Für Mick Schumacher steigt im kommenden Jahr die Arbeitslast. Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher wird dann wieder Rennen fahren. Allerdings nicht in der Formel 1, wo er weiterhin als Test- und Ersatzfahrer agiert, sondern in der Topklasse der FIA WEC. In der Sportwagen-Weltmeisterschaft teilt sich Schumacher Junior einen Alpine mit zwei Teamkollegen. Noch hat der französische Hersteller die Hypercar-Cockpits nicht aufgeteilt.
Es gab Optionen, doch die Entscheidung für die Sportwagen-WM ist eine logische. Zunächst einmal darum: "Sie ist eine aufstrebende Meisterschaft, in die immer mehr Hersteller einsteigen", weiß Schumacher. Zum Beispiel sind in der WEC Topmarken wie Ferrari, Toyota und Porsche vertreten. "Ich sehe es daher nicht als Schritt zur Seite, sondern als wichtig für meine persönliche Entwicklung. Ich saß in meiner Karriere 14 Jahre lang immer in einem Cockpit. Nach einem Jahr auf der Ersatzbank ist es wichtig, wieder aktiv Rennen zu fahren und diese neue Herausforderung anzunehmen."
Gesamtpaket stimmt für Schumacher
Schumacher schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe, nachdem es mit der angestrebten Rückkehr in ein Formel-1-Stammcockpit 2024 nichts wurde. In der Sportwagen-WM kann er sich als Fahrer weiterentwickeln. "Ich kann davon nur profitieren, sollte sich wieder eine Tür in der Formel 1 öffnen. Ja, die Autos sind ganz anders. Viel schwerer, und mir bläst kein Wind ins Gesicht und ich kann die Reifen nicht sehen wie in einem Formelauto. Aber das sind alles neue Erfahrungen. Ich schlage jetzt ein neues, interessantes Kapitel in meiner Karriere auf. Aber die Formel 1 ist und bleibt das Ziel."
Und genau mit dieser bleibt Schumacher verbunden. Als Ersatzfahrer von Mercedes. "Ich fülle dieselben Aufgaben aus wie in dieser Saison." Heißt: Schumacher soll so oft wie möglich im Simulator sitzen, um Lewis Hamilton und George Russell zu unterstützen, und dann samstags als Notnagel zu den Rennen reisen. Ein paar Terminkollisionen nehmen Mercedes und Alpine in Kauf. "Ich glaube, bei sechs Rennen überschneiden sich die Termine der Formel 1 und der WEC."
Da Alpine auch ein Werksteam in der Königsklasse des Motorsports betreibt, hält Schumacher gleich über zwei Ketten die Verbindung. "Das ist sicher auch ein Aspekt in meiner Entscheidungsfindung gewesen", sagt der 24-Jährige. "Das gesamte Paket stimmt." Um das zu erörtern, stellte sich der junge Deutsche eine klassische Pro- und Contra-Liste auf. "Am Ende sprach mehr für als gegen einen Einstieg in die WEC."
Rat von Sebastian Vettel
In seine Entscheidung war nicht nur das Management eingebunden. Schumacher tauschte sich auch mit Fahrerkollegen aus. Wie zum Beispiel Ex-F1-Fahrer Timo Glock oder Dirk Müller, der die Sportwagen-Szene bestens kennt. Auch sein Mentor stand mit Rat zur Seite: Sebastian Vettel. "Seb hat so viel Erfahrung im Motorsport. Da war mir seine Meinung wichtig."
Der ehemalige Haas-Pilot kokettierte auch mit anderen Rennserien. "Ich habe nach Ost und West geschaut." Gemeint ist der Blick zur japanischen Super Formula und zu nordamerikanischen Rennserien wie der IMSA. Doch für den Bund mit der Formel 1 erschien ihm die Sportwagen-Weltmeisterschaft als die passendste Serie für die Zukunft. Und hier steht Schumacher dann im Juni 2024 im Rampenlicht bei den 24 Stunden von Le Mans. "Ich würde lügen, wenn es nicht ein Ziel wäre, dort mit meinen Teamkollegen zu gewinnen."
Zum Schluss noch der Blick zurück auf seine Saison auf der Ersatzbank von Mercedes. Schumacher formulierte es mal so: Er sei bei jedem Geburtstag dabei, könne aber nie von der Torte naschen. Und doch habe er in dieser Zeit viel dazu gelernt. Er fühle sich als ein besserer Rennfahrer. Warum? "Weil ich jetzt besser weiß, welche Leute ich um mich herum brauche. Und weil ich weiß, welchen Wert ich in ein Team einbringe. Als junger Fahrer konnte ich das noch nicht so abschätzen. Ich habe gesehen, wie fordernd Lewis und George sind. Wie sie agieren. Davon kann ich mir eine Scheibe abschneiden."