Im aktuellen Fahrerfeld der Formel 1 gibt es nur zwei Fahrer, die den Grand Prix von Mexiko gewonnen haben. Lewis Hamilton triumphierte in der Höhe von 2.230 Metern zwei Mal. Der König im Autodromo Hermanos Rodriguez ist aber ein anderer: Max Verstappen. Der Seriensieger der Formel 1 hatte zwar am Vortag die Pole Position verpasst, rannte am Sonntag schlussendlich aber doch zu einem ungefährdeten Sieg im Land der Azteken.
Der Schlüssel waren zwei gewonnene Starts. Beim ersten überrannte der spätere Sieger die beiden Ferrari. Beim zweiten nach Unfall von Kevin Magnussen und fälligem Neustart bei Rennhalbzeit sicherte der dreifache Weltmeister den Spitzenplatz ab. Im Ziel betrug sein Vorsprung 13,8 Sekunden auf den Zweitplatzierten Lewis Hamilton. Den dritten Rang brachte Pole-Setter Charles Leclerc über den Zielstrich. Für Verstappen war es der 16. Sieg der Saison. Damit baut er seine Bestmarke aus dem Vorjahr um einen Erfolg aus.
Perez nach Crash früh raus
Das rote Bollwerk bröckelte bereits nach wenigen Metern und fiel in der ersten Kurve. Charles Leclerc und Carlos Sainz erwischten aus Reihe eins einen verhältnismäßig bescheidenen Start. Max Verstappen nutzte es sofort und stach in die Lücke zwischen den roten Autos. Hinter dem Trio saugte sich Sergio Perez im Windschatten an und suchte auf der Außenseite seine Chance.
In Kurve eins kam es zur Kollision. Verstappen lag auf der Innenspur, Leclerc in der Mitte und der zweite Red Bull ganz links. Perez hatte die Nasenspitze bereits vorn, lenkte einen Tick zu früh ein und traf mit dem rechten Hinterrad den vorderen linken Reifen des Ferrari. Es hebelte den Red Bull aus. Perez hätte sich beinahe überschlagen, landete aber zu seinem Glück auf vier Rädern. Zu seinem Pech jedoch wurde sein Red Bull zu stark in Mitleidenschaft gezogen. Er kroch zurück zur Box. Das frühe Aus für den Lokalheld.
Verstappen kontrollierte zunächst das Geschehen. Leclerc dahinter fuhr mit einer hängenden linken Endplatte des Frontflügels weiter. Das hätte ein Nachspiel haben können. Die Stewards jedenfalls leiteten eine Untersuchung gegen den Ferrari ein: Sie gingen der Frage nach, ob das rote Auto als unsicher eingestuft hätte werden müssen. Schlussendlich sprachen sie Leclerc frei.
Heftiger Unfall von Magnussen
Zur Verwunderung der Beobachter zwangen nachlassende Reifen den Führenden als Erstes zum Reifenwechsel. Verstappen tauschte bereits im 19. Umlauf die Mediums gegen die harte Mischung. Die Ferrari harrten bis kurz vor Rennhalbzeit aus. Das brachte sie in eine strategisch günstige Ausgangslage, weil ein Einstopprennen damit gesetzt war. Die Freude hielt nur wenige Augenblicke.
In Runde 32 – einen respektive zwei Umläufe nach den Ferrari-Stopps – entgleiste der Haas von Kevin Magnussen in der achten Kurve. Auf dem Randstein war die linke Hinterradaufhängung abgeknickt. Magnussen war danach nur noch Passagier und landete unsanft in der Tecpro-Schutzmauer. Sein Haas war danach ein Totalschaden. Es entbrannte hinten links sogar ein Feuer.
Die Rennleitung schickte zunächst das Safety Car raus. Das schenkte Verstappen einen Gratis-Reifenwechsel. Um die Tecpro zu richten, brauchte es allerdings mehr Zeit. Also entschied sich die Rennleitung zu einem Abbruch. Verstappen maulte: "Das ist ein Witz." Die Autos versammelten sich in der Boxenstraße. Jeder durfte die Reifen wechseln und mögliche Schäden reparieren.
Hamilton knackt Leclerc
Die Rangfolge beim Neustart: Verstappen vor Leclerc und Lewis Hamilton, der im ersten Rennteil durch einen Undercut am zweiten Ferrari von Carlos Sainz vorbeigegangen war. Der Weltmeister meisterte den zweiten Start. Verstappens Red Bull beschleunigte gut, sodass er sich auf den 811 Metern bis zur ersten Kurve um keine Attacke sorgen musste. Dahinter blieb vorerst alles beim Alten: Leclerc hielt sich vor Hamilton und Sainz. George Russell kletterte um zwei Positionen an die fünfte Position – vorbei an Daniel Ricciardo und Oscar Piastri.
