VW T6 4Motion Multivan im ersten Test

VW T6 TDI 4Motion Multivan Fahrbericht
Der Multi-Kulti-Kasten

Die VW-Bus-Generation sechs geht an den Start. Wir waren mit der Version für Abenteuer und Freizeit unterwegs – dem T6 Allrad-Multivan in der Topausstattung.

VW T6 Multivan TDI 4Motion Fahrbericht
Foto: Stephan Lindloff

Wenn es um den VW- Bus geht, bekommen gestandene Männer einen verklärten Blick, rüstige Senioren beginnen ein ausführliches „weißt Du noch?“-Gespräch und Kinder taxieren mit professioneller Miene, wieviel Strandpielzeug und XXL-Plüschtiere mit auf Tour gehen können. Der Kult um den VW-Kasten, der seit 65 Jahren Surfer an den Strand, Handwerker zur Baustelle und Familien in den Urlaub kutschiert, ist schon sehr speziell. Und beileibe nicht auf sein Heimatland beschränkt – der Bulli-Hype ist international. Wie zum Beweis stoppt während unserer Ausfahrt bei einer Kaffeepause in Schweden ein T5 mit litauischem Kennzeichen neben uns, dessen englischsprachige Besatzung die komplette „wie fährt-wie teuer-wann kaufen“-Breitseite abfeuert.

Unsere Highlights

VW T6 Multivan 4Motion

Es ist also ein echter Auftrag an die Entwickler, die Ikone im Volkswagenprogramm weiter zu entwickeln, ohne die DNA zu verwässern. Entsprechend behutsam fallen die optischen Änderungen des T6 im Vergleich zum Vorgängermodell aus. Mancher spricht von einem „großen Facelift“, doch das hört man bei VW nicht sehr gerne.

Tatsächlich wurde der VW T6 ja ziemlich fest runderneuert. Die komplette Front inklusive der Kotflügel folgt einem neuen Styling, das Heck mit größerer Glasscheibe, abgesetzter Kennzeichenmulde und scharfen horizontalen Linien wirkt sachlich-modern. Neues Fahrwerk, neue Motoren, neues Armaturenbord – die Generation sechs ist tatsächlich umfassend modernisiert. Und stellt ihre Fans auch weiterhin vor die harte Bewährungsprobe, überhaupt das Wunschauto aus dem herauszufiltern, was die Preislisten hergeben. Alleine über 500 Versionen, hat VW berechnet, halten die diversen Grundbaureihen hinsichtlich Motorisierung, Antrieb und Karosserie bereit. Dazu kommen hunderte Ausstattungsoptionen, und die sind mit Generation sechs nicht weniger geworden. Im Gegenteil.

VW T6 Multivan TDI 4Motion Highline
ModellMultivan 4Motion Highline
Länge/Breite/Höhe4.904/1.904/1.950 mm
Radstand3.000 mm
Leergewicht2.195 kg
MotorR4-Turbodiesel
Hubraum1.968 ccm
Leistung204 PS
Drehmoment450 Nm
Getriebe7-Gang DSG
Normverbrauch6,6 l D
Anhängelast 2.500 kg
0-100 km/h10,1 s
vmax199 km/h
Preis67.990,65 EUR

Neue TDI-Motoren im T6 Multivan

Weil die T6-Transporter-Baureihe dank der Nutzfahrzeug-Zulassung derzeit noch weniger strenge Abgasrichtlinien erfüllen muss, darf sie die Euro-5-Motoren des Vorgängers weiter nutzen. Für die Pkw-Varianten Caravelle und Multivan gibt es dagegen eine komplett neu entwickelte Euro-6-Generation des Zweiliter-TDI, die auf den nüchternen Namen „EA288 Nutz“ hört. Von 84 bis 204 PS reicht das Leistungsspektrum, was sich für Befürworter des überlegenen Antriebskonzepts allerdings relativiert: für den Pkw-T6 4Motion stehen lediglich der Monoturbo mit 150 und der Biturbo mit 204 PS zur Verfügung. Das „Nutz“ im Motorencode soll man dabei wörtlich nehmen: die Motoren seien ausdrücklich auf eine Laufleistung von mindestens 300.000 Kilometer ausgelegt, so ein VW-Sprecher.

Willkommen zuhause, heißt es beim Erstkontakt mit dem neuen Multivan. Die Top-Ausstattung mit den zigfach dreh- und verschiebbaren Möbeln im Fonds wirkt vertraut, auch Details wie den auf Knopfdruck ausfahrenden Mitteltisch kennt man vom Vorgänger. Alles neu dagegen in Reihe eins: die neuen Frontsitze sind erstmals mit elektrischer Verstellung verfügbar, was speziell beim hoch montierten T6-Gestühl eine angehme Erleichterung im Fahralltag bedeutet.

