Die Formel 1 testete in der Qualifikation zum GP Ungarn ein neues Format mit festgeschriebenen Reifen. In jedem der drei Durchgänge dürften die Teams nur eine Sorte verwenden. Im Q1 war der harte Reifen Pflicht. Im zweiten Teil waren einzig Ausfahrten auf den Mediums gestattet. Erst im großen Finale montierten die Verbliebenen die weichste Mischung.
Die Maßnahme bescherte den Fans auf den Tribünen eine unterhaltsame Qualifikation. Mit George Russell und Carlos Sainz ließ sie zwei Schwergewichte früh stolpern. Der eine flog bereits im Q1 raus, den anderen erwischte es im Q2. Und die Qualifikation brachte einen überraschenden Mann auf Pole Position. Lewis Hamilton durchbrach die Serie seines alten Rivalen Max Verstappen, der zuletzt fünf Mal in Serie auf den ersten Startplatz gebucht war.
Verstappen drei Tausendstel zurück
Hamilton wartete im Finale am längsten und schlug zu, als die Strecke am schnellsten war. Der achtmalige Ungarn-Sieger lenkte seinen Mercedes in 1:16.609 Minuten um den 4,381 Kilometer langen Kurs. Es war zugleich seine neunte Pole in Budapest und die 104. seiner Karriere. Damit beendete Hamilton auch eine persönliche Durststrecke. Seine letzte Pole Position hatte er in Saudi-Arabien 2021 geholt. "Ich kenne das Gefühl schon gar nicht mehr. Das Team verdient sich die erste Saison-Pole", sagte der 38-Jährige.
Der Dominator der Saison musste sich mit dem zweiten Platz abfinden. Verstappen glückte im letzten Umlauf keine persönliche Verbesserung mehr. Hamilton stieß ihn dann noch vom Thron. Dem WM-Führenden fehlten nur drei Tausendstel auf die Tagesbestzeit. Die erste Startreihe verspricht mit Hamilton und Verstappen eine explosive Startphase. "Ich strauchle schon das ganze Wochenende mit der Balance", klagte der Geschlagene.
Mercedes erlebte einen Samstag der gemischten Gefühle. Ein Fahrer ganz vorne, der andere weit hinten. Für den Mann, der im Vorjahr auf Pole gestanden war, endete die Qualifikation bereits nach 18 Minuten. George Russell konnte es nicht fassen. Er beklagte sich bei seiner Mannschaft über das Timing und den Verkehr. Teamchef Toto Wolff fluchte in der Garage und schlug sogar mit der Faust auf den Tisch. Russell startet nur vom 18. Platz ins Rennen. Und das auf einer Rennstrecke, auf der Überholen schwer ist.
McLaren stark, Ferrari schwach
McLaren ist auch in Budapest gut aufgelegt. Die Leistungen von Spielberg und Silverstone waren keine Eintagsfliege. Mit der B-Version ist dem Traditionsrennstall ein großer Fortschritt gelungen. Lando Norris kämpfte um die Pole Position und verfehlte sie nur um 85 Tausendstel. Trotz des dritten Startplatzes war der Engländer enttäuscht. "Ich habe zu viele Fehler gemacht. Sonst hätte ich vorne stehen können."
Sein Teamkollege steuerte sich ebenfalls in die zweite Startreihe. Oscar Piastri bestätigte als Vierter einmal mehr, dass er ein großes Talent ist. Die große Überraschung der Qualifikation glückte Alfa-Romeo-Sauber. Zum ersten Mal überhaupt brachte der Schweizer Rennstall beide Autos in den dritten Teil. Guanyu Zhou landete auf einem sensationellen fünften Platz. Valtteri Bottas wurde Siebter.
Ferrari hatte sich in Ungarn ein gutes Ergebnis ausgerechnet. Doch zumindest nach der Qualifikation sieht es nicht danach aus. Die roten Autos waren chancenlos. Charles Leclerc begrenzte den Schaden mit einem sechsten Platz. Das zweite Auto verlor Ferrari bereits im Q2. Carlos Sainz unterlag im Tausendstel-Krimi und verpasste einen Startplatz in den Top 10. Ein ungläubiger Pilot fragte am Funk nach, ob nicht ein Rivale gegen die Track Limits verstoßen habe, und damit eine Runde gestrichen bekäme. "Nein", lautete die Antwort der Ferrari-Ingenieure.
