Die Meldung am vergangenen Freitag (26.4.) war keine Überraschung: Nico Hülkenberg wechselt 2025 zu Sauber. Ein Jahr später ist der Deutsche dann Werkspilot bei Audi. Die Ingolstädter übernehmen dann das Schweizer Team vollständig und bereiten sich bereits seit der Verkündung 2022 akribisch auf den Einstieg in die Formel 1 vor.
Hülkenberg ist ein wichtiger Mosaikstein, den Andreas Seidl für das Projekt gewinnen konnte. Der starke Mann hinter dem ehrgeizigen Engagement verpflichtete den erfahrenen Piloten. Vor dem Grand Prix in Miami (5. Mai) sprach Hülkenberg über die Beweggründe seines Wechsels, sowie seinen möglichen Teamkollegen.
Seidl gab Hülkenberg einen Korb
Der Haas-Pilot hatte auf seiner Cockpitsuche nach 2019 einst selbst den Audi-F1-Leiter kontaktiert, als dieser noch McLaren-Teamchef war. "Ich habe ihn damals angerufen und gefragt 'Hey Andi, wie sieht's aus? Gibt's eine Chance für mich?', aber er hat direkt 'Nein, mache dir keine Hoffnungen' gesagt. Und jetzt, zwei Jahre später, ist alles anders. Er wollte mich unbedingt haben."
Und Hülkenberg erlag den Avancen seines Landsmannes. "Letztes Jahr gab es bereits Interesse, aber es gab keine Möglichkeit zu wechseln. Deshalb bin ich noch bei Haas. Aber das Interesse blieb und wir haben die gleichen Ziele für die Zukunft. Ich bin natürlich happy und stolz, dass sich ein Team wie Audi so um mich bemüht hat."
Für diese Saison muss er noch für Haas fahren. Ex-Teamchef Günther Steiner zog die Option auf ein weiteres Jahr mit dem Deutschen an Bord. Seine endgültige Entscheidung hat er erst kurz nach dem China-GP getroffen, um dann bei Audi/Sauber zu unterschreiben. "Das hat sich alles recht kurzfristig um China herum entwickelt. Es war jetzt nicht die mega lange Vorlaufzeit."
Kennenlernphase 2025
Die Saison 2025 will der 36-Jährige zum Ankommen nutzen. "Wir haben die Zeit uns gut kennenzulernen, außerdem kenne ich noch einige Gesichter aus meiner ersten Zeit bei Sauber." Der Le-Mans-Sieger von 2015 fuhr bereits vor elf Jahren für das Schweizer Traditionsteam und erzählte jetzt in Miami von seiner Vergangenheit in Hinwil. "Es waren ganz andere Umstände damals. Mit dem Team war alles in Ordnung. Es gab nur eine Person, mit der es Schwierigkeiten gab und das war die Teamchefin."
Damit zielte Hülkenberg auf die damalige Rennleiterin Monisha Kaltenborn ab, die von 2012 bis 2017 die Sauber-Teamchefin war. "Es war etwas schwierig und kompliziert mit ihr." Hülkenberg verließ das Team nach nur einer Saison und heuerte für 2014 erneut bei Force India an. Kaltenborn traf während ihrer Sauber-Zeit mehrere unglückliche Entscheidungen und verschwand aus der Königsklasse.
Audi als großes Projekt
Nach seiner Renault-Zeit von 2017 bis 2019 wird der 208-malige GP-Teilnehmer zum zweiten Mal für ein Werksteam starten. Die hohen Ansprüche sind ihm bewusst. "Wie alle Teams hier in der Formel 1 haben sie einen Plan. Natürlich haben sie hohe Ziele, es ist ein riesiges Projekt. Für einen Hersteller zu fahren heißt auch, dass viel von mir erwartet wird."
Hülkenberg kommt bei dem Audi-Plan eine tragende Rolle zu. "Sie schätzen meine Erfahrung, sowie meine Vorstellungen und mein Gefühl für ein gutes Setup. Und auch, dass ich das Team pushen werde bei der Entwicklung. Es ist natürlich eine große Chance für mich, aber auch eine große Verantwortung, richtig abzuliefern."
Der Emmericher ist sich bewusst, dass diese Aufbauarbeit Zeit in Anspruch nehmen wird. Mit einem Augenzwinkern sagte der Deutsche auch, warum er dazu bereit ist: "Ich hatte leider kein Angebot von Red Bull. Es ist immer eine Frage der Alternativen", lachte Hülkenberg.
Sainz als alter, neuer Teamkollege?
Unklar ist noch, wer Hülkenbergs Gegner im eigenen Stall wird. Andreas Seidl soll Carlos Sainz ein Angebot unterbreitet haben. Der Spanier sucht noch nach einem Cockpit für 2025, weil er seinen Platz bei Ferrari an Lewis Hamilton verlieren wird. Sainz fuhr bereits bei McLaren unter der Leitung Seidls und konnte dort nach einer schwierigen Zeit bei Renault seine Karriere wieder revitalisieren.
Hülkenberg zog seinem ehemaligen Teamkollegen bei den Franzosen damals den Zahn. "Ich habe Carlos positiv in Erinnerung. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse und schnell. Er ist ein sehr harter Arbeiter. Seit 2018 ist viel passiert, ich glaube, er hat sich auch sehr stark weiterentwickelt, genau wie ich mich." Hülkenberg würde Sainz als alten, neuen Teamkollegen begrüßen. "Ich hätte überhaupt keine Bedenken oder Bauchschmerzen. Aber das gilt für jeden, der kommen würde."