Während sich neun von zehn Teams schon in die Sommerpause verabschiedet haben, standen in der Red-Bull-Zentrale am Montag (29.7.) noch ein paar intensive Gespräche an. Bei der großen Runde der Rennstallführung waren natürlich auch Teamchef Christian Horner und Red-Bull-Sportchef Helmut Marko mit von der Partie.
"Das ist ein turnusmäßiges Treffen. Da wird über viele Dinge gesprochen. Natürlich sind auch die Fahrer ein Punkt auf der Agenda. Wir müssen analysieren, was mittel- und langfristig das Beste für Red Bull ist", erklärte Horner vorher zu dem Termin. Zuletzt war Sergio Perez immer mehr unter Druck geraten. Auch in Spa blieb der erhoffte Befreiungsschlag aus.
Horner hatte im Vorfeld noch einmal betont, dass sich alle im Team wünschen, dass Perez mit Red Bull erfolgreich ist. "Er ist ein toller Teamplayer. Das Team steht voll hinter ihm. Umso mehr tut es weh, wenn man sieht, dass er zu kämpfen hat." Die Reihe mittelmäßiger Resultate haben die Gerüchteküche zuletzt ordentlich angefeuert.
Auch die Teambosse haben dabei immer wieder mitgezündelt: "McLaren hat in Spa wieder etwas auf uns aufgeholt. Wir müssen uns in der zweiten Saisonhälfte voll auf die Teamwertung konzentrieren. Da brauchen wir zwei starke Fahrer, die regelmäßig Punkte liefern, so wie es auch zu Beginn des Jahres war. Dahin müssen wir wieder zurück", erklärte Horner. Marko nannte die Leistung von Perez in Spa "nicht zufriedenstellend".
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 28 Zähler in den letzten acht Rennen erfüllten die Erwartungen des Teams nicht ansatzweise. McLaren rückte dem Weltmeisterteam immer näher. Zur Frage nach einem vorzeitigen Rauswurf erklärte Horner am Sonntag: "Keiner will so eine Entscheidung treffen. Checo hatte einen schwierigen Lauf in den letzten Rennen. Er hat aber auch immer wieder Hoffnungsschimmer gezeigt, wie das starke Rennen in Ungarn oder das Qualifying in Spa. Wir wollen ihn wieder in Form bringen."
Und so bekam Perez von der Führungsetage noch einmal das Vertrauen ausgesprochen. Laut dem niederländischen "De Telegraaf" soll Horner die Belegschaft am Nachmittag über die Entscheidung mit folgenden Worten informiert haben: "Checo bleibt ein Red-Bull-Fahrer, trotz aller Spekulationen in der letzten Zeit. Wir freuen uns schon zu sehen, wie er nach der Sommerpause auf Strecken abschneidet, die ihm in der Vergangenheit gut gelegen haben."
Keine Chance für Ersatzkandidaten
Geholfen haben könnte Perez, dass sich auch Verstappen zuletzt öffentlich für seinen Teamkollegen starkgemacht hat. Dazu kam, dass sich die Ersatzkandidaten aus dem eigenen Stall nicht gerade aufgedrängt haben. Eigentlich sollte ja Daniel Ricciardo bei Toro Rosso als Perez-Nachfolger aufgebaut werden. Der Australier ließ es in der ersten Saisonhälfte aber an Konstanz vermissen.
Auch Liam Lawson galt als Alternative. Der Neuseeländer ist aber seit knapp zehn Monaten kein Rennen mehr gefahren. Die Gerüchte über einen möglichen Perez-Rauswurf wurden durch die Ansetzung von Testfahrten diese Woche in Imola noch befeuert. Ricciardo und Lawson wurden am Mittwoch und Donnerstag eingeladen, um einen Filmtag im aktuellen Toro Rosso und Testrunden in einem 2022er Alpha Tauri abzuspulen.
Nun dient der Test offenbar nur noch dazu, mehr Vergleichsdaten von den beiden Piloten zu sammeln, um eine bessere Entscheidungsgrundlage für die Besetzung der Cockpits in der kommenden Saison zu erhalten. Perez kann man nur wünschen, dass er seine Negativserie schnell beendet. Sonst gehen die Spekulationen vor der Winterpause von Neuem los.