Aston Martin ergeht es nicht viel besser. Seit Wochen sucht der Rennstall aus Silverstone nach der Form der ersten Saisonrennen. Auf einer Strecke, die dem AMR23 eigentlich liegen sollte, wurde Fernando Alonso nur Achter. Dahinter platzierten sich Sergio Perez und Nico Hülkenberg. Der zweite Red-Bull-Fahrer atmete nur leicht auf. Zum ersten Mal seit Miami kam er wenigstens wieder ins Q3. Der neunte Rang ist allerdings eine Enttäuschung. Hülkenbergs zehnte Position ist zufriedenstellend.
Alpine scheitert im Q2
Eigentlich hatte sich Alpine für das Budapest-Wochenende ein gutes Ergebnis versprochen. Schließlich rückt die Motorleistung auf dem Hungaroring in den Hintergrund. Gerade bei der Power hat der französische Motor offenbar ein akutes Defizit im Vergleich zur Konkurrenz. Doch aus Vorfreude auf das Kurven-Labyrinth wurde ein Schock. Sowohl Esteban Ocon als auch Pierre Gasly scheiterten an der Hürde zum Q3.
Mit Startplätzen aus dem Mittelfeld wird sich Alpine schwertun, viele Punkte zu erlangen. Hauptkonkurrent McLaren könnte sich im Kampf um den fünften Platz noch weiter absetzen. Eine gute Session erwischte dagegen Daniel Ricciardo, der früher einmal für Renault-Alpine fuhr. Der Rückkehrer qualifizierte direkt Teamkollege Yuki Tsunoda aus. Das bescherte Ricciardo den 13. Rang. "Ein guter Einstand, ich werde weiter lernen", fasste der Australier zusammen.
GP Ungarn verlängert bis 2032
Für die beiden Williams-Fahrer war bereits nach dem ersten Teil Feierabend. Der kurvenreiche Hungaroring passt nichts ins Profil des FW45. Nichtsdestotrotz zeigte sich erneut, dass der Traditionsrennstall auch auf einer Strecke, die maximalen Abtrieb verlangt, inzwischen passabel mitmischen kann. Alexander Albon (16.) verpasste den Aufstieg um gerade einmal elf Tausendstel. Ohnehin war das Feld sehr eng zusammen. Im Q1 trennte keine Sekunde den Schnellsten vom Langsamsten.
Williams-Teamkollege Logan Sargeant steckte als Letzter die elfte Quali-Niederlage der Saison ein.Yuki Tsunoda (17.) erlebte eine enttäuschende Session. Den Japaner muss es wurmen, dass ihn der neue Teamkollege Ricciardo direkt schlägt. Kevin Magnussen ist es inzwischen gewohnt, dass sein Garagennachbar speziell im Zeittraining deutlich schneller ist und entsprechend besser abschneidet. Der Däne wurde nur 19. Zum Schluss noch gute Nachrichten für die Fans des Hungarorings: Die Streckenbetreiber haben den bestehenden Vertrag mit der Formel 1 bis einschließlich 2032 verlängert.
Fahrer | Team | Q1 | Q2 | Q3 |
1. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:18.577 | 1:17.427 | 1:16.609 |
2. Max Verstappen | Red Bull | 1:18.318 | 1:17.547 | 1:16.612 |
3. Lando Norris | McLaren | 1:18.697 | 1:17.328 | 1:16.694 |
4. Oscar Piastri | McLaren | 1:18.464 | 1:17.571 | 1:16.905 |
5. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | 1:18.143 | 1:17.700 | 1:16.971 |
6. Charles Leclerc | Ferrari | 1:18.440 | 1:17.580 | 1:16.992 |
7. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 1:18.775 | 1:17.563 | 1:17.034 |
8. Fernando Alonso | Aston Martin | 1:18.580 | 1:17.701 | 1:17.035 |
9. Sergio Perez | Red Bull | 1:18.360 | 1:17.675 | 1:17.045 |
10. Nico Hülkenberg | Haas | 1:18.695 | 1:17.652 | 1:17.186 |
11. Carlos Sainz | Ferrari | 1:18.393 | 1:17.703 | |
12. Esteban Ocon | Alpine | 1:18.854 | 1:17.841 | |
13. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | 1:18.906 | 1:18.002 | |
14. Lance Stroll | Aston Martin | 1:18.782 | 1:18.144 | |
15. Pierre Gasly | Alpine | 1:18.743 | 1:18.217 | |
16. Alexander Albon | Williams | 1:18.917 | ||
17. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | 1:18.919 | ||
18. George Russell | Mercedes | 1:19.027 | ||
19. Kevin Magnussen | Haas | 1:19.206 | ||
20. Logan Sargeant | Williams | 1:19.248 |