Perez und Sainz greifen sich gegenseitig an

Sainz-Perez-Crash macht McLaren reich
Vasseur und Horner fordern Strafen

GP Aserbaidschan 2024

Zwei Runden vor Schluss nahm der GP Aserbaidschan eine entscheidende Wende. Carlos Sainz und Sergio Perez steckten im Duell ihre Autos in die Mauer. Der große Sieger war McLaren, die großen Verlierer Ferrari und Red Bull.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
Foto: Red Bull

Fünf Runden vor Schluss lag das Spitzenquartett innerhalb von 2,8 Sekunden. Die Autos von Oscar Piastri, Charles Leclerc, Sergio Perez und Carlos Sainz hätte man fast mit einem großen Badetuch abdecken können. Dann brach die Gruppe auseinander. Piastri konnte vorne flüchten, weil an Leclercs Ferrari nach 30 Runden Hinterherfahren und sechs vergeblichen Angriffen die Hinterreifen einbrachen.

Ab sofort musste Leclerc mehr nach hinten schauen. In der 50. Runde kam der Angriff von Perez auf der Innenspur der Zielgeraden. Leclerc wehrte ab, was den Red-Bull-Piloten auf dem Weg in Kurve 2 in Schwierigkeiten brachte. Sainz zog am Mexikaner vorbei und sah auch noch eine Chance, an seinem Teamkollegen vorbeizukommen. Das brachte Perez wieder in Position. Der zweifache Baku-Sieger zog innen längsseits, sah sich aber mit einem Sainz konfrontiert, der immer weiter nach links rückte.

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Man kennt diesen Einschüchterungsversuch des Spaniers in Fahrerkreisen. "Er zieht immer ein Stück nach links, dann wieder gerade, dann wieder nach links", beschwerte sich Perez. Es kam, was kommen musste. Die Räder verhakten sich, und beide rauschten mit hoher Geschwindigkeit in die Mauer. Sainz konterte: "Ich blieb auf meiner Rennlinie und bekam plötzlich einen Schlag gegen das linke Hinterrad."

Christian Horner - Red Bull - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
xpb

Red-Bull-Teamchef Christian Horner forderte eine Strafe für Carlos Sainz.

Wer hat eine Strafe verdient?

Hinterher schlugen die Wogen hoch. Beide Fahrer gaben sich gegenseitig die Schuld. Und die Teamchefs stritten mit. "Carlos muss in Singapur eine Startplatzstrafe bekommen. Er hat Checo einen Podestplatz gekostet und uns einen Haufen Schrott hinterlassen. Unsere Leute müssen jetzt fünf Tage durcharbeiten, um noch genügend Ersatzteile nach Singapur zu bekommen", klagte Teamchef Christian Horner.

Vasseur bellte zurück: "Wenn einer eine Startplatzstrafe verdient, dann Checo. Beide sind die gleiche Rennlinie gefahren wie in der Runde davor. Perez hatte links genug Platz. Er hätte noch ein bisschen rüber rücken können. Außerdem konnte er Carlos sehen. Für Carlos lag der Red Bull im toten Winkel."

Horner hält dagegen. "Man kann ganz klar an der durchgezogenen und der unterbrochenen weißen Linie erkennen, wie Sainz nach links zieht. Checo hat seine Linie beibehalten." Die Sportkommissare luden beide Fahrer nach dem Rennen zum Gespräch. Zwei Stunden nach dem Rennen kamen sie zu dem Schluss, dass es sich um einen normalen Rennunfall handelte.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
xpb

Carlos Sainz trottete nach dem Crash mit Sergio Perez aus dem Fahrerlager von Baku.

McLaren gewinnt 28 Punkte auf Red Bull

Der späte Crash hat das Rennen und auch den Titelkampf auf den Kopf gestellt. Vor der 50. Runde hätte McLaren 34, Ferrari 30 und Red Bull 21 Punkte geholt. Vielleicht wäre sogar noch der Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde möglich gewesen, denn der Weltmeister holte sich kurz vor Schluss an den Boxen Soft-Reifen ab. Die VSC-Phase verhinderte das Vorhaben.

Somit stand es zwei Runden vor Schluss in der Konstrukteurs-WM wie folgt: McLaren 471, Red Bull 467 und Ferrari 437 Punkte. Bei den Fahrern hätte Verstappen mit dem Stand vor der 50. Runde sechs Punkte eingesackt, Norris neun und Leclerc 18. Das hätte folgenden WM-Stand ergeben: Verstappen 309, Norris 250, Leclerc 235.

Bei der Zieldurchfahrt waren die WM-Stände ganz andere. Alle anderen rückten zwei Plätze auf. McLaren hat mit 476 zu 456 Punkten einen größeren Vorsprung als vorher, Ferrari konnte mit 425 Zählern nicht so aufholen, wie man es sich auf seiner Spezialstrecke gewünscht hatte. Bei den Fahrern blieben die Abstände relativ stabil. Bis auf Leclerc profitierten alle gleichermaßen von den Nullrunden von Sainz und Perez.

Für Verstappen hätte das dicke Ende noch kommen können. Der Niederländer musste bei den Sportkommissaren vorsprechen, weil er in der VSC-Phase überholt hatte. Doch die Schiedsrichter ließen es bei einer Verwarnung.