Renault Rafale: Hybrid-SUV-Coupé im Experten-Check

Renault Rafale (2024)
Preisansage für SUV-Topmodell mit Power-PHEV

Mit dem SUV-Coupé Rafale wagt Renault einen neuen Versuch, in der oberen Mittelklasse zu landen. Nun schieben die Franzosen die Alpine-Version mit 300 PS nach. Den 200 PS starken Rafale sind wird bereits ausgiebig Probe gefahren.

Renault R 20/30, R 25, Safrane, Vel Satis, Laguna, Avantime oder zuletzt Talisman – die Namen sagen Ihnen etwas? Lauter Modelle, mit denen Renault versuchte, sich im großen Markt oberhalb der Kompakt-Klasse zu etablieren. Hat zumindest auf dem deutschen Markt so mittelprächtig geklappt. Eine Ausnahme macht da wohl nur der Espace, dessen Raumkonzept seit 1984 sechs Modellgenerationen überlebt hat – ansatzweise jedenfalls.

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Nun soll der neue Rafale alles besser machen. Seinen Namen, das ist nichts Neues, hat er sich von einem legendären Rekord-Flugzeug der 30er Jahre geliehen. Die Caudron N430 Rafale stellte angetrieben von einem 150 PS starken Renault-Reihenvierzylinder, mehrere Geschwindigkeitsweltrekorde auf. In jüngerer Zeit bezeichnet der Name Rafale freilich auch das aktuelle Mehrzweck-Kampfflugzeug des französischen Herstellers Dassault.

So fährt der Renault Rafale

Nun heißt das Topmodell von Renault ebenfalls Rafale. Es bedeutet auf Französisch nichts weiter als Luftstoß oder Böe. Machen wir also ein wenig Wirbel mit dem Rafale und fahren los. Er startet mit nur einer Antriebsvariante, dem E-Tech Full Hybrid 200. Später im Verlauf des Jahres folgt die PHEV-Version mit elektrischem Hinterachsmodul und Allradantrieb.

Plattform und Antrieb teilt sich das neue Topmodell mit dem Espace, auch da sind also kaum Überraschungen zu erwarten. Wie alle Renault-Hybride verfügt auch der Rafale über das Renault-typische Multi-Mode-Getriebe. Es wartet mit zwei Gängen für den E-Motor, deren vier für den Dreizylinder-Benziner sowie einem Startergenerator, der als Nebenerwerbs-Kupplung dient, aufwartet. Über das Getriebe kooperieren der Verbrenner und die E-Maschine.

Klingt kompliziert, ist es auch. Wie bei allen anderen Renault mit der Multi-Mode-Box lässt sich auch beim Rafale sagen, dass es gut und sämig funktioniert, solange es nicht großen Lastanforderungen bei höheren Geschwindigkeiten konfrontiert wird. Dann nämlich lässt es sich sehr viel Zeit, um nach der richtigen Übersetzung zu suchen und um die auch einzulegen.

Rekuperation per Wippe

Zudem fehlt jede Möglichkeit, um die Gangwahl manuell zu beeinflussen. Mit den Wippen hinter den Lenkradspeichen kann lediglich die Rekuperation in vier Stufen feinjustiert werden. Immerhin, das zählt nämlich zu den guten Seiten des Multi-Mode-Antriebs, ist er im Stadtverkehr oder etwa beim Rangieren sehr häufig rein elektrisch unterwegs, obwohl er seine elektrische Energie nur in einer zwei kWh großen Batterien bevorratet.

Von den 200 versprochenen System-PS scheinen sich einige im Zahnrad-Dschungel des Getriebes verirrt zu haben. Der Rafale geht gut zur Sache, spontane, überschäumende Leistungsentfaltung ist seine Sache dennoch nicht. Laut Datenblatt beschleunigt er in 8,9 Sekunden auf 100 km/h und wird 180 km/h schnell, bevor er abregelt.

Mit Allrad-Lenkung

Sehr stolz zeigen sich die französischen Entwickler, wenn es um das 4Control-Hinterachs-Lenksystem geht. Und zwar völlig zurecht. Wie ähnliche Systeme anderer Hersteller, kann es die Hinterräder bei niedrigen Geschwindigkeiten gegenläufig zu den Vorderrädern einschlagen (bis fünf Grad), während es bei hohen Geschwindigkeiten gleichläufig agiert (bis ein Grad). Das hilft der Fahrstabilität, zudem lässt sich so die Agilität beim Kurvenfahren beeinflussen.

