Bei kaum einem Team geht es diese Saison so viel rauf und runter wie bei Haas. Die Form schwankt je nach Art der Strecke dramatisch. Selbst innerhalb von Rennwochenenden schwingt das Pendel oft von einem Extrem ins andere. Meistens fahren Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen im Qualifying mit der Achterbahn nach oben, nur um dann im Rennen in den Freien Fall überzugehen.
Nach der dramatisch schlechten Leistung in Monza, wo weder im Qualifying noch im Rennen viel zusammenlief, musste man aber schon etwas Sorgen haben mit dem Rennstall aus North Carolina. Hülkenberg wählte harte Worte, nachdem beide Autos im Rennen mit einer Runde Rückstand abgeschlagen am Ende des Feldes die Ziellinie gekreuzt hatten.
Doch in Singapur war die Welt zwei Wochen später schon wieder in Ordnung. Zumindest im Qualifying fand man zu alter Stärke zurück. Zum ersten Mal in dieser Saison rasten beide Piloten gemeinsam in die letzte K.O.-Runde. Und hier sorgte Kevin Magnussen mit der sechstschnellsten Runde für eine kleine Sensation.
Quali-Duell nur noch 11:4
Ausnahmsweise konnte der Däne seinen deutschen Teamkollegen in den Schatten stellen. Hülkenberg wurde "nur" Neunter und verlor das Quali-Duell damit zum vierten Mal in dieser Saison. "Respekt vor Kevin. Er war heute on fire und hat die schnellen Runden eine nach der anderen rausgefeuert", lobte Hülkenberg den Garagennachbarn. "Bei mir war die Session leider nicht ganz so sauber. Aber so läuft es manchmal."
Der Deutsche muss sich nicht ärgern. Magnussen ist ein echter Singapur-Spezialist. Auf dem alten Layout hält der 30-Jährige sogar den Rekord für die schnellste Rennrunde. Hülkenberg half im internen Duell auch nicht, dass er am Freitag noch deutlich mehr mit dem Setup haderte als sein Teamkollege. Erst ein größerer Umbau der Aufhängung brachte den Haas wieder in die Spur.
Der Emmericher wunderte sich am Ende etwas, dass es in Singapur direkt wieder so weit nach vorne geht. "Wir haben das nicht unbedingt erwartet. Es war für uns eine freudige Überraschung. Der Low-Speed-Charakter passt gut zu unserem Auto. Und wir wissen, dass wir auf einer schnellen Runde mit weichen Reifen viel rausholen können."
Gibt es im Rennen WM-Punkte?
Auf die Longrun-Pace angesprochen machte Teamchef Guenther Steiner keinen besonders zuversichtlichen Eindruck. "Für unsere Verhältnisse war es nicht so schlecht. Ich denke aber, dass wir uns trotzdem wieder nach hinten orientieren müssen. Wir müssen einfach versuchen, irgendwie etwas mitzunehmen. Hoffentlich bekommen wir die Reifen ins Arbeitsfenster. Wir werden alles geben, um Punkte möglich zu machen."
Magnussen erwartet eine harte Verteidigungsschlacht. Gerne würde er wieder auf der alten Streckenvariante fahren: "Wir wissen, dass man hier schwer überholen kann. Ich hätte gerne wieder die kleinen, engen Kurven im dritten Sektor zurück. Unsere Rennpace ist leider nicht gut genug, um da zu bleiben, wo wir am Start stehen. Aber vielleicht haben wir auf dieser Strecke ja Möglichkeiten. Das könnte eine einmalige Chance sein und die wollen wir auf jeden Fall nutzen und Punkte sammeln."
Hülkenberg versucht nicht zu pessimistisch in das Rennen zu starten. "Ich lasse mich einfach überraschen. Jetzt genießen wir einfach mal den Moment." Eine große Feier wurde am Samstag noch nicht gestartet. Um nach der hitzigen Qualifying-Schlacht wieder auf Normal-Temperatur zu kommen, verschwanden beide Piloten erst einmal in der Eistonne.