Der GP Bahrain 2024 hat uns an die Ausgabe des Jahres 2023 erinnert. Red Bull drehte an der Spitze einsam seine Runden und war wieder das einzige Team, das sich die Reifenfolge soft-hart-soft leisten konnte. Ferrari kam mit 25 Sekunden Rückstand ins Ziel. Aus Sicht der Formel 1 eine Bankrotterklärung. Mit der Brille von Ferrari aber ein Fortschritt.
Die Verstappen-Show geht in der gleichen Perfektion weiter wie im letzten Jahr. Im Verfolgerfeld wechselte die Farbe. Vor einem Jahr kam Fernando Alonso im Aston Martin trotz Safety-Car mit 38,7 Sekunden Rückstand auf die zwei Red Bull ins Ziel. Diesmal war es Carlos Sainz. Und dem Spanier fehlten ohne Hilfe eines Safety-Cars nur 25,1 Sekunden auf den Sieger und 2,6 Sekunden auf Sergio Perez.
Sainz wollte im letzten Stint attackieren, musste aber aus zwei Gründen zurückstecken. "Ein Abstand von zwei bis drei Sekunden ist das schlechteste, was dir passieren kann. Du kriegst die Turbulenzen des vorausfahrenden Autos noch ab, profitierst aber nicht vom Windschatten. Wenn du zu viel attackierst, runierst du dir die Reifen." Außerdem musste der zweifache GP-Sieger feststellen: "Der Red Bull nutzt die weichen Reifen nicht stärker ab als wir die harten."
Flexibler beim Boxenstopp-Timing
Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur hätte seine Autos zwar lieber direkt im Windschatten der übermächtigen Meisterautos gesehen, doch unter dem Strich hakte der Franzose den Saisonauftakt als Teilerfolg ab. "Im Qualifying haben wir gezeigt, dass wir auf eine Runde so schnell wie Verstappen sein können. Im Rennen konnten wir unseren Rückstand im Vergleich zum Vorjahr halbieren. Letztes Jahr haben wir pro Runde mehr als eine Sekunde verloren. Diesmal waren es vier Zehntel."
Dabei fuhr nur einer der beiden Ferrari in Normalform. Charles Leclerc klagte schon früh im Rennen über einseitig ziehende Bremsen. Das führte immer wieder zu stehenden Vorderrädern und im ersten Stint sogar zu einem Bremsplatten. "Auf der Bremse zog das Auto immer nach rechts", klagte Leclerc. Als das Problem verschwand, war es schon zu spät. Der Zweite der Startaufstellung kam 15 Sekunden hinter seinem Teamkollegen ins Ziel. Auch Sainz berichtete von Ärger mit den Bremsen. "Sie haben einseitig überhitzt. Ich bin dann auf den Geraden immer nach der Seite hin versetzt zum Vordermann gefahren, auf der die Bremsen heißer waren."
Vasseur erinnerte auch daran, dass Bahrain im letzten Jahr für das Team das schlechteste Rennen des Jahres war. "Wenn es diesmal wieder so sein sollte, bin ich happy." Dazu kommt, dass sich der Ferrari SF-24 vor allem in schnellen Kurven gesteigert hat. Davon gibt es in Bahrain nur vier. Von der Papierform her müsste Jeddah den roten Autos besser liegen.
Rundenzeit suchen statt Baustellen aufräumen
Ferrari vertraute wie 2023 auf die konservative Reifenfolge soft-hart-hart. Dabei hätte man es mit einem besseren Auto in diesem Jahr durchaus riskieren können, den gleichen Weg wie Red Bull einzuschlagen. Die Strategen rückten trotzdem davon ab. Nicht nur, weil der Ferrari mit dem C1-Gummi besser harmonierte als mit der C3-Mischung.
Vasseur erklärte die Reifenwahl so: "In der Theorie war diese Taktik nur eine bis eineinhalb Sekunden über die Renndistanz schneller. Uns war es wichtiger, mit zwei harten Reifen am Ende beim Timing der Boxenstopps flexibler zu sein." Daraus wurde nichts. Das Bremsproblem zwang Leclerc jeweils früher an die Box als gewünscht. Sainz verteidigte die Reifenwahl: "Ich fühle mich auf diesem Reifen wohler, weil ich attakieren kann ohne ständig auf den Reifen aufpassen zu müssen."
Ferrari hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Red Bull einzuholen. Sainz bezifferte den Abstand im Rennen auf drei bis vier Zehntel. Diesmal wird das Entwicklungsprogramm in Maranello in geordneteren Bahnen verlaufen. "Letztes Jahr mussten wir unsere Probleme erst einmal verstehen, um zu wissen, wo wir ansetzen sollen. Wir haben Baustellen aufgeräumt, statt Rundenzeit zu suchen. Jetzt können wir uns darauf konzentrieren, das Auto schneller zu machen", atmet Vasseur auf.