Die Formel 1 ließ ihr technisches Regelwerk für die Saison 2002 weitgehend gleich zum Vorjahr. Das öffnete Ferrari die Tür, erstmal mit einem Übergangsauto weiterzumachen. In Maranello sah man zunächst davon ab, den F2002 auf die Konkurrenz loszulassen. Die Ingenieure wollten ihrer neuen Roten Göttin zuvor sämtliche Kinderkrankheiten austreiben. So schickten sie die B-Version des F2001 ins Rennen.
Dieser Schachzug sollte aufgehen. Michael Schumacher pilotierte den Vorjahreswagen in den ersten beiden Grands Prix. Er sammelte 14 Punkte ein und stieg als WM-Führender in sein neues Auto um. Man könnte auch sagen: Der F2001b war der Wegbereiter, im F2002 vollstreckte Schumi, distanzierte die Konkurrenz und sicherte sich seinen fünften WM-Titel. Damit zog er in dieser Beziehung mit Juan Manuel Fangio gleich. Zwei weitere Weltmeisterschaften folgten. Inzwischen teilt sich Schumacher den Titel des Rekordweltmeisters mit Lewis Hamilton.
100-prozentige Podiumsquote
Das Auktionshaus RM Sotheby's schreibt den F2001b innerhalb von rund zwölf Monaten wiederholt zur Versteigerung aus. Schon im August 2023 hätte Chassis 215 eine neue, dauerhafte Heimat finden sollen. Warum die B-Version erneut in Monterey angeboten wird, ist nicht öffentlich bekannt. Womöglich liegt es am opulenten Schätzpreis, der beim zweiten Anlauf auf zwischen acht und zehn Millionen US-Dollar angesetzt wird.
Gerechtfertigt wird dieser durch die illustre Renn-Historie. Im Chassis #215 glänzte Schumacher zum Saisonauftakt 2002 in Australien, den er vom zweiten Startplatz aus für sich entschied. Zwei Wochen später startete der Deutsche in Sepang von der Pole-Position. Es war die 44. seiner Karriere und die 150. in der Ferrari-Geschichte.
Schumacher fuhr sich allerdings in der ersten Kurve den Frontflügel am Williams von Juan Pablo Montoya ab. Der spätere Champion fiel bis auf den 21. Platz zurück, kämpfte sich im Rennverlauf aber noch zurück auf das Podest.
Schumacher-Ferrari mit gigantischen Preisen
Ein Sieg und eine Pole-Position: Der als F2001b ausgeschriebene Rennwagen ist also ein F1-Auto mit kurzer, wenn auch sehr erfolgreicher Karriere. Schumachers Ferrari, der keine 4,50 Meter lang ist und inklusive Fahrer mindestens 600 Kilogramm wog, treibt ein drei Liter großer Zehnzylinder an, der über 800 PS leistet. Die Kraft überträgt ein Siebenganggetriebe auf die Hinterachse.
Seine Auktion selbst findet am 17. August statt. Beim Blick in die nähere Vergangenheit lässt sich festhalten, dass die Schumacher-Ferraris viel Geld einspielten. 2022 versteigerte RM Sotheby’s einen Ferrari F2003-GA für 14,8 Millionen Euro. Wenige Monate zuvor hatte ein F300 aus dem Jahr 1998 für über sechs Millionen Euro den Besitzer gewechselt.
Ein F2001 – Chassisnummer 211 – brachte bei einer Versteigerung 2017 rund 7,5 Millionen US-Dollar ein. Mit dem damals angebotenen Rennwagen gewann Schumacher den prestigeträchtigen GP Monaco 2001 und später seinen vierten WM-Titel in Ungarn. Es wird also Zeit, dass auch Chassis 215 endlich in diese Sphären aufsteigen darf.