Die Konkurrenz träumte heimlich von einem Überraschungssieg in Austin. Schließlich startete Max Verstappen nicht von seiner gewohnten Position aus in den Grand Prix. Das Rennen in den USA begann der Seriensieger der Formel 1 nur aus der dritten Reihe. Und trotzdem thronte Verstappen nach 56 Rennrunden wieder ganz oben.
Der Weltmeister überholte die Ferrari auf der Strecke und ging durch einen früheren ersten Boxenstopp an Lewis Hamilton vorbei. Im zweiten Stint machte er sich dann an die Verfolgung von Lando Norris, der den Start gewonnen hatte, und in seinem 100. Formel-1-Rennen den Sieg witterte. Doch Kumpel Verstappen machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Pünktlich zur Rennhalbzeit vollstreckte der dreifache Weltmeister das rennentscheidende Manöver. Im 25. Umlauf davor hatte sich Norris einen kleinen Fehler erlaubt, der Verstappen in den DRS-Bereich brachte. Drei Runden später nutzte der Red-Bull-Star den umgeklappten Heckflügel und sprintete am McLaren mit der Startnummer 4 vorbei.
Viertes Podest in Serie für Norris
Die einzige Möglichkeit auf eine Rückkehr zur alten Formation sah McLaren in einem Undercut-Versuch. Den früheren zweiten Boxenhalt parierte Red Bull allerdings. So hielt sich Verstappen trotz eines Bremsproblems an der Spitze und ließ sich den 15. Saisonsieg nicht mehr nehmen. "Ich hatte wirklich zu kämpfen. Ich musste einen Weg finden, um mit den Bremsproblemen zu leben. Das Gefühl, das ich im Sprint hatte war weg." Es war gleichzeitig sein 50. Grand-Prix-Erfolg in der Formel 1. Und das am Tag genau ein Jahr nach dem Tod von Red-Bull-Firmengründer Dietrich Mateschitz.
McLaren hatte lange die Pace, um den Klassenprimus herauszufordern. Umso mehr dürfte sich Norris über seinen kleinen Patzer kurz vor Rennmitte ärgern. Acht Runden vor Schluss musste sich der Engländer dann auch noch seinem Landsmann beugen. Hamilton machte mit frischen Reifen in der ersten Kurve kurzen Prozess mit ihm. "Mir sind die Reifen ausgegangen. Es war zu heiß für uns. Deshalb war der Reifenabbau zu hoch. Wir hatten nicht genug drin für den Sieg", meinte Norris, der den zweiten Platz im Nachhinein erbte, weil Hamilton disqualifiziert wurde.
Das vierte Podest in Serie war ein Trost für Norris. Der Rennstall aus Woking bestätigte, dass der über die Saison runderneuerte MCL60 auf jeder Rennstrecke funktioniert. Das zweite Papaya-Auto schied bereits in der zehnten Rennrunde aus. Oscar Piastri hatte sich in der Startrunde vier Gegner geschnappt, musste im zehnten Umlauf allerdings aufgeben. Sein McLaren überhitzte.
Mercedes stark, aber nicht regelkonform
Der erste Mercedes kreuzte den Zielstrich nur 2,2 Sekunden nach Verstappen, wurde aber später aus dem Verkehr gezogen. Lewis Hamilton durfte sich zumindest kleine Erfolgschancen ausrechnen. Der Rekordsieger der Königsklasse hatte am Start eine Position an Carlos Sainz verloren, die er sich recht schnell wieder zurückholte. Den zweiten Ferrari überflügelte Hamilton zwei Umläufe später in der sechsten Runde.
Mercedes zögerte die Reifenwechsel jeweils länger hinaus als Red Bull und McLaren. Das brachte den 38-Jährigen zunächst ins Hintertreffen, zahlte sich später aber wenigstens im Kampf mit Norris aus. Der Dank galt dem Team, das mit einem neuen Unterboden einen fühlbaren Fortschritt erzielt hat. Die Freude währte nicht lang. Bei einer Inspektion nach dem Rennen stellten die FIA-Techniker fest, dass Hamiltons Mercedes die Bodenplatte zu stark abgerubbelt hatte. Das musste die Disqualifikation nach sich ziehen.
Teamkollege George Russell landete auf dem siebten Platz, rückte im Nachgang aber noch um zwei Positionen auf. Der 25-jährige Engländer, der wie Norris sein 100. F1-Rennen bestritt, haderte das ganze Wochenende mit der Pace. Er fand nicht heraus, wieso Hamilton deutlich besser unterwegs war.
Hülkenberg auf Platz 13
Ferrari tauchte erst spät im Rennen bei der Vergabe um die Podestplätze auf. Der Grund: Auf dem ersten Reifensatz hatten die Kutscher aus Maranello etwas zu viel Zeit eingebüßt. In den darauffolgenden Stints stimmte die Geschwindigkeit. Dabei waren die Piloten auf unterschiedlichen Strategien unterwegs. Sainz verfolgte zwei Stopps, Pole-Setter Leclerc nur einen.
In der Schlussphase wies der Ferrari-Kommandostand einen Platztausch an. Sainz durfte an Leclerc vorbeiziehen, konnte Norris jedoch nicht mehr einholen. 4,4 Sekunden fehlten. Der Spanier beendete das Austin-Rennen somit auf dem vierten Platz, darf sich aufgrund des Ausschlusses von Hamilton aber noch einen Pokal abholen. Den Teamkollegen erwischte es wie den Mercedes-Fahrer. Auch bei Leclerc nutzte die Planke unter dem Auto zu stark ab.
Sergio Perez hatte den zweiten Ferrari ohnehin kurz vor Ende überholt. Er sah die Zielflagge als Fünfter und wurde als Vierter gewertet. Die letzten Plätze in den Top 10 hatten Pierre Gasly, Lance Stroll und Yuki Tsunoda auf der Strecke erobert, der sich obendrein den Extra-Punkt für die schnellste Runde sicherte. Durch die zwei Disqualifikationen kamen sie jeweils um zwei Positionen nach vorne. Die beiden Williams profitierten ebenfalls und nahmen drei Punkte mit. Logan Sargeant den ersten in seiner Laufbahn.
Aston Martin hatte sich nach der schwachen Vorstellung in den Qualifikationen und im Sprint dazu entschieden, beide Autos umzubauen. Das resultierte in einem Start aus der Boxengasse. Der Aufwand lohnte sich. Stroll staubte Zählbares ab. Teamkollege Fernando Alonso, der im zurückgerüsteten alten Auto fuhr, wäre ebenfalls mit Punkten abgereist. Doch ein Defekt stoppte ihn kurz vor dem Ende.
Auch die beiden Haas-Piloten mussten nach einem Setup-Umbau aus der Boxenstraße starten. Nico Hülkenberg konnte sich nicht in die Punktevergabe einmischen. Der Rheinländer wurde in einem Rennen ohne Unfall und ohne Safety Car nach Abzug von Hamilton und Leclerc Elfter.