Ferrari musste lange warten. Das Problem für diverse Schäden an den Ferrari-Motoren zu Saisonmitte war schnell identifiziert. Nur die Lösung ließ sich Zeit. Angeblich gab es Ärger mit den Ventilen. Teilweise schon bei Laufzeiten unter 2.000 Kilometer. Ferrari bezahlte für eine aggressive Entwicklung über den Winter, die den Motor zur aktuellen Nummer eins im Feld macht. Wenn er läuft.
Teamchef Mattia Binotto hatte in einem Interview im Sommer die Strategie von Ferrari erklärt: "Die Ziele, die wir uns mit der Antriebseinheit gesetzt hatten, waren sehr ambitioniert. Ich habe in meinen 27 Jahren bei Ferrari noch nie einen solchen Sprung vorwärts erlebt. Das war eine außergewöhnliche Leistung, speziell in einer Zeit, in der die Prüfstandsstunden limitiert sind."
Der Fortschritt kam zu einem hohen Preis: "Wir haben in Bezug auf die Zuverlässigkeit bezahlt", entschuldigt der Ingenieur. "In normalen Jahren hätten wir die die Prüfstandszeit hochgefahren und hätten parallele Programme für die Leistung und die Zuverlässigkeit gestartet." Deshalb hieß die Devise: Zuerst mehr Power, dann die Standfestigkeit.
Ferrari verkürzt die Laufzeiten
Obwohl die Entwicklung an den Elementen der Antriebseinheiten eingefroren ist, erlaubt das Reglement Korrekturen im Sinne der Standfestigkeit. Ferrari hatte seinen V6-Turbo bereits im Frühjahr einmal nachgebessert. Doch als dann im Sommer drei Motoren im Werksteam und auch einige Triebwerke bei den Kunden lange vor ihrem Laufzeitende ihr Leben aushauchten, herrschte wieder Alarm. Das Problem diesmal war offenbar ernster als die Kinderkrankheiten am Anfang des Jahres.
Es zeichnete sich schnell ab, dass die Ursache nicht so schnell zu beheben war. Um zu überleben bis eine Lösung verfügbar war, wurden die Laufzeiten verkürzt. Dafür musste der Pool mit jeweils fünf Antriebseinheiten aufgefüllt werden. Das galt auch für die Kunden. Ferrari wollte außerdem fristgerecht die letzte Version des Hybridsystems einführen, das bis September homologiert werden musste. Im Hintergrund liefen Arbeiten, das Problem aus der Welt zu schaffen.
Noch mehr Motorstrafen in Austin?
Ferrari versichert, dass die Motorenmalaise nicht dazu beigetragen hat, dass Red Bull seit der Sommerpause alle Rennen gewinnt, und dass die Kundenteams Alfa Romeo und Haas gegenüber ihren direkten Konkurrenten zurückgefallen sind. Es wurde darauf verzichtet die Power zu drosseln. Stattdessen wurden die Rennmotoren früher aus dem System genommen und nur noch am Freitag verwendet.
Interessant ist, dass die Ferrari-Fahrer immer mal wieder angewiesen wurden, Randsteinen und Bodenwellen fernzubleiben. Angeblich, weil die harten Stöße den Motor schädigen konnten. Ferrari will seine Lösung noch mit genügend Restlaufzeit auf der Rennstrecke ausprobieren. Der Kalender diktiert den Motorwechsel für Austin oder Mexiko. Brasilien kommt wegen des Sprintrennens nicht in Frage.
Wenn nur der Verbrennungsmotor getauscht wird, fällt man auch nur fünf Startplätze zurück. Gut möglich, dass der Antriebswechsel erst am Samstag vollzogen wird. Dazu könnte es auch noch andere Motorenstrafen in Austin geben. Fernando Alonso und Guanyu Zhou sind hier die ersten Kandidaten. Vielleicht erwischt es auch Alexander Albon, der seinen Williams in Suzuka mit einem Motorproblem abgestellt hat.