Als Mick Schumacher am Donnerstag (20.10.) im Fahrerlager von Austin vor die Presse trat, hatte er schon ein paar Tage Texas hinter sich. Der Formel-1-Pilot verbrachte einen Kurzurlaub auf der Familienranch in Texas. "Wir haben dort unendlich Platz und können machen, was wir wollen", berichtete der 23-Jährige. "Ich habe neuerdings eine kleine Rennstrecke eingerichtet. Da sind wir mit Gelände-Buggys rumgedüst und haben uns im Staub dreckig gemacht."
Aber auch eine Stunde von Dallas entfernt, mitten in der texanischen Prärie, blieben dem Piloten die knackigen Aussagen seines Chefs Gene Haas nicht verborgen. Der Rennstallbesitzer aus North Carolina kritisierte die hohen Unfallkosten und die magere Punkteausbeute seines Schützlings. Für die letzten vier Rennen des Jahres forderte Haas etwas Zählbares. Sonst wird es nichts mit einem neuen Vertrag.
Keine Entscheidung bis Mexiko
Eine derart direkte Kritik an den eigenen Angestellten ist in der Formel 1 eher selten. Schumi nahm die Aussagen aber nach außen hin locker: "Gene ist mein Boss. Er hat natürlich alles Recht, Kommentare abzugeben. Er hat ja auch nichts gesagt, was vorher nicht bekannt war. Wir wollen ja alle, dass es mit Punkten klappt." Zu einem persönlichen Gespräch der beiden war es am Donnerstag allerdings noch nicht gekommen.
Auf die Antwort zur Frage nach der Vertragsverlängerung muss Schumacher auch noch etwas warten. Man führe weiterhin Gespräche, aber es gebe keine Deadlines, ließ der Pilot verlauten. Auch Teamchef Guenther Steiner wollte sich nicht in die Karten schauen lassen. "Die Entscheidung steht nicht unmittelbar bevor. Wir wollen uns nicht selbst unter Zeitdruck setzen oder Kritik einstecken, wenn wir einen vorher gesetzten Zeitplan nicht einhalten."
Bis zum Rennen in Mexiko passiert erstmal nichts, stellte Steiner klar. Gene Haas kündigte an, dass man dem Piloten so lange wie möglich Zeit geben will, um den Punkteauftrag zu erfüllen und sein Talent zu zeigen. Es ist gut möglich, dass die Hängepartie noch bis zum Saisonfinale dauert. "Wenn wir soweit sind, werden wir die Entscheidung bekanntgeben. Ihr müsst mich nicht jedes Mal fragen", grinste Steiner den Journalisten entgegen.
Austin sollte Haas passen
Der Plan von Schumacher sieht vor, den Wunsch nach WM-Punkten so schnell wie möglich zu erfüllen – am besten direkt in Austin. "Wir haben noch eine Rechnung offen. In Suzuka hätte es ja schon mit Punkten klappen können." Beim Japan-Rennen hatten die Strategen mit einem späten Boxenstopp im Rennen gepokert. Ein Safety-Car im richtigen Moment auf der feuchten Strecke hätte Schumi einen großen Coup bescheren können. Doch es kam leider nicht.
"Die Grenze zwischen Hero und Zero ist klein. Das ist Teil des Spiels. Leider hat es nicht geklappt", nahm Schumacher das misslungene Pokerspiel locker. Einen Vorwurf macht er seinem Team nicht. "Ich verstehe den Gedanken hinter der Strategie. Wir haben das Rennen ja sogar kurz angeführt. Es gibt aber keine Schuldzuweisungen. Wir gewinnen und verlieren zusammen."
Schon in Austin gibt es die nächste Chance. Das Layout des Circuit of the Americas sollte nach Schumachers Ansicht zum Auto passen. "Es ist ähnlich wie Silverstone oder Spielberg. Auch hier werden die hinteren Reifen übermäßig beansprucht. Das ist nicht schlecht für unser Auto."