Die Hoffnung auf mehr Spannung im neuen Jahr war groß. Doch schon wenige Momente, nachdem die Lichter der Startampel in Bahrain erloschen waren, machte sich Ernüchterung in den Garagen der Konkurrenz breit. Max Verstappen hatte sich am Start locker gegen Charles Leclerc durchgesetzt. Der Monegasse wagte auf der Außenbahn einen halbherzigen Angriff, den der Pole-Setter aber mühelos abwehrte.
Danach machte Verstappen schnell klar, wer an diesem Tag im schnellsten Auto sitzt. Teilweise fuhr der Titelverteidiger eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes. Bei den Boxenstopps konnte der Dominator immer ganz entspannt auf die Züge der Konkurrenz reagieren, ohne seine Führung zu verlieren. Am Ende sprang ein müheloser Start-Ziel-Sieg mit 22,4 Sekunden Vorsprung heraus. Den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde sammelte Verstappen natürlich auch noch ein.
"Das war unglaublich, besser als erwartet", strahlte Verstappen nach seinem 55. Grand-Prix-Sieg. "Das Auto war heute auf jeder Mischung angenehm zu fahren. Ich hatte viel Spaß und mich richtig verbunden mit dem Auto gefühlt. Solche Tage, an denen alles perfekt klappt, gibt es selten. Aber die Saison ist lang. Bis zum nächsten Rennen in Jeddah sind es nur ein paar Tage. Wir können uns nur kurz erholen, dann geht es direkt weiter."
Perez macht Doppelsieg klar
Im Verfolgerfeld konnte sich Sergio Perez im zweiten Red Bull in nur 14 Runden von Startplatz fünf auf Rang zwei verbessern. Somit drohte von hinten keine große Gefahr für Spitzenreiter Verstappen. Der Mexikaner konnte das Tempo seines Teamkollegen mal wieder nicht mitgehen, stellte aber immerhin den Doppelsieg für Red Bull sicher – genau wie es vor zwölf Monaten an gleicher Stelle der Fall war.
"Das war das Maximum, was heute möglich war", klagte die Nummer 2 im Bullenstall. "Wir müssen beim Reifenmanagement noch viel lernen. Ich hatte dazu auch noch ein paar Probleme mit der Motorbremse. Wir müssen das jetzt alles analysieren und für Jeddah daraus lernen. Für das Team ist das natürlich ein tolles Ergebnis zum Start der Saison. Wir sind gut drauf. So wollen wir nächste Woche weitermachen."
2023 hatte noch Fernando Alonso auf dem Podium mit den zwei Red-Bull-Piloten feiern dürfen. Dieses Mal ging die kleine Trophäe an Carlos Sainz. Der Spanier war in Runde 11 an Teamkollege Charles Leclerc vorbeigegangen, der mit Bremsproblemen kämpfte. In Runde 18 kämpfte Sainz auch noch George Russell nieder, der nach einer starken Startphase auf einen überhitzenden Motor aufpassen musste. Sainz fehlten im Ziel 2,6 Sekunden auf Perez. Eine Chance zur Attacke gab es aber nie.
Ferrari zweite Kraft
"Das Auto hat sich gut angefühlt heute", freute sich der Madrilene. "Der Start war nicht ganz optimal. Dann konnte ich aber ein paar gute Überholmanöver setzen. Und am Ende konnte ich sogar mit dem Red Bull mithalten. Das ist ein gutes Zeichen. In Jeddah wartet eine ganz andere Strecke, auf der wir mit den 2024er Autos noch nicht unterwegs waren. Da erwarte ich Red Bull und auch McLaren stärker. Aber auch wir haben in den Highspeed-Passagen zugelegt."
Für Ferrari gab es beim Saisonstart die Plätze drei und vier, weil Leclerc zehn Runden vor Schluss noch am Silberpfeil von Russell vorbeiziehen konnte. Lewis Hamilton im zweiten Mercedes verpasste ein besseres Ergebnis durch seine schwache Qualifying-Leistung am Vortag. Von Startplatz neun ging es in den 57 Rennrunden nur noch vorbei an Fernando Alonso und Oscar Piastri auf Rang sieben. Probleme mit dem Laden der Batterie in der Anfangsphase und ein gebrochener Sitz bremsten die Aufholjagd etwas. Auf den zweiten McLaren von Lando Norris fehlten dem Briten im Ziel 1,8 Sekunden.
Am Ende der Top Ten sicherten sich die beiden Aston Martin von Fernando Alonso und Lance Stroll die letzten WM-Punkte. Der Kanadier musste nach einer Kollision in der ersten Kurve mit Nico Hülkenberg und dem daraus folgenden Dreher eine Aufholjagd starten und wurde am Ende mit einem WM-Zähler belohnt.
Hülkenberg-Crash schon am Start
Hülkenberg war dem Aston beim Anbremsen ins Heck gerutscht, wodurch der Frontflügel am Haas beschädigt wurde. Das gute Qualifying-Ergebnis war somit schon nach wenigen Metern obsolet. Der Reparaturstopp warf den Rheinländer ans Ende des Feldes zurück. Am Ende schaffte es Hülkenberg immerhin noch auf Platz 16 nach vorne. Positiv bleibt zu erwähnen, dass der Haas seine Reifen deutlich weniger frisst als im letzten Jahr.
Weil vorne alle Top-Autos ins Ziel kamen, gingen die fünf Mittelfeld-Teams komplett leer aus. Am nächsten dran war noch Guanyu Zhou im Sauber, der Elfter wurde. Zum Start der Saison sahen alle 20 Piloten die Zielflagge. Das gab es in Bahrain noch nie. Man kann nur hoffen, dass die Formel 1 beim zweiten Rennen kommenden Samstag in Saudi-Arabien etwas spannender wird. Sonst droht eine ähnlich langweilige Saison wie im Vorjahr.