zur Vollausstattung fehlt ihm da nur noch das Ultimate-Paket, das unter anderem Matrix-LED-Scheinwerfer und ein Head-up-Display beinhaltet. Serienmäßig hingegen: das für viele Kunden sicher nicht unerhebliche Gefühl, sich trotz neuer Antriebsart nicht gleich an ein völlig neues Auto gewöhnen zu müssen.
Opel Astra Electric GS | |
Grundpreis | 45.060 € |
Außenmaße | 4374 x 1860 x 1488 mm |
Kofferraumvolumen | 352 bis 1268 l |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Verbrauch | 14,8 kWh/100 km |