Beim Blick auf das Resultat des zweiten Trainings zum GP Ungarn könnte man davon sprechen, dass die Formel 1 auf dem Hungaroring verrückt spielt. Seriensieger Max Verstappen stürzte auf den elften Platz ab. Sein Teamkollege Sergio Perez beendete die zweite Übungseinheit auf dem 18. Rang. Und keiner der beiden Mercedes schaffte es in die obere Tabellenhälfte. Doch für das kuriose Ergebnis gibt es eine Erklärung.
Sie besteht aus zwei Teilen: Regen und eine spezielle Reifenregel für das elfte Rennwochenende der Saison. Auf einer nassen Rennstrecke konnten die zehn Teams in der ersten Übungseinheit wenig lernen. Im zweiten Training blieb es trocken, sodass sie das gesamte Freitagsprogramm in 60 Fahrminuten quetschen mussten.
Andere Reifenregel in Budapest
Darüber hinaus hat jeder Fahrer nur 11 statt der üblichen 13 Slick-Reifensätze für das Wochenende zur Verfügung. Es ist ein Test für die Zukunft, um den CO₂-Fußabdruck zu verkleinern. Diese Kombination führte dazu, dass die Teams im zweiten Training unterschiedliche Pläne verfolgten. Mercedes verbrachte die gesamte Session auf den Mediumreifen und ließ die weiche Mischung im Regal. Von der Softmischung hat jeder Pilot nur vier Garnituren. Dazu vier Mediums und drei Mal die harte Mischung.
Red Bull sparte mit Kilometern. Verstappen und Perez umrundeten den Kurs zusammen genommen nur 32 Mal. Der Weltmeister zückte früh die weichste Reifensorte und verbrachte die gesamte Einheit darauf. Es sah ganz danach aus, dass sich Red Bull darauf konzentriere, die neuen Teile zu testen und zu verstehen. Das Upgrade genoss Priorität und nicht die Zeitentabelle. Das wahre Kräfteverhältnis werden wir somit erst am Samstag in der Qualifikation sehen.
Ferrari verbuchte den Spitzenplatz. Charles Leclerc steuerte seinen SF-23 auf der weichen Reifenmischung (C5) in 1:17.686 Minuten um die 4,381 Kilometer lange Strecke. Die Ingenieure haben für Budapest eine kleine Modifikation an den Frontflügel-Flaps vorgenommen. Teamkollege Carlos Sainz verbaute sich eine bessere Platzierung durch einen schwachen Mittelsektor. Hier geriet der Spanier auch in Verkehr. Wir wissen: Der Ferrari leidet wie der Haas besonders stark in Turbulenzen. Sainz schloss die Session auf dem zehnten Rang ab.
McLaren verfolgt Ferrari
Nach dem "Meilenstein in Silverstone", wie es Teamchef Andrea Stella nach 30 Punkten beim GP England formulierte, will sich McLaren nun auch auf einer Strecke beweisen, die dem MCL60 auf dem Papier nicht entgegenkommt. Die langsamen und mittelschnellen Ecken sind nicht nach dem Geschmack des Papaya-Rennwagens. Doch die umfangreichen Upgrades der letzten Wochen sollten auch in diesem Kurventyp Besserung bringen.
Die eher moderaten Asphalt-Temperaturen von knapp über 30 Grad im zweiten Training halfen McLaren. Lando Norris schrammte um gerade einmal 15 Tausendstel an der Bestzeit vorbei. Teamkollege Oscar Piastri fand sich auf der anderen Seite des Klassements weit unten ein. Der Australier belegte den 19. Platz. Zwischendrin stand sein McLaren länger in der Garage. Die Mechaniker klopften augenscheinlich den Unterboden auf mögliche Beschädigungen ab.
Alpine rechnet sich in Budapest ein gutes Ergebnis aus. Der Hungaroring hat nur eine längere Gerade. Die Motorleistung spielt eine untergeordnete Rolle. Dafür gibt es 14 Kurven. In diesen fühlt sich der A523 offensichtlich wohl. So war zumindest der Eindruck am Trainingsfreitag. Pierre Gasly klassifizierte sich an dritter Position. Esteban Ocon wurde Fünfter.
Hülkenberg auf Rang sechs
Zwischen die beiden Alpine quetschte sich Yuki Tsunoda. Seine Alpha-Tauri-Mannschaft schiebt ununterbrochen neue Teile nach. In Budapest betreffen die Modifikationen die Nase, den Frontflügel, den Unterboden und den Heckflügel. Tsunoda verlor nur 0,248 Sekunden auf Leclerc im Ferrari. Die viertlangsamste Strecke im Rennkalender der Formel 1 ist wohl eine der besseren für den Alpha Tauri.
Sein neuer Teamkollege hinterließ einen ordentlichen Eindruck. Daniel Ricciardo spulte 30 Runden ab. Der Australier war in seinem schnellsten Umlauf 0,451 Sekunden langsamer als sein japanischer Garagennachbar. In einem Feld mit sehr engen Abständen macht das direkt zehn Positionen aus.
Nico Hülkenberg angelte sich den sechsten Platz. Auf eine schnelle Runde ist mit dem Haas-Fahrer wie immer zu rechnen. Die Probleme liegen im Longrun und dort im Reifenverschleiß. Alfa-Sauber verbuchte mit beiden Fahrern einen Platz in den Top 10. Und das, obwohl Valtteri Bottas (7.) und Guanyu Zhou (9.) ihren jeweils schnellsten Umlauf auf der etwas härteren Medium-Mischung (C4) zurücklegten. Was einmal mehr zeigt, dass das Ergebnis schwer zu interpretieren ist. Fernando Alonso holte im Aston Martin den achten Rang.
Fahrer | Team | Zeit | Abstand | Runden |
1. Charles Leclerc | Ferrari | 1:17.686 | 20 | |
2. Lando Norris | McLaren | 1:17.701 | + 0.015 s | 29 |
3. Pierre Gasly | Alpine | 1:17.918 | + 0.232 s | 25 |
4. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | 1:17.934 | + 0.248 s | 30 |
5. Esteban Ocon | Alpine | 1:18.045 | + 0.359 s | 29 |
6. Nico Hülkenberg | Haas | 1:18.058 | + 0.372 s | 28 |
7. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 1:18.085 | + 0.399 s | 28 |
8. Fernando Alonso | Aston Martin | 1:18.105 | + 0.419 s | 31 |
9. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | 1:18.108 | + 0.422 s | 30 |
10. Carlos Sainz | Ferrari | 1:18.182 | + 0.496 s | 19 |
11. Max Verstappen | Red Bull | 1:18.279 | + 0.593 s | 17 |
12. Lance Stroll | Aston Martin | 1:18.319 | + 0.633 s | 32 |
13. Alexander Albon | Williams | 1:18.377 | + 0.691 s | 32 |
14. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | 1:18.385 | + 0.699 s | 29 |
15. Kevin Magnussen | Haas | 1:18.504 | + 0.818 s | 26 |
16. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:18.746 | + 1.060 s | 27 |
17. Logan Sargeant | Williams | 1:18.836 | + 1.150 s | 29 |
18. Sergio Perez | Red Bull | 1:18.978 | + 1.292 s | 13 |
19. Oscar Piastri | McLaren | 1:19.117 | + 1.431 s | 18 |
20. George Russell | Mercedes | 1:19.175 | + 1.489 s | 22 |