Das freut im Falle des Rafale vor allem den Fahrer. Muss er sich beispielsweise bei der Gangwahl heraushalten, kann er hier endlich seinem Spielbetrieb frönen. Über den Infotainment-Screen lässt sich das Ansprechen in 13 Stufen variieren, wobei 1 stabil bedeutet, 13 steht für sehr lebendig. Ist etwa der Fahrmodus Sport eingelegt, stehen die Stufen 7 bis 13 zur Wahl, bei dagegen Eco 1 bis 5. Bei flotter Kurvenfahrt sind die Unterschiede deutlich spürbar, dennoch darf bezweifelt werden, dass sich im Alltag sehr viele Rafale-Piloten damit auseinandersetzen.

Komfortables Fahrwerk

Zumal sportliches Fahren über kurviges Geläuf nicht zu den Paradedisziplinen des Rafale zählt, dazu mangelt es ihm an Munterkeit im Antrieb und Rückmeldung von der Lenkung. Die agiert zwar sehr direkt und leichtgängig

Derweil kann sich die Besatzung am guten Fahrkomfort erfreuen. Das Rafale-Fahrwerk überbügelt die meisten Unebenheiten sehr souverän, ohne dabei übrigens mit allzu viel Seitenneigung um Kurven zu gondeln. Nur kurze, harte Anregungen reicht es wenig gefiltert an die Insassen weiter.

Im Interieur wurde zudem einiges getan, damit sich die Passagiere wohlfühlen, vor allem, wenn es sich – wie im Falle des Testwagens – um einen Esprit Alpine handelt.

Gute Qualität, viel Platz

Was sonst noch auffällt am neuen Rafale? Verarbeitung und Qualitätsanmutung im Interieur hinterlassen einen sehr brauchbaren Eindruck. Die ausgezeichneten Sitze sind bereits aus den höherwertigen Austral-Versionen bekannt. Sie sehen nicht nur sehr schmuck aus, sondern sind auch noch bequem und bieten guten Seitenhalt.

Als ebenfalls sehr brauchbar erweist sich das Raumangebot im über 4,7 Meter langen Crossover-SUV-Coupé. Das gilt auch für die Passagiere in der zweiten Reihe, sie können sich trotz der flachen Dachlinie erfreuen. Zudem sind die beiden äußeren Sitze ebenfalls gut ausgeformt und es steht reichlich Knieraum zur Verfügung.

Ein bemerkenswertes Detail am Rafale: Ganz links neben dem Lenkrad ist eine Taste zu finden, die auf zweimaliges Drücken sämtliche unerwünschte Assistenzsystem, wie etwa den Speed-Assist oder die aktive Spurführung stilllegt. So gefällt uns das!
Falls Sie nun neugierig geworden sind: Ab 14. Juni steht der Rafale beim Renault-Händler. Der E-Tech 200 kostet ab 48.300 Euro, den etwas bescheidener ausgestatteten Techno gibt es ab 43.800 Euro.

Neues Design, bekannte Plattform

Renault bezeichnet den Rafale als erstes Serienfahrzeug der Marke, das komplett im neuen Familiendesign entworfen wurde, welches nach und nach bei der gesamten Modellpalette angewendet wird. Das bedeutet auch eine Abkehr von der bisher verwendeten Bogenform der Hauptscheinwerfer und, ganz im Stil der Zeit, viel mehr Kante. Charakteristisch sind die seitlichen Zusatzleuchten in Pfeilform unterhalb der Scheinwerfer, eine breite Schulterlinie zieht sich von vorn bis zum Heck durch. Dort wartet eine verhältnismäßig kleine, sehr flach unter dem Dachspoiler liegende Heckscheibe und eine fast senkrecht abfallende Heckklappe.

Technisch basiert der Rafale auf der CMF-CD Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi Allianz. Diese teilt er sich unter anderem mit dem neuen Renault Espace sowie dem Nissan X-Trail und dem Mitsubishi Outlander. Renault verortet den Rafale im D-Segment der oberen Mittelklasse, bei den Abmessungen bleibt er jedoch zurückhaltender als in diesem Umfeld üblich. Er ist 4,71 Meter lang, streckt sich auf 1,86 Meter Breite und misst 1,61 Meter in der Höhe. Den langen Radstand von 2,74 Metern teilen sich Espace und Rafale, ein Plus von 7,1 Zentimetern gegenüber dem Austral. Der Rafale steht rundum auf Rädern in der Dimension 245/45 R20, 21-Zöller stehen in der Sonderausstattungsliste.

Sportliches Interieur mit Tricolore-Design

Für den Rafale bietet Renault ein sportliches Designpaket namens Esprit Alpine an, das sowohl Exterieur- als auch Interieur-Umfänge individualisiert. Dazu gehört als Besonderheit eine Perforation für die Bezüge der (serienmäßigen) Sportsitze, in die ein bei Annäherung an das Auto pulsierend aufleuchtendes Alpine Logo eingearbeitet ist.

