Mick Schumacher kämpft weiter um seine Vertragsverlängerung bei Haas. In Austin hätte es beinahe geklappt mit den ersehnten WM-Punkten, die Teambesitzer Gene Haas erst wenige Tage zuvor von seinem Schützling gefordert hatte. Den Qualifying-Dreher machte Schumacher im Rennen schnell wieder wett. Nach dem ersten Boxenstopp hatte sich der Youngster bereits in die Top-Ten vorgearbeitet.
Doch als Fernando Alonso und Lance Stroll nur wenige Meter vor dem Haas-Piloten kollidierten, bog auch das Rennen von Schumacher in die falsche Richtung ab. Der Deutsche rumpelte unglücklich über die herumliegenden Trümmerteile und beschädigte sich dabei das Auto. Mit einem Loch im Seitenkasten und einem Cut im Unterboden lieferte der Rennwagen plötzlich nicht mehr die gewohnte Performance.
"Er hat 30 bis 40 Punkte Abtrieb verloren", nahm Teamchef Guenther Steiner seinen Fahrer in Schutz. So blieb am Ende nur der 14. Platz und die Frage, was wäre wenn. "Wir waren auf dem Weg zu einem starken Ergebnis", ist sich der Pilot sicher. "Ich glaube, der sechste oder siebte Platz wäre drin gewesen. Mit beiden Autos Punkte einzufahren, wäre toll für das Team gewesen. Aber immerhin haben wir gesehen, dass die Pace gestimmt hat."
Haas-Entscheidung vertagt
Wegen der Probleme mit dem Auto wollte sich Steiner kein Urteil über die Leistung von Schumacher erlauben. Näher an das Haas-Cockpit für 2023 hat das Austin-Rennen den Deutschen wohl aber nicht gebracht. Natürlich wurde Steiner in Mexiko erneut drauf angesprochen, wann die Entscheidung denn endlich fallen soll. Doch der Südtiroler ließ sich nur wenig entlocken: "In Abu Dhabi wollen wir wissen, wer unser Auto nächstes Jahr fährt. Dann kann dieser Fahrer nämlich auch den Test nach dem Finale absolvieren."
Schumacher selbst nimmt die Hängepartie locker. "Es ist nicht schwer, das Ganze auszublenden. Ich konzentriere mich auf meinen Job auf der Strecke. Das ist das Einzige, was ich kontrollieren kann." Unterstützung kam zuletzt von Teamkollege Kevin Magnussen. Der Däne betonte, dass Schumacher aktuell einen guten Job erledigt. In Mexiko wurde Magnussen auch zu Nico Hülkenberg gefragt, der ebenfalls als sein nächstjähriger Teamkollege gehandelt wird.
"Ich habe überhaupt kein Problem mit Nico. Ich habe ihn als Rennfahrer immer respektiert. Wie er privat ist, weiß ich gar nicht. Ich habe aber keine Meinung dazu, ob er das zweite Auto fahren soll oder nicht", gab der 30-Jährige zu Protokoll. "Was ich sicher sagen kann ist, dass Mick gerade einen guten Job abliefert. Er hatte ein paar Probleme zu Beginn des Jahres. Dann kamen noch ein paar Unfälle dazu. Aber jetzt gibt er richtig Gas."
Reaktion auf Experten-Kritik
Aus Deutschland kamen zuletzt immer wieder Experten-Stimmen, die Haas dringend die Weiterbeschäftigung von Schumacher empfohlen haben. Onkel Ralf Schumacher, der beim TV-Sender Sky für sehr klare Meinungen bekannt ist, führt die Werbekampagne an. Gleichzeitig übte der Ex-Formel-1-Pilot zwischendurch auch immer wieder Kritik am Führungsstil bei Haas und bemängelte die hohe Fehlerquote und fehlende Selbstkritik.
Steiner nimmt die Störgeräusche von außen locker: "Das hat auf uns keinen Einfluss. Man muss sich ja nur anschauen, wer so etwas sagt. Ich habe auch meine Meinung über gewisse Leute, aber ich muss diese Meinung nicht ständig äußern." Allerdings weiß Steiner auch, dass die Meinung der Fans dadurch beeinflusst wird – auch wenn Kritik, wie im Falle der Rennstrategie in Austin, nicht immer begründet ist. "Das ist Teil des Spiels. Wir müssen uns immer rechtfertigen, auch wenn wir im Recht sind. Wenn dann am Ende immer noch ein paar Fans gegen uns sind, dann haben wir halt Pech gehabt."
Nach dem Rennen in Austin schlug Ralf Schumacher übrigens etwas sanftere Töne an. In seiner Sky-Kolumne äußerte er sogar unerwartetes Lob für den Teamchef: "Was ich sagen muss, ist, dass Günther Steiner in letzter Zeit viel versöhnlicher geworden ist in vielerlei Hinsicht – auch in Austin. Es gab in dieser Saison viele Beleidigungen gegen das Haas-Team und auch gegen Günther Steiner persönlich in den sozialen Medien, das finde ich schade und ist nicht Sinn der Sache."
Zuversicht für Mexiko
Natürlich legte er Haas noch einmal seinen Neffen ans Herz: "Wir wollen alle, dass Mick im kommenden Jahr auch in der Formel 1 fährt. Die Leistung zeigt er auch und es ist schön, dass sie jetzt bei Haas besser miteinander umgehen. Weder Steiner noch Gene Haas haben es verdient, dass sie Hasskommentare zu hören bekommen."
Die besten Argumente für die Weiterbeschäftigung könnte Schumacher mit einer guten Leistung in den letzten drei Rennen liefern. Sieben Tage nach Austin gibt es in Mexiko direkt die nächste Chance, die Teamführung zu beeindrucken. Am Material sollte es nicht scheitern: "Ich sehe kein Grund, warum unser Auto hier nicht funktionieren sollte. Der Speed hat immer gepasst, wenn viel Abtrieb gefragt war. Es bin schon gespannt, wie sich das Auto hier in der dünnen Luft anfühlt", gab sich Schumacher zuversichtlich.
Der Pilot denkt dabei nicht nur an sich selbst, sondern auch an das Team. Die Platzierung im Konstrukteurspokal hat er immer im Hinterkopf: "Wir befinden uns in einem engen Kampf mit Alpha Tauri. Vor uns sind Aston Martin und Alfa Romeo auch nicht weit weg. Jetzt ist es wichtig, so viele Punkte wie möglich von den restlichen Wochenenden mitzunehmen."