Schon nach dem Qualifying am Samstag hatte Max Verstappen in der Pressekonferenz der drei Tagesschnellsten ein Zeichen gesetzt. Mit ultrakurzen Antworten protestierte der Red-Bull-Pilot gegen die Strafe vom Vortag. Weil er sein Aserbaidschan-Setup im Rückblick als "fucked" bezeichnete, hatten ihn die FIA-Kommissare zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Im Anschluss an das Rennen legte Verstappen dann noch einmal nach.
In der Sieger-PK fielen die Antworten nicht viel länger aus als 24 Stunden zuvor. Dafür lud der WM-Spitzenreiter die Medienvertreter anschließend noch zu einer separaten Presserunde in die Red-Bull-Hospitality ein. Da nutzte der 26-Jährige die Gelegenheit, um sich seinen Frust von der Seele zu reden. "Ich habe das Urteil in unserem Fahrerchat gepostet und alle haben nur gelacht und gesagt: Was zur Hölle soll das denn? Das ist einfach lächerlich."
Alberne Diskussion um Wortwahl
Verstappen erklärte auch, warum er sich in den offiziellen Pressekonferenzen so einsilbig gab: "Wenn man so behandelt wird, hat man überhaupt kein Verlangen, längere Antworten zu geben. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich ein schlechtes Verhältnis zu ihnen habe. Ich habe dieses Jahr zum Beispiel schon freiwillige Arbeit mit Junior-Stewards geleistet. Für mich war es dann ganz einfach: Ich wusste, dass ich antworten muss. Aber es steht nirgendwo, wie lange man antworten muss."
Ob der stille Protest auch bei den nächsten Rennen anhalten wird, konnte Verstappen noch nicht sagen. Er selbst habe aber kein Problem damit, noch eine getrennte Session mit den Reportern abzuhalten. "Wenn man sich nicht so ausdrücken darf, wie man will, dann ist es besser, gar nichts zu sagen. Irgendwann wird man zum Roboter. So sollte es nicht sein. Das ist der falsche Weg, wenn man authentische Fahrer will."
Verstappen betonte noch einmal, dass es etwas anderes gewesen sei, wenn er jemand persönlich beleidigt hätte. Sein Fall sei dagegen komplett harmlos. "Es ist doch einfach nur albern, über was wir hier diskutieren", schimpfte der Niederländer. "Ich denke, man sollte seine Emotionen zeigen dürfen. Das gilt für jeden Sport. Es gibt immer frustrierende Momente. Und dann gibt es darauf eine Reaktion. Ich werde meine Art, wie ich lebe und wie ich hier arbeite, sicher nicht ändern."
Werden die Fahrer entmündigt?
Der Pilot warnte die Verantwortlichen, dass solche Vorfälle auch Einfluss auf seine Zukunft haben: "Ich bin jetzt in einer Phase meiner Karriere, in der man mit sowas keine Zeit verschwenden will. Das ist einfach anstrengend. Natürlich ist es schön, wenn man Rennen und Titel gewinnt, aber wenn man das alles erreicht hat, dann will man einfach eine gute Zeit haben. Wenn man sich dann aber um so etwas kümmern muss, dann ist das kein Weg, den ich in diesem Sport weitergehen will. Für mich kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem es zu viel ist."
Neben seinem eigenen Fall führte Verstappen auch die Strafe für Carlos Sainz als Beispiel an, wie es nicht laufen sollte. Der Spanier hatte nach seinem Quali-Crash die Strecke und die Boxengasse überquert, ohne vorher die Erlaubnis der Streckenposten abzuwarten. Dafür setzte es ein Bußgeld von 12.500 Euro, das bei einem weiteren ähnlichen Vorfall in dieser Saison automatisch auf 25.000 Euro erhöht wird.
Auch dieses Urteil konnte Verstappen nicht nachvollziehen: "Worüber sprechen wir hier eigentlich? Die rote Flagge war draußen, die Autos sind an die Box gefahren. Die Situation war ziemlich sicher. Und er weiß ja, was er da macht. Wir sind ja nicht dumm. Als ich gesehen habe, dass der Vorfall notiert wurde, habe ich mir nur gedacht: Mein Gott! Das war für mich einfach super-albern."