Renault Rafale (2024) Premiere
Renault
Das Alpine-Logo in den Sitzlehnen leuchtet mit LED-Technik.

Ebenso wie im Schwestermodell Espace muss zum Fahrstufenwechsel der Automatikwählhebel gedrückt werden. Für all jene, die gerne eine Hand dort ablegen, wo in diesem Fall kein Fahrstufenwählhebel sitzt, haben die Franzosen eine adäquate Ersatzlösung gefunden. In der Mittelkonsole befindet sich eine mit Filz bezogene und längs verschiebbare Handauflage. Je nach Stellung ergibt sich davor beziehungsweise dahinter Zugriff auf das darunterliegende Staufach.

Im Innenraum finden sich ungewöhnliche Oberflächenmaterialien wie Kork und gefärbter Schiefer. Letzterer wird im Rafale Esprit Alpine unter anderem für die Handauflage verwendet. Das Material fühlt sich bei der ersten Berührung im Vorserienfahrzeug rau und hochwertig an. Schiefer ist sehr leicht, reflektiert aufgrund seiner Oberfläche nicht und ist laut Renault nur wenig temperaturempfindlich. Schwarz eingefärbter Naturkork dient in der Ausstattung Techno Version zur Verkleidung der Instrumententafel.

Schlaues Panorama-Glasdach

Solarbay nennt Renault das große Glasdach, das sich über fast die gesamte Dachfläche erstreckt. 1.470 Millimeter mal 1.117 Millimeter misst das Panoramglasdach. Dafür kommt PDLC-Technologie zum Einsatz, das im Autobereich bisher nur Mercedes-Maybach verbaute. Das Glas ist mit einer aktiven Beschichtung versehen, die das Dach bei Bedarf in Sekundenschnelle verdunkelt oder wieder transparent macht. Fahrer und Beifahrer können zwischen vier Positionen wählen: komplett transparentes Dach, komplett blickdichtes Dach, transparentes Dach vorne, blickdichtes Dach hinten und umgekehrt. Beim Aussteigen wird automatisch der Milchglasmodus aktiviert. Durch den Verzicht auf ein Rollo bietet das Glasdach zudem 30 Millimeter mehr Kopffreiheit, was insbesondere den Fondpassagieren eines Coupés zugutekommt. Das Solarbay-Glasdach lässt sich per Sprachsteuerung über den Google Assistant im Infotainment oder über eine Taste an der Deckenleuchte bedienen.

Renault Rafale (2024) Premiere
Renault
Das Solarbay Glasdach kann auf Knopfdruck abgedunkelt werden.

Aus dem mittleren Sitz der Rückbank klappt eine multifunktionale Mittelarmlehne mit Cupholdern aus. Unter der Abdeckung ist Stauraum für das Smartphone, die mobilen Geräte können aber auch an den ausfahrbaren Enden der Lehne hochkant positioniert werden. 530 Liter finden im Kofferraum Platz. Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 40:20:40 umklappen.

Infotainment

Das Multimediasystem "Open R Link" beinhaltet unter anderem die Navigation mit Google Maps, den persönlichen virtuellen Helfer Google Assistant und eine Vielzahl von Apps aus dem Google Play-Repertoire. Zusätzlich zum neuen Design verwendet das System im neuen Rafale Android Automotive 12 als Basis, was unter anderem eine einfachere und schnellere Kopplung von Bluetooth-Geräten ermöglicht und die Navigation in einigen Menüs vereinfacht. Wartungshinweise gibt das System ebenso aus, es informiert nun beispielsweise, wenn die Räder ausgewuchtet werden müssen oder die Klimaanlage gewartet werden muss.

Ein Hybridantrieb zum Start

Zu Beginn steht der Rafale ausschließlich als E-Tech Hybrid ohne externe Auflademöglichkeit zur Wahl. Ein 1,2 Liter Dreizylinder trifft dort auf zwei Elektromotoren und ein kupplungsloses Multimode-Getriebe. Diese Kombination bringt es auf 200 PS Systemleistung. Der Haupt-Elektromotor steuert 50 kW (70 PS) und 205 Newtonmeter Drehmoment bei. Der zweite E-Motor arbeitet als Startergenerator und liefert 18 kW (25 PS) sowie 50 Newtonmeter Drehmoment. Als Normverbrauchswert gibt Renault 4,7 Liter Benzin auf 100 Kilometer an.

