Mercedes machte kein großes Geheimnis aus seinem Upgrade. Schon am Donnerstag stand für jedermann sichtbar eine W13-Nase mit einem neuen Frontflügel neben der Garage. Der Flügel erregte unter den Technikfans und der Konkurrenz sofort Aufsehen. Nicht die reduzierte Anstellung des Hauptblatts, sondern die fünf neuen Stabilisatoren zwischen den beiden oberen Flaps zogen die Blicke auf sich.
Sie sahen nicht aus wie die üblichen Verbindungsstützen zwischen den Flügelelementen, sondern wie kleine Winglets, die auch nicht im rechten Winkel zum Flügel stehen, sondern leicht nach außen gerichtet sind. Mit dem klaren Ziel, die Strömung nach außen zu leiten. Dabei wollten die Regelhüter vom Outwash-Prinzip eigentlich loskommen. Die Stabilisatoren entsprechen allerdings den in Artikel 3.9.8 b, 1 bis 3 geforderten Dimension.
Mercedes muss Stabilisatoren verkleinern
In der Erklärung für das Upgrade wird Chefingenieur Andrew Shovlin in der Show-and-Tell-Präsentation wie folgt zitiert: "Die Modifikationen reduzieren den Abtrieb am vorderen Flügelende, verbessern die Strömung zu den vorderen Bremstrommeln, was wiederum das Management der Verwirbelungen rund um die Vorderräder und zum Heck des Fahrzeuges erleichtert. Die Stabilisatoren erhöhen die Steifigkeit der beiden oberen Flügel-Flaps."
Da Mercedes nur ein Exemplar des Flügels rechtzeitig nach Austin bringen konnte und das andere in einer Transportwarteschleife steckt, wurde früh entschieden den Einsatz auf den GP Mexiko zu verschieben. Die durch den Pirelli-Reifentest reduzierte Trainingszeit in Austin verhinderte zudem den obligatorischen Back-to-Back-Vergleich der beiden Varianten.
CAD-Daten zur Prüfung vorgelegt
Am Freitag stellte sich dann außerdem heraus, dass die FIA den Flügel in dieser Form nicht genehmigt hätte. Aus Sicht der Regelhüter erfüllen die Stabilisatoren primär einem aerodynamischen Zweck. "Um die Flaps in Position zu halten, hätten es auch kleinere Stabilisatoren genügt." Mercedes-Technikchef Mike Elliott bestreitet das: "Die Stabilisatoren sind primär dazu da, die Flaps in Position zu halten. Würden wir sie weglassen, hätten die Flaps keine Halterung mehr. Der aerodynamische Nutzen ist deshalb sekundär. Damit folgen wir den Anforderungen des Paragrafen 3.9.8." Mercedes hatte die CAD-Konstruktionspläne zuvor an die FIA geschickt, und die waren von der Behörde auch so abgesegnet worden. Dass man jetzt nachbessern muss, kostet Zeit und Geld.
Wenn die FIA ihre Meinung nicht noch ändert, wird Mercedes bis zum GP Mexiko die Aufsätze auf den Stabilisatoren verkleinern. Damit reduziert sich ihre aerodynamische Wirkung. Das letzte Upgrade von Mercedes soll noch einmal richtig Rundenzeit bringen. Zusätzlich zu den Modifikationen an beiden Flügeln und am Unterboden wurde der Silberpfeil kräftig abgespeckt. Auf dem Papier soll der Zeitgewinn bei jeweils eineinhalb Zehntel liegen. Der vom Gewichtsverlust ist garantiert.