Nach den Wintertestfahrten drehte sich alles um die Frage: Wer hat am besten geblufft, wer die Karten schon aufgedeckt? Wem traute man zu viel zu, wem zu wenig? Zwischen dem Test-Ende in Bahrain und dem ersten Grand Prix lagen nur acht Tage. Und doch haben sich einige Positionen verschoben.
Red Bull als Favorit zu tippen, war kein großes Kunststück. Alpine als Schlusslicht konnte man sich eigentlich nicht vorstellen. Doch genauso kam es. In der vorderen Hälfte des Feldes tauschten nur McLaren und Aston Martin die Plätze. Hinten präsentierte sich Haas deutlich besser als erwartet. Der US-Rennstall hat sein Reifenproblem in den Griff bekommen und überholte damit Williams und Sauber. Hier ist das auto motor und sport Ranking nach dem ersten Saisonrennen:
1. Red Bull
Gefühlt sind Red Bull und Verstappen noch überlegener als letztes Jahr. Im Rennen fuhr der Weltmeister in einer anderen Galaxie. Nur im Qualifying ist Verstappen verwundbar. Doch auch die Pole Position räumte er ab. Weil er weniger Fehler machte als die Konkurrenten. Red Bull droht für die Europa-Saison mit einem Upgrade, das die Messlatte noch höher hängt.
2. Ferrari
Ferrari ist tatsächlich zweite Kraft. Auf eine Runde und im Rennen. Die Pole Position wäre möglich gewesen. Leclerc unterbot sie im Q2. Im Rennen kosteten Bremsprobleme Zeit. Der Abstand zu Red Bull ist möglicherweise kleiner als 0,44 Sekunden pro Runde. Und das Konzept des SF-24 ist ausbaufähig.
3. Mercedes
Keiner weiß, wie schnell Mercedes wirklich ist. Am Donnerstag feierten Hamilton und Red Bull einen Doppelsieg mit einem Setup, das möglicherweise das Rennen nicht überstanden hätte. Am Freitag ging man einen Schritt zu weit zurück. Zu hohe Motortemperaturen verschleierten, wie stark Mercedes im Renntrim wirklich ist.
4. McLaren
Der WM-Vierte sieht sich auf Kurs. Die Konstruktionsziele über den Winter wurden erreicht. Bahrain ist aus Sicht von McLaren ein schlechtes Pflaster, weil man immer noch zu viel Zeit in langsamen Kurven verliert. Trotzdem hatte Norris die erste Startreihe auf dem Fuß. Der Rennspeed war angesichts der Probleme von Ferrari und Mercedes etwas enttäuschend.
5. Aston Martin
Der Aston Martin kann jetzt schnelle Kurven besser und ist im Topspeed bei der Musik. Dafür opferte man ein bisschen die langsamen Kurven. Auf eine Runde schwamm Alonso in direkten Verfolgerfeld von Red Bull mit. Im Rennen fehlten den grünen Autos mehr als 1,3 Sekunden pro Runde. Die Ingenieure sind auf der Suche nach mehr Grip.
6. Toro Rosso
Toro Rosso führt die zweite Tabellenhälfte an. Nicht so deutlich wie gedacht. Red Bulls B-Team kann andererseits Aston Martin am Horizont erkennen. Ein bisschen mehr Verständnis des neuen Autos, ein bisschen mehr Sicherheit beim Setup, ein glücklicheres Händchen bei der Strategie, und schon muss sich Aston Martin strecken.
7. Haas
Der US-Rennstall war die Überraschung des Saisonauftakts. Hülkenberg ist zwar schon letztes Jahr in die Top Ten der Startaufstellung gefahren, doch immer zu dem Preis, dass im Rennen die Reifen einbrachen. In Bahrain hielten die Haas-Piloten das Tempo der direkten Gegner. Ohne Hülkenbergs Startkollision wäre vielleicht ein Punkt möglich gewesen.
8. Williams
Williams muss sein Auto noch abspecken und besser verstehen. Das Team hat zum ersten Mal seit 2017 wieder ein richtiges Rennauto gebaut. Im Training reichte es für das Q2, im Rennen für den Kampf um den elften Platz. Wer da bestehen will, muss schnell in der Lage sein, das Potenzial des Autos voll auszuschöpfen.
9. Sauber
Die Schwachstelle ist die Qualifikation. Beide Fahrer flogen im Q1 raus. Das Auto kann mehr. Zhou demonstrierte es im Rennen. Der Chinese wurde mit einem frühen Boxenstopp an die Spitze der zweiten Tabellenhälfte gebracht und wehrte dann alle Angriffe von Toro Rosso, Williams und Haas ab.
10. Alpine
Kaum zu glauben, aber wahr: Alpine ist Letzter. Wenn man die Qualität der Fahrer mit einrechnet, sogar mit gehörigem Abstand. Die zehn Kilogramm Übergewicht wird man schnell wegbringen. Die schlechte aerodynamische Effizienz und die Traktionsprobleme werden das Team noch länger verfolgen.