Analog zum Außendesign hat auch das Armaturenbord an Kanten zugelegt. Die Aufteilung wirkt geometrischer mit klaren Linien, der mittlere Teil mit Bildschirm, Lüftungsanlage und Schaltkonsole verwächst zu einer breiteren Einheit. Als optische Aufwertung gibt es in den Pkw-Varianten Glanz-Abdeckungen, die beim Testwagen-T6 in Klavierlack-Optik ausgeführt waren.

Neues Fahrwerk, mehr Komfort

Neu an Bord ist das optionale, adaptive DCC-Fahrwerk, dessen Dämpferkennung sich vom Cockpit aus in drei Stufen vorwählen lässt. Das Plus an Fahrkomfort kommt dabei vor allem den Passagieren im Heck zugute, die bei Unebenheiten weniger Stößen ausgesetzt sind als beim Vorgänger. Im Vergleich zum T5 ist außerdem die Geräuschdämmung merklich besser gelungen. Speziell die gute Motordämmung fällt hier auf, auch die Windgeräusche haben abgenommen – angesichts des Riesenkastens keine leichte Aufgabe. Dieser Resonanzraum sorgt auch dafür, dass sich die Abrollgeräusche nicht völlig ausblenden lassen, sie sind im Fahrbetrieb Hauptgeräuschquelle.

Der 204-PS-Diesel legt erwartungsgemäß stramm los, wenn er gefordert wird. In Verbindung mit dem im Testwagen installierten 7-Gang-DSG sortiert er sich die passende Getriebestufe weich und ruckfrei ein. Das Doppelkupplungsgetriebe funktioniert im Alltag problemlos und unauffällig, hat bei einem 4Motion-typischen Einsatz aber Grenzen: behutsames überfahren größerer Hindernisse gelingt mit einer klassischen Wandler-Automatik souveräner. Das DSG baut dagegen erst Drehzahl auf, der T6 klettert dann mit einem leichten Ruck über grobe Wurzeln oder hohe Steinkanten.

Bergab dagegen sind die Besitzer eines T6 4Motion künftig entspannter unterwegs, sie bekommen auf Wunsch eine elektronische Bergabfahrkontrolle geliefert. Die bremst den VW T6 an starken Gefällen automatisch ein und minimiert auf glattem Untergrund die Gefahr von Rutschpartien mit blockierten Rädern. Wer den T6 Multivan 4Motion öfter hart rannehmen möchte, bekommt außerdem weiterhin verschiedene Unterfahrschutze für Getriebe, Motor und Differentiale geliefert, einzeln oder im Paket. Und: auf die optionale Hinterachs-Differentialsperre hat VW auch bei der neuen Generation nicht verzichtet.

Zusätzlich geliefert bekommt man eine Reihe moderner Assistenzsysteme aus dem Pkw-Bereich – von der City-Notbremsfunktion bis zur Fernlichtregelung. Dass das alles nicht gratis kommt, wissen VW-Bus-Fans natürlich. Und auch beim neuen T6 fällt die Preisliste entsprechend aus. Die günstigste Möglichkeit, einen T6 4Motion-Multivan zu fahren, kostet in der Trendline-Ausstattung mit 150 PS und obligatorischem DSG 44.848 Euro. Der Testwagen mit 204 PS und Highline-Ausstattung markiert die Endstufe im T6-Universum. Für 67.990,65 Euro.

Fazit:

Die Operation T6 ist gelungen. Der modernisierte „Bulli“ zeigt im Fahrbetrieb mehr Komfort und mit dem 204-PS-Diesel mehr Biss. Dass man nötigenfalls den Gegenwert eines Oberklasse-Pkw in den VW Bus investieren kann, ist dagegen wohlbekannt.

Fazit

Die Operation T6 ist gelungen. Der modernisierte "Bulli" zeigt im Fahrbetrieb mehr Komfort und mit dem 204-PS-Diesel mehr Biss. Dass man nötigenfalls den Gegenwert eines Oberklasse-Pkw in den VW Bus investieren kann, ist dagegen wohlbekannt.

Technische Daten
VW Multivan 6.1 2.0 TDI 4Motion Highline
Grundpreis67.991 €
Außenmaße4892 x 1904 x 1970 mm
Kofferraumvolumen657 bis 4300 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung150 kW / 204 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit199 km/h
Verbrauch6,3 l/100 km