Eigentlich ist Haas nicht dafür bekannt, im zweiten Saisonteil noch mit großen Ausbaustufen aufzutauchen. Doch in dieser Saison ist das anders. In Zandvoort gab es bereits einen neuen Frontflügel. Was jetzt folgt, ist allerdings viel größer ausgelegt. Die Ingenieure des US-Rennstalls sind mit ihrem Fahrzeugkonzept, das stark an das von Ferrari angelehnt ist, in die Sackgasse gelaufen. Egal, was sie im Windkanal oder bei der virtuellen Entwicklung am Computer (CFD) anstellen: Es geht nicht mehr voran.
Das Konzept mit den breiten wie hohen Seitenkästen und den dort in einer Wanne eingelassenen Kühlrippen stagniert in der Weiterentwicklung. Die Ingenieure finden keinen zusätzlichen Abtrieb mehr und können auch den Luftwiderstand nicht wirklich senken. Stillstand bedeutet in einer schnelllebigen Welt wie der Formel 1 Rückschritt. Also muss eine radikale Wende her. Und die leitet das von Guenther Steiner geführte Team noch in diesem Jahr ein.
Haas mit ganz neuen Seitenkästen
Beim Heimspiel in den USA, das am kommenden Wochenende in Austin (Texas) stattfindet, krempelt Haas seinen VF-23 um. Einen Vorgeschmack auf den Großumbau liefern erste Renderings. Sie deuten zumindest an, wo die Reise hingeht, auch wenn die Basis noch das Modell aus dem Spiel "F1 23" sein soll. Diese Computer-Grafiken hat das US-Team verschickt, um auf das Spezialdesign für den GP USA aufmerksam zu machen. Den neuen Look prägen die "Stars and Stripes" der amerikanischen Flagge an der Flanke und dem Seitenkasten des Autos. Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen tragen darauf abgestimmte Rennanzüge.
Für Technikfans viel interessanter ist allerdings, dass die Renderings zumindest einen Vorgeschmack liefern, wie der rundum erneuerte Haas VF-23 aussehen könnte. In welche Richtung man marschiert. Sonst hätte der US-Rennstall den neuen Lack auch einfach auf dem alten Design visualisieren können.
Der Seitenkasten jedenfalls wird in veränderter Formgebung erstrahlen. Es sollte auf den ersten Blick ersichtlich sein, von wem sich Haas hat inspirieren lassen. Die große Ausbaustufe folgt der Designphilosophie von Red Bull. Die Badewanne verschwindet, stattdessen entsteht auf der Oberseite des Seitenkastens eine Rampe. Sie führt die Strömung gezielt an der Innenseite der Räder vorbei in Richtung Diffusordach. Eine saubere Luftführung in diesem Bereich ist besonders wichtig, damit Unterboden und Diffusor gut arbeiten.
Lernen für den VF-24
Durch den neuen Seitenkasten ändert sich auch die Form der Motorabdeckung. Die Liste der neuen Teile geht mit dem Unterboden weiter. Er ist bei den Groundeffect-Autos das wichtigste und gleichzeitig sensibelste Bauteil. Auch hier soll Haas bei Red Bull abgeschaut haben.
Natürlich erhofft man sich durch die große Ausbaustufe so schnell wie möglich bessere Rundenzeiten. Das dürfte aber gerade beim Heimspiel schwer werden. Fahrer und Ingenieure haben nur ein Training, um das neue Paket zu verstehen und das Setup anzupassen. Am Freitagabend geht es bereits in die Qualifikation. Ab dann herrscht parc fermé.
Wichtiger für Haas ist der Blick in die Zukunft: Stimmt die Relation zwischen Windkanal, CFD und Realität? Schafft der neue Weg mehr Spielraum bei der Fahrzeugentwicklung? Das ist gerade im Hinblick auf 2024 entscheidend: Haas will raus aus der Konzeptfalle, in die man sich begeben hatte, und in der neuen Saison mit veränderter Aerodynamik ins vordere Mittelfeld stoßen. Die Erkenntnisse ab dem GP USA sollen den Ingenieuren den Weg leiten zu einem effizienteren VF-24.