Es war ein Drama in mehreren Akten. Und eines, das absehbar war. Erst dominierte Max Verstappen wie schon das ganze Wochenende auch das Rennen in Spielberg. Ein verpatzter Boxenstopp bot McLaren-Pilot Lando Norris aber die Chance, anzugreifen. In Runde 59 wagte er den ersten Versuch, musste aber neben die Strecke ausweichen und bekam eine Strafe wegen eines Track-Limit-Verstoß. .Sowohl Verstappen als auch Norris schimpften über die Fahrweise des anderen am Funk.
Kurve 3 als Stierkampf-Arena
Kurve 3 war auch danach weiterhin die Stierkampf-Arena für die beiden. Erst musste in Runde 63 Verstappen neben die Strecke ausweichen. Danach kam es in Runde 64 zur Eskalation. Norris war am Kurveneingang links außen neben Verstappen, als sich die beiden berührten und mit Reifenschaden davon humpelten. Bei Norris hinten rechts, bei Verstappen hinten links. Für Norris war danach Feierabend, Verstappen landete trotz 10-Sekunden-Strafe für den Vorfall mit seinem Kumpel Norris noch auf Platz fünf und sammelte 10 Punkte.
Die Sportkommissare begründeten ihre Entscheidung so: "Vor dem Einbiegen wich der Fahrer von Wagen 1 nach links aus und verursachte eine Kollision mit Wagen 4. Die Sportkommissare stellen fest, dass der Fahrer von Wagen 1 die überwiegende Schuld trägt und verhängen daher die oben genannte Strafe in Übereinstimmung mit den Präzedenzfällen."
Am Ende kam der WM-Führende trotzdem noch mit einem blauen Auge davon, wenn man bedenkt, dass er Punkte sammelte und Norris leer ausging. Kein Wunder, dass Norris nach dem Rennen stinksauer war.
Norris hat mehr von Verstappen erwartet
"Ich bin einfach enttäuscht. Ich habe mehr von Max und wie er sich verhält, erwartet. Es war an der Grenze. Aber am Ende einfach nur ein bisschen dumm und leichtsinnig", machte er seinem Ärger Luft. "Es hat mein Rennen ruiniert. Es tut mir für das Team leid. Mein Auto ist nun komplett zerstört. Es tut mir leid, dass sie mein Auto in der Fabrik nun neu aufbauen müssen – das ist auch hinsichtlich des Budgetlimits nicht einfach."
Die Krux: Die beiden sind gut befreundet. Doch ob es diese Freundschaft in Zukunft noch geben wird, ist fraglich. "Es kommt darauf an, was er sagt", meint Norris, der sich nicht in der Pflicht sieht, den ersten Schritt zu machen. "Wenn er sagt, er hat nichts falsch gemacht, verliere ich den Respekt vor ihm. Wenn er sagt, es war ein bisschen blöd, habe ich vielleicht noch ein bisschen Respekt. Ich habe versucht von meiner Seite aus fair zu sein, aber das war es nicht von seiner Seite aus."
Nicht der Zeitpunkt für Gespräch
Verstappen wird sicherlich nicht direkt zum Telefon greifen, wie er verlauten ließ. Denn der Holländer weiß genau, dass die Emotionen gerade noch hoch kochen. "Natürlich werden wir darüber reden, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür", sagte der Red Bull-Pilot.
"Du willst natürlich nicht, dass so etwas passiert. Ich schaue es mir natürlich nochmal an. Es war auch ein seltsamer Winkel und blöd, dass wir beide einen Reifenschaden hatten." Laut dem 26-Jährigen müsse man sich auch nochmal genau anschauen, was vorher alles schief lief, dass ihn überhaupt in die Situation des Duells mit dem McLaren-Piloten gebracht hat. So ein bisschen beschwert er sich allerdings auch über Norris. "Es waren auch immer so 'Dive-Bomb-Manöver' von hinten. Da ist es schwierig, sich zu verteidigen."