Laut Renault sollen Rafale-Fahrer aufgrund der hohen Rekuperationsleistung bis zu 80 Prozent aller Wege im städtischen Raum elektrisch zurücklegen können. Vier Rekuperationsstufen können hierfür über Schaltwippen hinter dem Lenkrad angewählt werden, das ist ungewöhnlich für ein Hybridmodell. Als Extra ist für den Rafale eine Allradlenkung erhältlich, welche die Hinterräder bei niedrigem Tempo bis zu fünf Grad gegenläufig zur Vorderachse drehen lässt. Dadurch schrumpft der Wendekreis und erreicht mit 10,4 Metern Kleinwagen-Niveau. Bei höheren Geschwindigkeiten steuern die Hinterräder mit bis zu einem Grad in dieselbe Richtung wie die Vorderräder und verbessern so das Kurvenfahrverhalten.

Renault Rafale (2024) Premiere
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Bis Ende 2024 kommt der 300 PS starke Plug-in-Hybrid mit Allradantrieb auf den Markt.

Topmodell mit 300-PS-PHEV

Für Ende 2024 kündigt Renault den Rafale E-Tech 4x4 300 mit 300 PS an. Im Topmodell treibt ein neuer Turbolader den 1,2-Liter-Benziner von 130 auf 150 PS und hebt das maximale Drehmoment des Verbrenners von 205 auf 230 Nm an. Zum 50 kW und 205 Nm starken E-Motor an der Vorderachse und dem 25 kW und 50 Nm starken Starter-Generator kommt im E-Tech 4x4 300 eine zweite E-Maschine an der Hinterachse zum Einsatz. Diese steuert 100 kW und 195 Nm Drehmoment zum Gesamtpaket mit einer Systemleistung von 300 PS bei. Zudem adelt sie den SUV zum Allradler. Neu ist auch die 22 kWh große 400-Volt-Lithium-Ionen-Batterie, die den Rafale zum extern aufladbaren PHEV macht und ihm eine rein elektrische Reichweite von bis zu 100 Kilometern beschert. Als Spurtzeit auf 100 km/h werden 6,4 Sekunden genannt. Rein elektrisch sind bis zu 135 km/h möglich.

Zusätzlich zur Ausführung Esprit Alpine, die mit der gleichnamigen Ausstattung der Version E-Tech Full Hybrid 200 identisch ist, kommt der Rafale E-Tech 4x4 300 in der nochmals exklusiveren Version Atelier Alpine auf den Markt. Diese bietet unter anderem ein komplett neu abgestimmtes Fahrwerk, das per vorausschauender Kamera die aktiven Dämpfer optimal vorkonditioniert. Der Fahrer kann hierbei drei Modi vorwählen. Hinzu kommen 21 Zoll großen Leichtmetallfelgen; das Alpine-Basismodell rollt auf 20-Zöllern.

Bis zu 32 Assistenzsysteme

Im neuen Rafale unterstützen insgesamt 32 Fahrerassistenzsysteme beim Fahren sowie Einparken. Dazu zählt der Active Driver Assist, eine Weiterentwicklung des Autobahn- und Stauassistenten. Er kann auf geraden Strecken und in leichten Kurven das Fahrzeug im Rahmen gewisser Grenzen komplett übernehmen und selbstständig lenken. Dies funktioniert beim Active Driver Assist dank Einbeziehung von Geolokalisierungsdaten und des Kartenmaterials nicht mehr nur auf Autobahnen oder mehrspurigen Straßen mit Fahrbahnmarkierungen, sondern auch bei fehlender Fahrbahnmarkierung am rechten Straßenrand, wie dies beispielsweise bei Landstraßen häufig der Fall ist.

Renault Rafale (2024) Premiere
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Zusätzlich unterstützt eine realistische Ansicht auf dem Instrumententräger den Fahrer. Dabei handelt es sich um ein computergeneriertes Echtzeitmodell der Fahrspur und der Position des Rafale im Verhältnis zu anderen Fahrzeugen und Objekten.

Ebenfalls in Active Driver Assist integriert ist die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner. Zusätzlich unterstützt eine realistische Ansicht auf dem Instrumententräger den Fahrer. Dabei handelt es sich um ein computergeneriertes Echtzeitmodell der Fahrspur und der Position des Rafale im Verhältnis zu anderen Fahrzeugen und Objekten.

Preise und Marktstart

Die Preise für Renaults neues, großes SUV-Coupé beginnen bei 43.800 für den Techno. Die Version Esprit Alpine kostet 48.300 Euro. Bestellbar ist der Rafale seit März 2024, die ersten Autos kommen im Sommer 2024 zu den Kunden.

Die 300 PS starke Allrad-Variante ist ab Ende Juli bestellbar und wird ab November ausgeliefert. Für die Version Esprit Alpine werden 53.300 Euro als Grundpreis aufgerufen, für die Variante Atelier Alpine wenigstens 57.800 Euro.