Nach zuletzt sechs Siegen von Max Verstappen und zehn in dieser Saison von Red Bull lechzt die Formel 1 nach Abwechslung an der Spitze. Das Weltmeister-Team selbst will seine dominante Serie natürlich fortsetzen. Dafür hat Red Bull für den GP Ungarn nochmals umfangreich nachgebessert. Neue Seitenkästen schmücken den RB19. Dazu modifizieren die Ingenieure den Unterboden an den Außenkanten. Die Ausbaustufe soll den Red Bull um rund zwei Zehntelsekunden schneller machen.
Im ersten Training konnte das Weltmeister-Team allerdings keine wirklichen Daten über das Upgrade sammeln. Das lag an einem Unfall und am Regen. Schon nach drei Minuten – als der Hungaroring noch trocken war – unterbrach die Rennleitung die Session. Sergio Perez zwang sie mit einem Unfall dazu. Bei der Anfahrt zu Kurve fünf war der Mexikaner in seiner ersten fliegenden Runde in seinem Red Bull mit der linken Fahrzeugseite aufs Gras geraten. Der RB19 mit der Startnummer 11 entgleiste und machte Perez zum unfreiwilligen Passagier.
Dreher von Sainz
Das Auto drehte sich einmal um die eigene Achse und schlug mit der Fahrzeugfront voraus im Reifenstapel ein. Dabei knickte die linke Vorderradaufhängung ab. Auch der Frontflügel wurde wund geschlagen. Das darf einem erfahrenen Mann wie ihm nicht passieren. Die Mechaniker können ihre Mittagspause vergessen. "Ich kann es nicht glauben", funkte der Unfallpilot. Am Kommandostand und in der Garage von Red Bull herrschte ebenfalls Fassungslosigkeit.
Als die Rennleitung die Strecke nach zehn Minuten wieder freigab, setzte der vorhergesagte Regen ein. Zunächst war es nur leichter Niesel. Das sorgte vorerst für eine Runden-Diät. Die kuriose Situation: Für Slicks war es zu nass auf dem Asphalt, für Intermediates nicht nass genug. Die Fans auf den Tribünen mussten sich gedulden. Ein heftigerer Schauer nach einer halben Stunde schränkte den Fahrbetrieb weiter ein.
Erst 18 Minuten vor Trainingsende wagten sich die Piloten erneut auf die Bahn, um endlich schnelle Runden zu drehen. Doch abermals kam es zu einer Unterbrechung. Carlos Sainz rutschte auf dem nassen Asphaltband ausgangs der dritten Kurve aus. Sein Ferrari streifte mit der linken Fahrzeugseite den Reifenstapel, was die Frontflügel-Endplatte beschädigte. Das Wendemanöver missglückte. Der Ferrari setzte mit dem Unterboden so unglücklich am Streckenrand auf, dass Sainz steckenblieb. Die Streckenposten mussten den SF-23 aus der misslichen Lage befreien.
Russell holt Bestzeit
In den letzten zehn Minuten erlebten die Fans eine kleine Zeitenjagd, an der sich 13 Fahrer beteiligten. Das beste Ende für sich hatte George Russell. Der Mann, der im Vorjahr in Budapest auf Pole Position gerast war, umrundete den 4,381 Kilometer langen Kurs in 1:38.795 Minuten. Es ist eine Bestzeit für die Statistik ohne großen Mehrwert. Der Erkenntnisgewinn ging im ersten Training auf nasser Strecke gegen null.
Oscar Piastri stritt sich mit Russell um die Spitze, die er um 0,359 Sekunden verpasste. Auf den dritten Platz steuerte sich Lance Stroll im Aston Martin. Sein Rückstand betrug bereits 1,2 Sekunden. Es folgte Lando Norris im zweiten McLaren vor Fernando Alonso im zweiten Aston Martin. 20 Jahre ist es inzwischen her, als der Spanier in Ungarn seinen ersten Grand-Prix-Sieg einstrich.
Weltmeister Max Verstappen und der achtmalige Ungarn-Sieger Lewis Hamilton beteiligten sich nicht an der Vergabe um die besten Positionen. Sie verzichteten auf eine Ausfahrt auf Intermediates zum Trainingsschluss. Auch Daniel Ricciardo scheute das Risiko in den letzten Minuten. Der Australier feiert an diesem Wochenende ein Comeback auf der Rennstrecke, auf der er 2014 seinen zweiten Sieg überhaupt in der Formel 1 eintütete.
Der Regen wird Ricciardo wurmen, weil dieser ihm die Gelegenheit raubte, sich mit dem Alpha Tauri vertraut zu machen. Einen kleinen Sieg trug er dennoch davon, obwohl er nichts dafür konnte. Sergio Perez lastet sich durch den unnötigen Unfall noch mehr Druck auf. Ricciardo schielt auf das zweite Cockpit bei Red Bull. Dafür muss er selbst in den kommenden zwölf Rennen Leistung zeigen, und Perez weiter schwächeln.
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand | Runden |
1. George Russell | Mercedes | 1:38.795 | 13 |
2. Oscar Piastri | McLaren | + 0.359 | 14 |
3. Lance Stroll | Aston Martin | + 1.218 | 10 |
4. Lando Norris | McLaren | + 1.482 | 13 |
5. Fernando Alonso | Aston Martin | + 1.892 | 8 |
6. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | + 2.237 | 14 |
7. Charles Leclerc | Ferrari | + 2.347 | 12 |
8. Guanyu Zhou | Alfa Romeo | + 2.568 | 9 |
9. Logan Sargeant | Williams | + 2.621 | 15 |
10. Nico Hülkenberg | Haas F1 | + 3.911 | 12 |
11. Kevin Magnussen | Haas F1 | + 4.111 | 14 |
12. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | + 6.780 | 7 |
13. Alex Albon | Williams | + 8.612 | 10 |
14. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | keine Zeit | 7 |
15. Carlos Sainz | Ferrari | keine Zeit | 6 |
16. Sergio Perez | Red Bull | keine Zeit | 2 |
17. Esteban Ocon | Alpine | keine Zeit | 4 |
18. Pierre Gasly | Alpine | keine Zeit | 3 |
19. Max Verstappen | Red Bull | keine Zeit | 4 |
20. Lewis Hamilton | Mercedes | keine Zeit | 3 |