Im Vorjahr hatte sich Red Bull in Interlagos mit dem Setup verrannt und bezahlte es mit einem untersteuernden Auto. Max Verstappen stürzte ab und Mercedes sahnte mit Siegen im Sprint und Hauptrennen ab. Dieses Mal will es Red Bull besser machen. Doch der Weltmeister warnte im Vorfeld: "Die Strecke hat einige langsame Kurven. Und in denen ist unser Auto nicht ganz so stark wie sonst." Dazu legen sich einige Bodenwellen auf die Ideallinie, die dem RB19 nicht so schmecken.
Im ersten Training zum GP Brasilien konzentrierten sich die Seriensieger darauf, die Abstimmung besser hinzubekommen. Verstappen und Teamkollege Sergio Perez spulten zusammen 59 Runden ab und drehten ihre Runden einzig auf der harten Reifenmischung. Das ist an diesem Rennwochenende der Typ C2. Die Red Bull begannen stark, fielen im Verlauf der Übungseinheit ohne den Einsatz der weicheren Mischungen dann aber zurück.
Ferrari mit Doppelspitze
Unter dem Strich verbuchte der Klassenprimus die Plätze 16 und 18. Allein schon das zeigt, dass man nicht zu viel in den Ausgang des ersten Trainings hineininterpretieren sollten. Die Teams bestritten die einzigen 60 Minuten vor der Qualifikation mit verschiedenen Programmen und Reifentypen. Das brachte ein bunt durchmischtes Feld.
Alle umtreibt die Frage nach der richtigen Bodenfreiheit. Sie ist entscheidend, um Rundenzeit zu gewinnen. Doch an einem Sprintwochenende wollen alle auch auf der sicheren Seite sein. Sonst ergeht es ihnen wie Mercedes und Ferrari zuletzt in den USA. In Austin hatte sich die Bodenplatte an den Skid-Blocks an den Autos von Lewis Hamilton und Charles Leclerc zu stark abgetragen, was beide in eine nachträgliche Disqualifikation trieb.
Ferrari gehörte zu den Teams, welche die weichen Reifen auspackten. Carlos Sainz gelang auf dem C4-Reifentyp die schnellste Rundenzeit. Der Spanier steuerte seinen SF-23 in 1:11.732 Minuten um die 15 Kurven. Teamkollege Charles Leclerc schnitt um 0,108 Sekunden schlechter ab. Der Monegasse verhaute den ersten Anlauf auf den frischen Softs. Seine persönliche Bestmarke glückte ihm nach einer Abkühlrunde. Da waren die Pirellis schon leicht angefressen, was Haftung kostet.
Sieben Fahrer auf Soft in Top 10
Auf eine Runde ist Ferrari gewohnt gut aufgestellt. Fragezeichen bestehen über der Performance auf die Distanz. Gerade in dieser Beziehung ist der Mercedes besser sortiert. Die Piloten aus dem Brackley-Team wurden mit unterschiedlichen Aufgaben in das Training geschickt, um möglichst viel zu lernen. Vorjahressieger George Russell zeigte sich gut aufgelegt. Er büßte auf den 4,309 Kilometern nur 0,133 Sekunden auf die Ferrari ein. Das reichte für den dritten Platz – und zwar auf der etwas härteren Medium-Mischung.
Lewis Hamilton, der in seiner Laufbahn drei Mal in São Paulo gewann, platzierte sich an der zwölften Stelle, ohne auf eine schnelle Runde aus zu sein. Das war im Haas-Team dagegen der Fall. Nico Hülkenberg geigte auf und schnappte sich die vierte Position mit einem Rückstand von 0,196 Sekunden. Allerdings trübt ein Problem die Freude. Nachdem er in Kurve vier über den Randstein gerumpelt war, spuckte sein Haas eine weiße Rauchwolke aus. Hülkenberg funkte an den Kommandostand: "Ich habe Leistung verloren." Die Haas-Ingenieure gehen mit Motorenpartner Ferrari dem zusammen nach.
Neben Sainz, Leclerc und Hülkenberg ließen auch Alexander Albon (5.), Guanyu Zhou (8.), Logan Sargeant (9.) und Kevin Magnussen (10.) die weiche Mischung aufziehen. Lance Stroll (6.) war dagegen wie Russell und Pierre Gasly (7.) bei seiner schnellsten Runde auf den Mediumreifen unterwegs.
Norris prallt auf Hülkenberg
Die McLaren nahmen die letzten beiden Plätze ein. Der Eindruck täuscht allerdings. Oscar Piastri flog auf weichen Reifen in den ersten beiden Abschnitten. Der Australier war hier jeweils schneller als die Ferrari. Dann brach der Youngster, der erstmals in São Paulo fährt, seine Runde ab. Teamkollege Lando Norris befand sich auf der C3-Reifensorte auf Russell-Niveau, bevor er ebenfalls die Boxenstraße aufsuchte.
Der Engländer war in eine kuriose Szene verwickelt, die noch ein Nachspiel haben könnte. Er lief in seinem McLaren am Ende des zweiten Sektors auf den langsamen Haas mit Hülkenberg am Steuer auf. Norris überholte links, geriet dann aber augenscheinlich ins Untersteuern. Hülkenberg lenkte ein, die beiden Autos trafen sich. Die Sportkommissare schauen sich die Szene nochmals an.
Ein wechselhafter Wind machte den Piloten im ersten Training das Leben schwer. Die Strecke schien allgemein in einem eher mäßigen Zustand. Steine lagen auf dem Asphalt, die Fernando Alonso anfangs einen Reifensatz aufschlitzten und den Unterboden ramponierten. In der Qualifikation am Nachmittag brasilianischer Zeit soll es laut den letzten Wettervorhersagen übrigens regnen.
Fahrer | Team | Zeit | Abstand | Runden |
1. Carlos Sainz | Ferrari | 1:11.732 | 30 | |
2. Charles Leclerc | Ferrari | 1:11.840 | + 0.108 s | 32 |
3. George Russell | Mercedes | 1:11.865 | + 0.133 s | 31 |
4. Nico Hülkenberg | Haas | 1:11.928 | + 0.196 s | 19 |
5. Alexander Albon | Williams | 1:12.044 | + 0.312 s | 28 |
6. Lance Stroll | Aston Martin | 1:12.136 | + 0.404 s | 26 |
7. Pierre Gasly | Alpine | 1:12.184 | + 0.452 s | 31 |
8. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | 1:12.481 | + 0.749 s | 27 |
9. Logan Sargeant | Williams | 1:12.579 | + 0.847 s | 30 |
10. Kevin Magnussen | Haas | 1:12.592 | + 0.860 s | 24 |
11. Fernando Alonso | Aston Martin | 1:12.615 | + 0.883 s | 28 |
12. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:12.638 | + 0.906 s | 30 |
13. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | 1:12.714 | + 0.982 s | 29 |
14. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | 1:12.778 | + 1.046 s | 27 |
15. Esteban Ocon | Alpine | 1:12.779 | + 1.047 s | 30 |
16. Max Verstappen | Red Bull | 1:12.793 | + 1.061 s | 30 |
17. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 1:13.012 | + 1.280 s | 31 |
18. Sergio Perez | Red Bull | 1:13.056 | + 1.324 s | 31 |
19. Lando Norris | McLaren | 1:13.629 | + 1.897 s | 25 |
20. Oscar Piastri | McLaren | 1:13.838 | + 2.106 s | 28 |