McLaren, Alpine, Alpha Tauri und Alfa Romeo wollen es noch einmal wissen. Die vier Teams aus dem Verfolgerfeld rüsten sich technisch für den Endspurt auf. Mit unterschiedlichen Zielen. McLaren strebt an, am Ende des Jahres das zweitschnellste Auto im Feld zu haben und den Rückstand auf Red Bull zu verkürzen. Alpine will den Anschluss an die vier Teams nicht verlieren, die um Platz zwei hinter Red Bull kämpfen. Alpha Tauri und Alfa Romeo wollen Haas noch vom achten Platz stürzen.
Bei McLaren und Alpha Tauri fragt man sich, wie das alles in den Budgetdeckel passt. McLaren präsentiert in Singapur bereits sein fünftes großes Upgrade nach Baku, Spielberg, Silverstone und Monza. Alpha Tauri hatte seinen AT04 bis Monza in 44 Details modifiziert. In Singapur kamen sieben Umbauten dazu.
Die Teamchefs antworten auf die Frage nach der Kompatibilität mit dem Kostenlimit, dass nicht die Zahl der Änderungen, sondern deren Umfang entscheidend ist. So haben McLaren und Alpha Tauri zwar eine lange Liste von Neuentwicklungen an die FIA geschickt, doch in einigen Fällen sind die Unterschiede kaum mit freiem Auge zu erkennen.
McLaren schneller in langsamen Kurven
McLaren startete in Singapur seinen Angriff auf Red Bull. Laut Lando Norris war der MCL60 bislang in 90 Prozent aller Streckenteile bereits konkurrenzfähig. "Jetzt sind wir die letzten zehn Prozent angegangen." Das war die Schwäche in den langsamen Kurven.
Der vierte Aufguss der B-Version produziert mehr Anpressdruck in Kurven unterhalb von 150 km/h. Mechanisch änderte sich noch nichts. Da wird man 2024 nachbessern müssen. "Wenn die Zahlen stimmen, werden wir in unseren Problemkurven besser sein, aber es wird nichts an der Fahrcharakteristik ändern. Das Auto wird immer noch nicht so zu fahren sein, wie ich es gerne hätte.
Alpine änderte zum zweiten Mal in diesem Jahr das Profil der Seitenkästen. Der Kühleinlass liegt höher, ist schmaler, dafür aber breiter. Das ermöglicht vorne einen stärkeren Undercut. Der Red Bull RB19 stand wie bei so vielen Autos im Feld Pate. Alfa Romeo dagegen hielt an seinem Konzept fest. Feintuning am Frontflügel, den Venturi-Kanälen, dem Diffusor und den hinteren Bremsbelüftungen soll die aerodynamische Effizienz des C43 verbessern.
Auch Red Bull hat nachgebessert. An der Unterboden-Kante und der Heckflügelendplatte. Das Weltmeister-Team hat dabei immerhin die Größe zuzugeben, was hinter der Heckflügelmodifikation steckt: "Wir haben uns vom Design einiger Autos der Konkurrenz inspirieren lassen."
Hier ist unser Überblick über die Upgrades von Singapur:
Red Bull
- Unterboden-Kante: Das Flügelelement entlang der Vorderseite der Kante ist stärker angewinkelt. Das gibt lokal mehr Abtrieb.
- Heckflügelendplatte: Die Locke am Übergang des Flaps in die Endplatte ist eine Kopie von anderen Autos.
Ferrari
- Frontflügel: Neues Profil der Flaps an der Innenseite. Das ist keine spezielle Lösung für Singapur, sondern Teil der normalen Entwicklungsarbeit.
Mercedes
- Bremsbelüftung vorne: Größere Kühlschächte speziell für die Strecke von Singapur.
Alpine
- Seitenkasten: Der Einlass ist jetzt Red-Bull-Style. Er liegt höher, ist flacher und damit breiter. Das vergrößert den Undercut im vorderen Bereich des Seitenkastens.
- Kühlauslass-Kiemen: Anpassung an die neue Seitenkasten-Geometrie.
- Beam Wing: Größere Kante am vorderen Ende des Beam Wings. Bringt im Heck mehr Abtrieb.
- Rückspiegel: Auf der Oberseite wurden zwei vertikale Finnen angebracht.
McLaren
- Frontflügelendplatte: Das neue Design leitet die Luft besser nach außen ab und bringt mehr Anpressdruck.
- Seitenkasten: Der Einlass wurde umgestaltet. Auch die Spiegelhalterung wurde entsprechend geändert.
- Halo: Die Verkleidung des Halos wurde umgestaltet, um die Strömung zum Heck zu verbessern.
- Venturi-Kanäle: Neue Geometrie der Kanäle.
- Unterboden: Die Bodenplatte wurde von vorne bis hinten modifiziert. Ziel war mehr Anpressdruck in langsamen Kurven.
- Unterboden-Kante: Anpassung an den neuen Boden.
- Diffusor: Anpassung an den neuen Boden.
- Motorabdeckung: Mit den neuen Seitenkästen und dem modifizierten Boden änderte sich die gesamte Verkleidung ab dem Cockpit bis zum Heck.
- Bremsbelüftung hinten: Neues Arrangement der Winglets an der Innenkante.
- Hinterradaufhängung: Die Spurstange wurde neu verkleidet.
- Heckflügelendplatte: Die Form wurde geändert, um den Abtrieb im Heck zu verbessern. Wurde schon in Zandvoort gesichtet, kam aber nicht zum Einsatz.
- Beam Wing: Spezielle Form für Strecken mit maximalem Abtrieb.
Alfa Romeo
- Frontflügel: Neue Flaps, um beim Setup mehr Optionen zu haben.
- Venturi-Kanäle: Neues Profil der acht Kanäle. Das gehört zusammen mit dem Diffusor und den hinteren Bremsbelüftungen zu einem Paket, das die aerodynamische Effizienz verbessern soll.
- Diffusor: Teil des Unterboden-Upgrades
- Bremsbelüftungen hinten: Teil des Unterboden-Upgrades.
Aston Martin
- Winglets innen an den Hinterrädern: Neues Profil für den unteren Deflektor.
Alpha Tauri
- Seitenkästen: Der Einlass hat sich für eine verbesserte Kühlung vergrößert. Auf halber Höhe wurde eine Mulde geschaffen, indem an der Außenseite eine Wulst entstand.
- Unterboden: Die hintere Hälfte des Bodens bis zum Diffusor wurde geändert.
- Diffusor: Änderungen am Ausschnitt der Seitenwände.
- Motorabdeckung: Die Verkleidung wurde in dem Bereich verbreitert, um Platz für die Mulde auf der Oberseite der Seitenkästen zu schaffen.
- Hinterradaufhängung: Neues Profil für die Verkleidung der Hinterradaufhängungs-Elemente.
- Bremsbelüftung hinten: Ein neuer Kühleinlass reduziert die Strömungsverluste, die an der Kaskade von Winglets auf der Innenseite des Radträgers entstehen.
- Rückspiegel: Die neue Form reduziert die Luftwirbel, die bei der alten Version entstanden sind und verbessert die Strömung zum Heck.
Williams
- Frontflügel: Der oberste Flap wurde vergrößert, um den Abtrieb an der Vorderachse zu verbessern.