Geht die Red-Bull-Serie in Singapur zu Ende? Der Trainingsfreitag (15.9.) macht allen neutralen Fans Hoffnung, dass endlich mal wieder ein anderes Team ganz oben auf dem Podest feiern darf. Nach den ersten Eindrücken könnte Ferrari das Auto sein, das die perfekte Saison verhindert. In beiden Sessions belegten die Scuderia-Piloten die ersten beiden Plätze.
Beim Auftakt hatte noch Charles Leclerc das interne Duell gewonnen. Im zweiten Training drehte Carlos Sainz die Reihenfolge um. Im Rahmen einer Quali-Simulation mit weichen Reifen lenkte der Spanier sein Auto in 1.32,120 Minuten um den nur noch 4,940 Kilometer langen Stadtkurs. Damit hatte er am Ende hauchdünne 18 Tausendstel Vorsprung vor seinem Teamkollegen.
Mercedes und Alonso jagen Ferrari
Der erste Verfolger hieß am Freitag George Russell. Der Mercedes-Pilot konnte im zweiten Anlauf mit den Soft-Gummis eine deutliche Steigerung hinlegen, die den Rückstand zur Spitze auf 0,235 Sekunden verkürzte. Teamkollege Lewis Hamilton rutschte im zweiten Versuch kurz neben die Ideallinie. Der Brite musste sich mit Rang fünf zufriedengeben.
In das Silberpfeil-Sandwich klemmte sich Fernando Alonso im Aston Martin. Dem Routinier fehlten dreieinhalb Zehntel zur Spitze. Doch abschreiben sollte man den Aston-Star nicht. Im Longrun zeigte der zweifache Weltmeister konstant schnelle Runden. Auch die beiden Mercedes waren mit viel Sprit gut unterwegs und dürften Ferrari den Sieg nicht ohne Gegenwehr überlassen.
Noch vor den beiden Red Bull lief Lando Norris auf Position sechs ein. Der Youngster bekommt dieses Wochenende das einzige Upgrade-Kit bei McLaren, weil das zweite Paket nicht rechtzeitig fertig wurde. Teamkollege Oscar Piastri muss sich noch bis Suzuka gedulden. Mit den alten Teilen tat sich der Rookie deutlich schwerer. Der Australier landete nur auf Rang 15.
Red Bull schon zu weit weg?
Red Bull hatte kleinere Upgrades am Unterboden und dem Heckflügel nach Singapur gebracht. Doch nach den Eindrücken des Trainingstags scheint der Stadtkurs dem RB19 überhaupt nicht zu schmecken. Sergio Perez landete auf Rang sieben, Max Verstappen direkt dahinter auf Position acht. Beide Piloten schimpften über das unberechenbare Fahrverhalten und fehlenden Grip, vor allem auf der Hinterachse.
"Das war schlechter als erwartet", klagte Verstappen. "Ich bin nicht zufrieden mit der Balance. Wir haben im zweiten Training viel probiert, aber nichts hat funktioniert. Da gibt es einiges, was wir noch nicht verstehen. Wir werden versuchen, uns für morgen noch zu verbessern. Aber der Rückstand ist schon sehr groß."
Handelt es sich nur um einen Ausrutscher oder schon um einen längeren Trend? Einige Konkurrenten werden auf die Technische Direktive verweisen, die flexible Flügel und Unterböden ab dem Singapur-Wochenende schärfer überwacht. Zu früh sollten sich die Gegner aber nicht freuen. Singapur hat schon häufiger zu unerwarteten Ergebnissen geführt.
Überraschend gut lief es am Freitag für das Haas-Team. Kevin Magnussen (P9) und Nico Hülkenberg (P11) scheinen im Qualifying um den Einzug in die Top-Ten-Runde kämpfen zu können – und das ganz ohne Upgrades. Zwischen die beiden US-Renner schob sich noch Valtteri Bottas im runderneuerten Alfa Romeo auf Rang neun.