Red Bull gibt seinen Gegnern keine Luft zum Atmen. Kaum hatte man nach dem Ferrari-Doppelsieg von Melbourne den Eindruck, der Abstand zum Weltmeister-Auto könnte sich etwas verkleinert haben, geht Red Bull in Vorlage. Der RB20 erhielt in Suzuka sein erstes Upgrade. Bei Ferrari, Mercedes und McLaren lassen die Entwicklungsschritte noch auf sich warten.
Red Bulls neues Aero-Paket ist größer, als es auf den ersten Blick aussieht. Die meisten Änderungen fanden unter der Verkleidung statt. Dort wanderten Wärmetauscher und Kühler an neue Positionen. Ziel des Umbaus ist es, die Öffnungen für die Kühleinlässe neu zu gestalten und die Austritt-Slots zu reduzieren. Das hilft der aerodynamischen Effizienz.
Der waagrechte Lufteinlass unter der Oberlippe des Seitenkasten ist noch mehr ein Briefkastenschlitz als vorher. Erklärung der Ingenieure: "Wir haben die effizientesten Plätze für die Kühler gesucht, um möglichst viel Luft in die Öffnungen zu bringen. Das erlaubt es uns, die Kühlauslässe zu verkleinern. Das bringt Vorteile im Heck des Autos."
Die Bodenplatte und ihre Kanten wurden an die geänderten Druckverhältnisse des neuen Arrangements angepasst, um lokal mehr Anpressdruck zu erzeugen, ohne die Stabilität der Strömung zu opfern. Außerdem setzt Red Bull konsequent seine neue Strategie fort, Zonen stark verwirbelter Luft dadurch zu beruhigen, indem man die Turbulenzen in Luftschächte absaugt und an einer weniger kritischen Stelle wieder rauslässt. Zu den beiden Öffnungen auf der Innenseite hinter dem Halo-Ansatz kommen jetzt etwa 20 Zentimeter weiter vorne zwei neue Löcher auf der Außenseite.
Last-Minute-Paket von Aston Martin
Von den Topteams hat nur Aston Martin gekontert. Das Upgrade ist mit neuem Unterboden, Seitenkästen und Beam Wing noch größer als das von Red Bull. Es wurde erst in letzter Minute fertig und war am Freitag lediglich in einfacher Ausführung vor Ort. Erst ab dem dritten Training waren beide Autos wieder identisch.
"Was sich im Windkanal bewährt, kommt sofort ans Auto", erklärte Chefingenieur Tom McCullough die aggressive Entwicklungspolitik des Teams, die bereits in Jeddah und Melbourne neue Teile hervorgebracht hatte. Das Suzuka-Upgrade ist nur Teil 1 eines größeren Pakets, das erst später vervollständigt wird.
Gleiches gilt für Toro Rosso. Der neue Unterboden wird in Miami mit anderen Neuentwicklungen ergänzt. "Die Änderungen helfen uns hauptsächlich in langsamen Kurven, also mehr in Shanghai als in Suzuka. Mit dem Miami-Paket gehen wir dann auch die schnellen Kurven an. Das ist immer noch unsere Schwachstelle", verrät Chefingenieur Alan Permane.
Hier ist unser Überblick über die Upgrades von Suzuka:
Red Bull
- Kühleinlass in Seitenkasten: Geänderte Kühleinlässe nach Verlegung der Wärmetauscher. Dadurch können die Auslässe kleiner gestaltet werden, was die Strömung zum Heck verbessert.
- Unterboden: Leichte Änderungen der Bodenplatte, um die Strömungscharakteristik zu optimieren
- Unterboden Kante: Stärkere Anwinkelung der Winglets
- Bremsbelüftungen vorne: Einlass und Auslass sind kleiner, weil die Bremsen in Suzuka wenig beansprucht werden.
- Spiegelhalterung: Zusätzliches vertikales Leitblech als Halterung und Outwash-Element
Ferrari
- Heckflügel: Flügelprofile für mehr Abtrieb
- Beam Wing: Flügelelemente mit mehr Anstellung
- Hinterradaufhängung: Neue Verkleidung der oberen Querlenker für verbesserte Strömung
McLaren
- Bremsbelüftungen vorne: Verkleinerter Einlass und Auslass, weil die Bremsen in Suzuka wenig beansprucht werden.
Aston Martin
- Seitenkasten: Neues Profil am vorderen Ende, steilere Rampe
- Unterboden: Neue Form, um die Strömung unter dem Auto zu verbessern
- Unterboden Kante: Der Mini-Flügel auf der Kante wurde in seiner Länge reduziert.
- Venturi-Kanäle vorne: Die vertikalen Leitbleche wurden in Form und Position verändert und dem neuen Unterboden angepasst.
- Diffusor: Die Oberfläche auf dem Diffusordach wurde modifiziert für eine bessere Interaktion mit dem Beam Wing.
Alpine
- Frontflügel: Alle vier Elemente wurden neu gestaltet. Das betrifft auch die Übergänge in die Endplatte.
- Bremsbelüftungen vorne: Anpassung an den neuen Frontflügel
- Beam Wing: Beschränkung auf ein Element, um die Diffusor-Wirkung zu verbessern
Williams
- Frontflügel: Neues Profil der beiden oberen Flaps
- Heckflügel: Das Hauptblatt wurde in seiner Größe reduziert
- Beam Wing: Anpassung an den neuen Heckflügel mit weniger Volumen. Das reduziert den Luftwiderstand
Toro Rosso
- Unterboden: Das Profil des Bodens wurde verändert, um lokal mehr Abtrieb zu erzielen
- Unterboden Kante: Modifizierter Mini-Flügel auf der Kante
Sauber
- Unterboden: Neues Profil vorne und in der Mitte
- Unterboden Kante: Neugestaltung der Kante in Anpassung an den neuen Unterboden