Der Samstag gehört dieses Jahr Ferrari. Zum zwölften Mal setzte eine der roten Raketen die Bestzeit im Qualifying. Red Bull kann gerade einmal die Hälfte an Pole Positions vorweisen. Dass dieses Kunststück auch in Austin klappen würde, konnte man vorher aber nicht unbedingt erwarten. Die Strecke mit der langen Geraden schien eigentlich dem Red Bull eher zu liegen. Und ein Ferrari stand in Texas zuvor noch nie auf dem besten Startplatz.
Am Ende halfen wohl auch der böige Wind und die kühlen Asphalttemperaturen mit, dass Carlos Sainz zum dritten Mal in seiner Karriere die Pole-Trophäe in Empfang nehmen durfte. Während die Konkurrenz kämpfte, fühlte sich der Spanier pudelwohl. Und das in Abwesenheit von Teamchef Mattia Binotto, der im Hotel an einer Grippe laboriert.
"Das hat heute richtig Spaß gemacht", strahlte der Tagesschnellste. "Mit dem wechselnden Wind war es wirklich nicht einfach. Die Böen haben jede Kurve zum Abenteuer gemacht. Man wusste nie, wie viel Grip man findet. Man musste einfach daran glauben, dass das Auto am Boden kleben bleibt."
Ferrari vom Winde nicht verweht
Der Spanier vermutet, dass der Abtriebsvorteil gegenüber dem Red Bull zum Matchwinner wurde. Der F1-75 kämpfte sich deutlich stabiler und berechenbarer durch den texanischen Sturm. "Schon vom Q1 an hatte ich ein gutes Gefühl im Auto. Im Q3 kam es dann nur noch darauf an, die Runde fehlerfrei hinzubekommen. Das ist mir zum Glück gelungen", gab der Pilot erleichtert zu Protokoll.
Nach einem schwierigen Saisonbeginn hatte Sainz seine erste Pole auf trockener Piste zuletzt mehrfach nur knapp verpasst. In Austin war das Glück nun endlich auf seiner Seite. 65 Tausendstel Vorsprung wies die Stoppuhr gegenüber Teamkollege Charles Leclerc aus. 92 Tausendstel fehlten Max Verstappen zum vordersten Platz in der Startaufstellung.
"Im Laufe des Jahres habe ich mich immer mehr mit dem Auto angefreundet, was die Quali-Pace angeht", verrät Sainz. "Schon vor der Sommerpause war es ein paar Mal ganz eng. Aber aus irgendwelchen Gründen hat immer ein Tick gefehlt. Ich habe den Glauben aber nicht verloren, dass es doch noch klappt. Jetzt habe ich das Hindernis endlich aus dem Weg geräumt."
Red Bull im Rennen Favorit
Im Rennen muss Verstappen von der dreckigen Spur losfahren. Sonst spricht aber nicht viel gegen den frischgebackenen Doppelweltmeister. Auch Sainz weiß um die Stärke der Konkurrenz: "Red Bull ist morgen der Favorit. Da müssen wir realistisch sein. Sie haben normalerweise die bessere Rennpace und Vorteile beim Reifenverschleiß."
Zuletzt stand Ferrari mehrfach mit den Pirelli-Gummis auf Kriegsfuß. In Austin kann das Team nun beweisen, dass man beim Setup Fortschritte gemacht hat. Die Ingenieure erwarten das härteste Rennen des Jahres in puncto Verschleiß: "Das wird ein guter Test für uns werden. Ich glaube, dass unsere Pace nicht so schlecht ist. Wir werden natürlich alles geben, um vorne zu bleiben. Mein Ziel ist auf jeden Fall der Sieg", bekräftigt Sainz.
Am Ende fand der ehemalige Red-Bull-Junior auch noch ein paar würdigende Worte für den am Samstag verstorbenen Dietrich Mateschitz: "Seine Unterstützung hat mir in der Vergangenheit sehr geholfen. Ohne ihn wäre ich nicht in der Formel 1. Er hat so viel für den Motorsport getan. Wenn man bedenkt, wie viele Red-Bull-Logos in den verschiedenen Rennserien zu sehen sind – von MotoGP bis Formel 1. Und er hat immer junge Talente gefördert. Dazu war er auch noch einfach ein super-netter Mensch, mit dem ich gerne Zeit verbracht habe."