Auf dem zweiten harten Reifensatz machte sich Verstappen aus dem Staub. Kein Rivale konnte das Tempo des Red Bull mehr mitgehen. Der 26-jährige Niederländer verbuchte seinen fünften Sieg in Mexiko. Dahinter entbrannte ein Duell zwischen Leclerc und Hamilton. Auch der Ferrari war mit harten Reifen unterwegs, Mercedes riskierte es stattdessen mit einem gebrauchten Medium. Den Gripvorteil nutzte Hamilton bei einem Manöver in der 40. Runde, das ihm den zweiten Platz brachte. Im letzten Umlauf drehte er noch die schnellste Runde, was ihm einen Extra-Zähler einbringt.
Ferrari hoffte auf einen Konter später im Rennen. Allerdings kam es dazu nicht mehr. Hamilton musste sich nicht mehr nach hinten orientieren. Auf der harten Reifenmischung hatte der Ferrari nicht mehr das Tempo, das man im ersten Rennteil auf den Mediums angeschlagen hatte.
Norris bärenstark im Rennen
Carlos Sainz wehrte sich mit allen Mitteln gegen den heranstürmenden Russell. Zu dessen Missfallen. Der zweite Mercedes-Fahrer beschwerte sich darüber, dass der Spanier sein Auto auf der Bremse bewege. Die Rennleitung schritt nicht ein. Nach wenigen Runden musste Russell weitere Attacken abblasen. In der dünnen Höhenluft geriet die Kühlung offenbar ans Limit und die Medium-Reifen schmolzen am Mercedes. Das trieb Russell sogar noch in die Fänge von Lando Norris.
Der 23-Jährige hatte in der Qualifikation enttäuscht, drehte dafür jedoch umso mehr im Rennen auf. Vom 17. Startplatz kletterte der McLaren-Fahrer bis an die fünfte Stelle. Die brachte ihm hinten heraus ein sehenswertes Überholmanöver gegen seinen alten Rivalen Daniel Ricciardo in der 60. von 71. Runden. Und ein zweites Klasse-Manöver fünf Umläufe vor Rennende gegen Russell in Kurve sechs. McLaren-Teamkollege Oscar Piastri hatte bei weitem nicht die Pace des Schwesterautos. Der Australier beendete seinen 19. Formel-1-Grand-Prix auf dem achten Platz.
Alpha Tauri erlebte ein starkes Wochenende, auch wenn Ricciardo im Rennen um drei Plätze zurückrutschte. Fahrer und Ingenieure trafen das Setup und folgerichtig das Reifenfenster. Ricciardo zeigte sein altes Ich aus Red-Bull-Zeiten und schnappte sich den siebten Platz. Alpha Tauri hätte mehr als sechs Punkte erzielen können. Hätte sich Yuki Tsunoda nicht im Zweikampf mit Piastri von der Strecke gedreht.
Die letzten Punkte ergatterten Alexander Albon im Williams und Esteban Ocon im Alpine. Der Franzose klaute Nico Hülkenberg den letzten Zähler. Lange hatte der Rheinländer in seinem Haas eine Verteidigungsschlacht der Extra-Klasse gezeigt. Letztendlich stand er in seinem, 200. Rennen mit leeren Händen da. Als Ocon vorbei war, fiel Hülkenberg noch weiter ab.
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand |
1. Max Verstappen | Red Bull | 2:02:30.814 h |
2. Lewis Hamilton | Mercedes | + 13.875 s |
3. Charles Leclerc | Ferrari | + 23.124 s |
4. Carlos Sainz | Ferrari | + 27.154 s |
5. Lando Norris | McLaren | + 33.266 s |
6. George Russell | Mercedes | + 41.020 s |
7. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | + 41.570 s |
8. Oscar Piastri | McLaren | + 43.104 s |
9. Alexander Albon | Williams | + 48.573 s |
10. Esteban Ocon | Alpine | + 62.879 s |
11. Pierre Gasly | Alpine | + 66.208 s |
12. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | + 78.982 s |
13. Nico Hülkenberg | Haas | + 80.309 s |
14. Guanyu Zhou | Alfa Romeo | + 81.676 s |
15. Valtteri Bottas* | Alfa Romeo | + 85.597 s |
16. Logan Sargeant | Williams | Ausfall |
17. Lance Stroll | Aston Martin | Ausfall |
18. Fernando Alonso | Aston Martin | Ausfall |
19. Kevin Magnussen | Haas | Ausfall |
20. Sergio Perez | Red Bull | Ausfall |
*+5 Sekunden: Kollision mit Stroll |