Leclerc auf Spa-Pole: Ferrari-Poker gegen Mercedes

Leclerc mit Überraschungs-Pole
Ferrari-Poker sticht Mercedes aus

GP Belgien 2024

Max Verstappen war im Spa-Qualifying der schnellste Mann auf der Strecke, doch auf der Pole Position für den GP Belgien steht Charles Leclerc. Ferrari pokerte hoch und setzte sich so gegen Mercedes und McLaren durch.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 27. Juli 2024
Foto: xpb

Max Verstappen kennt dieses Spiel. Seit 2022 nimmt der Holländer in Spa immer seine Motorenstrafe. Jedes Mal fährt er die schnellste Rundenzeit, wird dafür aber nicht belohnt. Die Regeln stufen ihn in der Startaufstellung zurück, und alle drei Mal war ein Ferrari-Pilot der größte Nutznießer. Carlos Sainz rückte 2022 auf die Pole, Charles Leclerc letztes und dieses Jahr.

Um ein Haar hätte Sergio Perez den zweiten Red Bull auf den geschenkten ersten Startplatz gestellt. Dem Mexikaner fehlten nur 11 Tausendstel auf Leclerc. Die Red Bull waren auf der nassen Piste gegenüber der Konkurrenz im Vorteil. Die Ingenieure hatten sich vor der Qualifikation für den Flügeltyp entschieden, der etwas mehr Abtrieb liefert.

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Verstappen sieht darin trotzdem kein Problem, vom elften Startplatz nach vorne zu kommen, auch wenn er in der Top-Speed-Rangliste nur im Mittelfeld und damit hinter den McLaren, Ferrari und Mercedes rangiert. Der größere Flügel hat auch einen größeren DRS-Effekt. Das sollte beim Überholen helfen. Und er spendet im Sektor 2 mehr Anpressdruck. Das schont die Reifen. Verstappen ist überzeugt: "Das Rennen wird über die Reifenabnutzung entschieden. Wir haben schon am Freitag gesehen, dass die Reifen hier stark leiden."

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 27. Juli 2024
Red Bull

Max Verstappen bekam den Pole-Position-Award. Dabei steht der Niederländer gar nicht auf Pole.

McLaren zu stark im Renntrim

Da besteht Hoffnung, dass er im Verlauf des Rennens wenigstens an den Ferrari und Mercedes vorbeikommt, die im Longrun eine weniger gute Figur hinterließen als die Red Bull oder McLaren. Der WM-Gegner McLaren liegt nach Ansicht von Verstappen normalerweise außer Reichweite. "Die haben nur einen Mini-Flügel drauf und waren am Freitag in den Rennsimulationen trotzdem schnell." Helmut Marko erwartet mehr als Schadensbegrenzung: "Das Podium kann er ins Auge fassen."

Auf George Russell und Carlos Sainz könnte Verstappen relativ schnell treffen. Sie starten nur vier respektive fünf Positionen weiter vorne. Schwieriger wird es bei Charles Leclerc und Lewis Hamilton, die bei ordentlichen Starts in der Anfangsphase unbedrängt Tempo machen und sich absetzen können. Immerhin hat der Weltmeister diesmal mit seinem Teamkollegen Sergio Perez einen Störfaktor vorne drin.

Die geerbte Pole-Position war für Leclerc eine Überraschung und auch ein Geschenk des Wetters. "Auf trockener Piste hätten wir maximal mit dem fünften Startplatz gerechnet. Das Bouncing ist weg, aber da kam uns wahrscheinlich der Regen entgegen. Für das Rennen auf trockener Piste haben wir leider keine Wunder-Lösung. Ich erwarte einen schwierigen Sonntag", räumte Leclerc ein. Seine 25. Pole-Position verdankt er auch einem Poker im Q3, mit dem Ferrari voll ins Schwarze traf.

Charles Leclerc & Sergio Perez - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 27. Juli 2024
xpb

Charles Leclerc schnappte Perez kurz vor Schluss die Pole Position weg.

Gewichtsvorteil bringt drei Zehntel

Im Q3 verfügte nur noch Max Verstappen zwei frische Satz Intermediates. Beide Ferrari, Mercedes, McLaren und Perez hatten lediglich eine Garnitur neue Intermediates für die letzten zwölf Minuten der Qualifikation übrig. Alle hatten im Q1 einen Satz zu viel verschossen, um sicher weiterzukommen. Da der Regen im Q3 wieder leicht zugelegt hatte, war der frische Intermediate dem angefahrenen überlegen. "Deshalb haben wir uns entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen", erklärte Teamchef Frédéric Vasseur.

Den vier Top-Teams stellte sich die Frage, ob man im Q3 sofort mit dem frischen Reifen auf die Piste gehen und dann für fünf Runden am Stück tanken sollte, oder ob es besser war, zuerst eine Zeit auf den gebrauchten Intermediates zu setzen und erst am Ende die frischen Gummis für den entscheidenden Schuss aufzuziehen. Was mit dem Risiko behaftet war, dass der Regen zunimmt und man den Grip-Vorteil nicht nutzen kann.

Ferrari entschied sich für Risiko. Und profitierte so von einen Gewichtsvorteil von rund acht Kilogramm Sprit gegenüber Mercedes und McLaren. "Das waren drei Zehntel zugunsten von Ferrari", rechneten die Mercedes-Strategen vor.

Lewis Hamilton war überzeugt: "Wäre ich am Ende mit den frischen Intermediates gefahren, wäre ich in die erste Reihe gefahren." Er setzte seine beste Q3-Zeit im vierten Umlauf mit diesem Reifensatz. Nach einer Vorbereitungsrunde, einer schnellen, einer zum Abkühlen und einer weiteren schnellen.

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