Eigentlich hatten sich die Experten eine erste Standortbestimmung vom zweiten Training erhofft. Doch das Ergebnis der Quali-Simulationen mit weichen Reifen und wenig Sprit wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Mit diesem Ergebnis hat nach drei Testtagen in der Vorwoche nämlich niemand gerechnet.
Ganz vorne konnte sich Lewis Hamilton überraschend die Bestzeit sichern. Der siebenfache Weltmeister benötigte 1:30.374 Minuten für den 5,412 Kilometer langen Wüstenkurs. Zwei Zehntel dahinter sorgte George Russell für eine Mercedes-Doppelspitze. Eigentlich hatte man die Silberpfeile eher als dritte oder vierte Kraft im Feld gesehen.
Verstappen halbe Sekunde zurück
Auch direkt hinter Hamilton und Russell geht es ungewöhnlich weiter. Wäre das zweite Training das Qualifying gewesen, hätten sich die beiden Spanier Fernando Alonso (+0,286s) und Carlos Sainz (+0,395s) die zweite Startreihe geteilt. Dahinter folgt mit Oscar Piastri (+0,410s) auch noch ein McLaren in der Spitzengruppe.
Erst auf Platz sechs landete der große Favorit. Max Verstappen wies am Ende eine knappe halbe Sekunde Rückstand auf. Selbst wenn man dem Weltmeister noch etwas mehr Sprit und weniger starke Motor-Mappings anrechnet, fällt der Rückstand ungewöhnlich hoch aus. Sergio Perez im zweiten RB20 landete mit einer dreiviertel Sekunde Abstand zur Spitze sogar nur auf Rang zehn.
Die große Frage lautet, ob Red Bull wirklich mit Problemen kämpfte oder ob man vor dem ersten Qualifying noch im Poker-Modus unterwegs war. In den Longruns am Ende der Session lief es deutlich besser für Verstappen und Perez. Hier konnte Red Bull die Zeiten der Konkurrenz unterbieten. Der Vorsprung war aber nicht so groß, dass die Gegner in Angst und Schrecken verfallen.
Ampel-Ärger für Bottas
Mit Nico Hülkenberg auf Rang sechs hätten wohl auch nur die kühnsten Optimisten gerechnet. Dass der Haas nicht so schlecht ist wie zunächst befürchtet, wurde schon bei den Testfahrten klar. Aber dass sich der Rheinländer nun nur wenige Tausendstel hinter dem Verstappen-Red-Bull einreihen konnte, kam dann doch überraschend. Auf eine Runde hat der US-Renner also scheinbar nichts eingebüßt. Hinter den Dauerläufen steht aber noch ein Fragezeichen.
Die gute Hülkenberg-Position hat ihren Grund auch in einigen Problemen von anderen Piloten. Charles Leclerc wurde in Kurve 1 von Lance Stroll aufgehalten. Stroll landete auf Rang acht, Leclerc nur auf Rang neun. Lando Norris musste seinen Run nach einem Fehler in der Zielkurve komplett abbrechen. Der McLaren-Pilot landete dadurch auf dem letzten Platz.
Die Positionen 16 bis 19 nahmen wie befürchtet die Fahrer von Alpine und Sauber ein. Diese Autos sehen wir auch in der größten Gefahr, in der ersten Quali-Runde auszuscheiden. Valtteri Bottas musste nach der Session auch noch bei den FIA-Stewards antanzen. Der Finne hatte die Boxen zu Beginn der Session schon vier Sekunden vor dem grünen Licht verlassen. Dafür setzte es eine Verwarnung.