Okay, verkneifen wir uns mal die Sinnfragen und nehmen die Autos einfach als das, was sie nun mal sind: in diesem Fall zwei leidlich geräumige Kombis, je nach Motorisierung um die 40.000 Euro teuer und dank Allradantrieb sowie leichter Höherlegung für die etwas rustikaleren Aufgaben des Alltags gerüstet. Seitdem sogar der nüchterne VW Passat als Alltrack lieferbar ist, kam offensichtlich auch Opel nicht um eine Landlust-Version des Opel Insignia herum.
Zum auf der IAA präsentierten Facelift lanciert Opel also den Opel Insignia Country Tourer. Vermutlich ist es ja bei all den Allroads, Alltracks, Outbacks und Cross Countrys schwieriger, einen passenden, englisch klingenden Namen für einen leicht höhergesetzten Allrad-Kombi zu erfinden, als das Auto selbst auf die Räder zu stellen.
Was nicht heißen soll, dass Opel es sich leicht gemacht hätte. Der Opel Insignia Country Tourer sieht ganz wertfrei betrachtet rundum stimmig aus mit seinen schwarzen Radblenden, den Seitenverkleidungen und dem angedeuteten Unterfahrschutz. Allerdings ist der Audi A4 Allroad nach ganz ähnlichem Muster gebaut. Nur wirkt er neben dem Opel Insignia Country Tourer viel zierlicher, trotz der ausgestellten Radhäuser und den silbrigen Bodenplatten zwischen den Rädern.
Mehr Platz im Opel Insignia Country Tourer
Dieser erste Eindruck täuscht nicht, denn der Opel Insignia Country Tourer ist fast 20 Zentimeter länger, drei Zentimeter höher und einen Hauch breiter als der A4. Wer viel Wert auf großzügiges Raumangebot legt, wird also mit dem Opel Insignia glücklicher. Zwar finden die Insassen weder vorn noch hinten viel mehr Platz vor, doch sie können immerhin mehr Gepäck mitnehmen. 540 Liter passen normalerweise in den Tourer-Kofferraum, maximal sind es 1.530. Die entsprechenden Werte des Avant: 490 und 1.430 Liter. Zudem lässt sich das Ladeabteil des Audi wegen des schrägen Heckabschlusses und der vergleichsweise kleinen Öffnung weniger gut nutzen.
Doch schließlich wird so ein Crossover-Kombi nicht nur gekauft, um ihn vollzuladen, sondern zum Fahren. Der Audi A4 ist seit der kleinen Modellpflege im Frühjahr 2012 mit drei verschiedenen Motoren und unterschiedlichen Leistungsstufen verfügbar. Den Zweiliter-Benziner mit 225 PS gibt es wahlweise als Schalter oder mit Doppelkupplungsgetriebe. Größer ist die Auswahl bei den Dieseln, wo der Allroad-Interessent zwischen dem Zweiliter-TDI mit 150 und 177 PS sowie dem Dreiliter-V6 mit 245 PS wählen kann.
Den Opel Insignia Country Tourer gibt es dagegen als Benziner nur mit dem neuen Zweiliter-SiDi und 250 PS sowie als 2.0 CDTi mit 163 PS oder als Biturbo mit 195 PS. Beide Crossover-Kombis gibt es übrigens nur mit Allradantrieb, den Audi mit Torsen-Verteilergetriebe, den Opel Insignia Country Tourer mit Haldexkupplung.
Unterschiede im alltäglichen Fahrbetrieb ergeben sich dadurch kaum, beide haben selbst auf losem Untergrund reichlich Traktion; selbst wenn der Opel Insignia Country Tourer wie in diesem Fall als Zweiliter-Benziner mit 250 PS antritt. Der neue SiDi-Motor erweist sich im Übrigen bei der ersten Ausfahrt als kultivierte, drehmomentstarke Antriebsquelle, die hauptsächlich durch leisen, vibrationsarmen Lauf und spontane Gasannahme auffällt.
Überarbeitet wurde bei der Modellpflege auch das Fahrwerk. Eine modifizierte Abstimmung von Federung und Stabilisator an der Vorderachse und eine fast komplett neu konstruierte Hinterachse sollen für mehr Komfort und ein exakteres Fahrverhalten sorgen. Diese Operation scheint nach einem ersten Fahreindruck ebenfalls gelungen zu sein. Der Opel Insignia Country Tourer federt feinfühlig ein, die Lenkung zeigt sich rückmeldungsintensiv sowie leichtgängig und zielgenau.
Ohnehin ist der Opel hier im Vorteil. Alle Allrad-Versionen des Opel Insignia sind serienmäßig mit dem adaptiven Flexride-Fahrwerk ausgerüstet, beim Allroad Quattro hingegen ist das Adaptiv-Fahrwerk auch nicht gegen Aufpreis verfügbar. So holpert der Audi-Kombi etwas unbeholfener über Unebenheiten, ohne freilich durch ungebührliche Härten aufzufallen.
Allen Opel Insignia-Versionen gemein ist das gegen Aufpreis (1.200 Euro) verfügbare Infotainment-System mit völlig neu gestalteter Bedienung. Anstelle eines zentralen Dreh-Drück-Stellers kommt ein Touchpad zum Einsatz, mit dessen Hilfe ein Cursor über den acht Zoll großen Zentralmonitor gelotst wird. Hört sich komplizierter an, als es ist, mit etwas Gewöhnung gelingt die Bedienung ganz gut. Ebenfalls aufpreispflichtig (235 Euro), jedoch verzichtbar, ist das programmierbare TFT-Display statt des einfachen Tachos.
Opel Insignia Country Tourer ist preiswerter
Da wir schon beim Geld sind: Der Opel Insignia ist das preiswertere Auto, den Country Tourer gibt es ab 36.990 Euro inklusive Allrad- antrieb und Adaptivfahrwerk sowie mit 163-PS-Diesel. Ein vergleichbar motorisierter Audi A4 Allroad 2.0 TDI (150 PS) ist mindestens 38.350 Euro teuer, die Version mit 177 PS startet ab 40.450 Euro. Noch größer ist die Preisdifferenz bei den Benzinern: Der Zweiliter-SiDi kostet ab 38.415 Euro, der Audi mit 225-PS-TFSI-Motor ab 41.800 Euro. Das ist auf dem Land eine Menge Holz.
Opel Insignia Country Tourer 2.0 SIDI Turbo Country Tourer | Audi A4 Allroad Quattro 2.0 TFSI | |
Grundpreis | 38.735 € | 42.650 € |
Außenmaße | 4920 x 1856 x 1526 mm | 4721 x 1841 x 1495 mm |
Kofferraumvolumen | 540 bis 1530 l | 490 bis 1430 l |
Hubraum / Motor | 1998 cm³ / 4-Zylinder | 1984 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 184 kW / 250 PS bei 4500 U/min | 165 kW / 225 PS bei 4500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h | 234 km/h |
Verbrauch | 8,1 l/100 km | 7,0 l/100 km |