Renault 5 E-Tech: Erste Fahrt mit neuer E-Plattform

Renault 5 E-Tech
100 kW stark und lebendiger als ein Zoe

Unter dem Slogan "Kleiner Freund" wurde der R5 ab 1972 ein Riesenerfolg, rund neun Millionen Exemplare entstanden. Kann der neue Renault 5 E-Tech eine ähnliche Erfolgsstory hinlegen? Wir haben schon mal ein paar Runde mit der neuen Elektro-Plattform gedreht.

Jede Marke hat so ihre Ikonen, bei Renault gehört der R5 von 1972 fraglos dazu. Schließlich revolutionierte der kompakte Renault das Kleinwagen-Segment mit klassenlos schickem Auftritt, großer Heckklappe und den ersten Kunststoff-Prallflächen als Stoßfänger. Zudem überzeugte nicht nur das ebenso revolutionäre und wie harmonische Design. Auch die inneren Werte mit sparsamen Vierzylindern und dem überaus kommoden Fahrzeug passten. Dazu ein Hauch französisches Savoir Vivre: Liegesitze und drei Aschenbecher.

Unsere Highlights

Ob der fürs nächste Jahr fest eingeplante Renault 5 E-Tech dem historischen Vorbild oder der aufsehenerregenden Designstudie ähneln wird, weiß Entwicklungs- und Testingenieur Jean-Sébastian Blazy nicht. Er ist für die Technik zuständig. Zu Liegesitzen und Aschenbechern kann er nichts sagen. Doch er bittet auf den Beifahrersitz eines unscheinbaren Clio. Um uns herum erstreckt sich das weitläufige Renault-Testgelände von Aubevoye in der Normandie.

CMF-B-EV-Plattform

Journalisten hätten sie hier nicht so häufig zu Gast, erzählt Jean-Sébastian. Dafür käme jedoch CEO Luca di Meo öfter mal vorbei, um persönlich mit den verschiedenen Prototypen ein paar Runden zu drehen. Heute sind freilich wir dran. Unter dem weißen Clio-Kleid steckt die Technik der künftigen CMF-B-EV-Plattform, die nicht nur den Renault 5 E-Tech, sondern viele weitere Modelle der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz antreiben soll.

Im Interieur ist vom neuen Unterbau kaum etwas zu erkennen. Nur ein Messgerät für Batterie-Befindlichkeiten wie Ladestand, Zelltemperatur und Energieverbrauch sowie ein massiver Notaus-Schalter in der Mittelkonsole verraten hier, dass wir nicht in einem normalen Clio unterwegs sind. Natürlich habe man viele Teile des Clio-Unterbaus übernommen, erzählt der Ingenieur. So verfüge dieses Auto, in dem wir gerade fahren, noch über den Radstand des Clio. Eine spätere Version, die wir gleich noch fahren, habe dagegen deutlich weniger, man munkelt von rund 17 Zentimeter weniger Achsabstand.

100 kW Leistung und bis zu 52 kWh Energieinhalt

Spontanes und agiles Fahrverhalten sei dabei ein Entwicklungsziel gewesen. So richtig merken wir das später im kurzen Prototypen – auch er im Clio-Kleid. Mit knappen, direkten Lenkbewegungen lässt er sich durch schnelle Kurvenpassagen und enge Kehren dirigieren, das Untersteuern weitgehend verschwunden, die Traktion deutlich verbessert. An dem Wagen mit dem kürzeren Radstand könne man bereits erkennen, in welche Richtung die Abstimmung nun weiterginge, erzählt der erfahrene Ingenieur nun vom Beifahrersitz aus. Gerade bei einem Auto wie dem Renault 5 E-Tech dürfe der Fahrspaß nicht zu kurz kommen. Da sind die Entwickler in Aubevoye auf einem guten Weg. Der Prototyp liegt neutral, die Lenkung agiert direkt und mitteilsam, das wirkt alles schon recht ausgereift.

Mit technischen Daten ist man dagegen nicht so mitteilsam. Von zwei Batterieversionen, einer mit 40 sowie einer größeren mit 52 kWh Energieinhalt ist die Rede, dazu mit einem fremderregten Synchronmotor mit rund 100 kW Leistung. So fühlt sich das auch beim Fahren an. Der B-EV geht deutlich lebendiger zur Sache als etwa ein Zoe und lässt sich per Fahrpedal gut dosieren – nicht überschäumend, doch auch keineswegs verhalten oder gar langweilig. Da sind die Renault-Ingenieure anscheinend zu Recht stolz auf die kompakte Antriebseinheit unter der weißen Haube.

Neues Package

Bereits Zoe und Megane E-Tech verfügen ja über fremderregte Motoren, die prinzipbedingt ohne Seltene Erden auskommen. Neu im B-EV (das Kürzel steht für B-Segment und Electric Vehicle) ist dagegen das Package aus Elektromotor, Leistungselektronik, DC-Wandler, der die 400 Volt der Batterie in 12 Volt fürs Bordnetz umwandelt, sowie des Batteriemanagement-Systems und des Ladegeräts. All das ist in einer kompakten Baugruppe zusammengefasst, die locker unter der Clio-Motorhaube Platz findet. Und die zudem deutlich leichter ist, als die entsprechenden Aggregate des Zoe. Allein der neue Motor soll 20 kg leichter sein. Ob es denn Spaß gemacht habe, fragt Jean-Sébastian zum Schluss. Natürlich, ein neues Auto ist immer ein Ereignis und die Fahrt in einem so vielversprechenden Prototypen sowieso.