McLaren ist das Team der Stunde. Es kommt nicht so oft vor, dass man während der Saison große Sprünge mit seinem Auto macht. McLaren hat es geschafft. Es war ein Schritt aus dem Nirgendwo direkt ins Verfolgerfeld hinter Red Bull. Sogar die Konkurrenz zollt Beifall. Egal, ob Mercedes oder Haas, der Tenor ist immer der gleiche: "McLaren hat uns gezeigt, dass es möglich ist."
Lando Norris spricht vom größten Upgrade, dass McLaren in seiner Zeit je an die Strecke gebracht hat. Und vom größten Rundenzeiten-Gewinn. Der Umfang der Änderungen verdient das Etikett B-Version. Weil nicht nur die Aerodynamik auf den Kopf gestellt wurde. Auch unter der Verkleidung wanderten viele Dinge an einen neuen Platz. Und die neue Nase musste nur deshalb durch den Crashtest, weil sie leichter ist als die alte. Die Form blieb gleich. Das zeigt, dass McLaren auf allen Ebenen mit alten Sünden aufgeräumt hat.
Part 3 nach der Sommerpause
Weil so viele Teile von der Generalmobilmachung betroffen waren, teilte McLaren das Upgrade in drei Phasen auf. Part eins (Unterboden, Seitenkasten, Diffusor, Motorabdeckung, Kühleinlass) debütierte in Spielberg, Part zwei (Frontflügel, Nase, Bremsbelüftung und Querlenkerverkleidung hinten) in Silverstone.
Eigentlich wollte McLaren den Umbau des Autos in Budapest abschließen, doch im Änderungspaket sind diesmal nur Kleinigkeiten dabei. Part 3 soll laut Teamchef Andrea Stella erst nach der Sommerpause folgen. Weil man einerseits die bisherigen Maßnahmen besser verstehen und weil man sicherstellen will, dass die restlichen Änderungen auch den gewünschten Effekt erzielen. Offenbar gibt es noch Nacharbeiten. "Unter dem Kostendeckel musst du sicherstellen, dass jedes Upgrade auch funktioniert. Sonst wäre es rausgeworfenes Geld", erklärt Stella.
McLaren überrascht sich selbst
McLaren hat sich in Spielberg und noch mehr in Silverstone selbst ein bisschen überrascht. Das Team hatte nicht damit gerechnet, sofort auf Augenhöhe mit Mercedes, Ferrari und Aston Martin zu fahren. "Die Zahlen haben diesen Sprung nicht vermuten lassen", gibt Stella zu.
Auch deshalb ist es besser mit einem Paket, das man jetzt von Silverstone kennt, in Budapest aufzuschlagen. "Weil der Hungaroring für uns der ultimative Test ist", bekräftigt Stella. "Hier kommen Parameter zusammen, bei denen wir mit dem alten Auto immer Probleme hatten."
Norris zählt sie auf: "Hohe Temperaturen, langsame bis mittelschnelle Kurven, lange Kurvenradien und ein Asphalt mit viel Grip. Auch wenn wir im vergangenen Jahr ganz ordentlich in Budapest waren, zweifle ich, dass wir so stark wie in Silverstone sein werden."
McLaren kritisch in langsamen Kurven
Lando Norris und Oscar Piastri treten dabei weiter auf die Euphoriebremse. "Wir sind schneller geworden, aber das Auto ist speziell in unseren Problemkurven immer noch sehr schwer zu fahren." Weil sich in Kurven unter 200 km/h die Balance vom Eingang bis Ausgang zum Teil massiv verschiebt. "Deshalb kann ich nicht so fahren, wie ich gerne fahren würde", bedauert Norris.
Der Zweite von Silverstone fürchtet, dass es nicht so einfach sein wird, dieses Problem zu lösen. Es begleitet McLaren schon seit fünf Jahren und konnte bis jetzt nicht erfolgreich kuriert werden. Es braucht nach Meinung von Norris nicht nur eine aerodynamische Lösung dafür. "Mehr Abtrieb würde helfen, aber da es ums Fahrverhalten geht, spielt da auch die Mechanik mit rein."
Es sei gut möglich, so Norris, dass Fahrer aus anderen Teams ähnliche Einschränkungen in langsamen Kurven spüren, doch die GPS-Analyse zeigt, dass der McLaren da immer noch mehr Zeit als andere Autos verliert. Weil die Aerodynamik bei Schräganströmung offenbar nicht stabil genug ist. Norris atmet trotzdem auf: "Wir haben jetzt ein viel besseres Verständnis von dem, was wir brauchen und was nicht."