Singapur ist eine dynamische Weltmetropole, die sich ständig verändert. Weil im Stadtteil direkt an der Marina Bay ein neuer großer Platz für öffentliche Veranstaltungen entstehen soll, musste die Formel 1 umbauen. Schon im März 2023 rollten hier die Bagger an und veränderten das Layout der Grand-Prix-Strecke.
Der Weg um die große Tribüne im letzten Sektor fällt komplett weg. Hier hatten die Autos über die Kurven 16 bis 19 einen kleinen Schlenker direkt am Wasser zurückgelegt. Durch eine Öffnung in der Tribüne ging es dann wieder zurück in Richtung Riesenrad. Diesen Schlenker können sich die Piloten nun sparen.
Eine Rennrunde mehr
Mit dem Umbau verliert die Strecke eine ihrer bekanntesten Passagen. In Kurve 17 hatte Nelson Piquet Jr. seinen Renault bei der Premieren-Veranstaltung im Jahr 2008 absichtlich in die Bande gesetzt, um Teamkollege Fernando Alonso zum Sieg zu verhelfen. Kurve 18, die in den Tunnel unter der Tribüne führt, sorgte in der Vergangenheit ebenfalls regelmäßig für heiße Action.
Die Strecke wird mit dem Layout 123 Meter kürzer. Statt 61 Runden müssen die Fahrer 62 Runden abspulen. Nach den Simulationen der Teams sollte die Rundenzeit um ca. 9 Sekunden sinken. Durch den Wegfall der vier Kurven entsteht eine neue Gerade, die 398 Meter lang ist. Sie mündet direkt in eine 90-Grad-Rechtskurve, bevor es dann über eine Doppel-Links-Kehre auf Start-Ziel geht.
"Wir bremsen weniger, wir lenken weniger – es ist also weniger anstrengend", lobte Max Verstappen die Maßnahme. Pierre Gasly war weniger begeistert: "Unser Auto ist besser in Kurven als auf Geraden. Der Wegfall von vier Kurven hat uns sicher nicht geholfen." Die Ingenieure erwarten, dass der Reifenverschleiß sinkt. Am Abtriebslevel wird sich aber nichts ändern.
Magnussen verliert Rekord
George Russell hofft, dass die Fans mit der Layout-Änderung mehr Action geboten bekommen: "Früher gab es in Singapur immer nur eine Stelle, an der man zu einem Überholmanöver ansetzen konnte. Ich hoffe, dass nun mit Kurve 16 eine weitere Überholmöglichkeit dazugekommen ist." Für etwas Kritik sorgte allerdings die Entscheidung der FIA, auf der neu entstandenen Gerade keine DRS-Zone einzurichten.
Nico Hülkenberg glaubt, dass es trotzdem mit Attacken klappen kann: "Direkt auf der Gerade vornedran ist eine DRS-Zone. Die muss man dazu nutzen, um auf den Vordermann aufzuschließen." Bei der Fahrergewerkschaft versuchte man am Donnerstag (14.9.), noch einmal Druck auf die Entscheider ausüben. Laut Sergio Perez setzte sich die GPDA dafür ein, mit einer DRS-Zone auf der neuen Geraden Attacken zu erleichtern.
Doch die FIA blieb am Ende hart. Wie der Verband mitteilte, wurde die Einrichtung einer vierten DRS-Zone im Vorfeld analysiert. Der Verband hatte bei den Teams nachgefragt, ob sie kommen soll, oder nicht. Doch unter den Rennställen gab es für die Idee keine geschlossene Unterstützung. Aus Sicherheitsgründen entschied man sich deshalb dagegen.
Einen Verlierer des Streckenumbaus gibt es aber auf jeden Fall. Kevin Magnussen wird seinen Rundenrekord verlieren: "Ich hatte 2018 ein echt beschissenes Rennen hier. Da bin ich kurz vor Schluss nochmal an die Box gekommen und habe mit weichen Reifen die schnellste Rennrunde gedreht. Mit dem neuen Layout wird es sicher einen neuen Rekord geben – aber leider wohl nicht durch mich."