Red Bull: Singapur als Stolperstein

Angststrecke Marina Bay Street Circuit
Darum könnte Red Bull scheitern

GP Singapur 2023

Max Verstappen sieht beim Stadtrennen in Singapur die größte Gefahr für seine Siegesserie. Weil der Vorsprung bei maximalem Abtrieb geringer ist, weil das neue Layout den Gegnern hilft und weil Singapur immer wieder verrückte Rennen produziert.

Max Verstappen - Red Bull - GP Niederlande 2023 - Zandvoort
Foto: xpb

Max Verstappen macht allen Hoffnung, die sich mal einen anderen Sieger wünschen als Red Bull. "Stadtkurse sind für unser Auto härter. Ich erwarte, dass es für uns enger wird." Monte Carlo gab einen Vorgeschmack. Verstappen fuhr mit nur 0,084 Sekunden Vorsprung auf Fernando Alonso auf die Pole Position.

Andersherum wäre es für den Holländer schwierig geworden, Alonso zu überholen, auch wenn er am Renntag im schnelleren Auto saß. Und wenn der Weltmeister auf Singapur 2022 zurückblickt, dann wird er sich daran erinnern, dass er nur vom achten Startplatz ins Rennen ging und als Siebter ins Ziel kam. Am Samstag machte das Team die Fehler, am Sonntag der Fahrer.

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Red Bull

Red Bull will auch in Singapur der Konkurrenz das Heck zeigen.

Effizienzvorteil geringer

Die Stärke des Red Bull ist, dass er keine Schwächen hat. Wenn es überhaupt einen wunden Punkt gibt, dann sind es Strecken mit Bodenwellen und Randsteinen auf der Ideallinie. Dann kann der Red Bull mit Rücksicht auf die Schutzplanke nicht ganz so tief fahren, wie es für das Auto das Beste wäre. Er ist allerdings auch in dieser Konfiguration das schnellste Auto im Feld. Nur halt mit weniger Spielraum.

Ein weiterer Grund für den kleineren Vorsprung liegt in der Aerodynamik. Alle müssen mit den größten Flügeln fahren, die sie im Portfolio haben. Ein effizientes Auto wie der Red Bull verliert damit auch etwas von seinem Effizienzvorteil. Dazu kommt, dass fast alle Kurven 90 Grad ums Eck gehen und kurze Radien haben. Das reduziert die Gefahr von Balanceverschiebungen. Wenn es nur einen Kurventyp gibt, ist es einfacher eine gute Fahrzeugabstimmung zu finden. Schlechte Autos müssen mit weniger Kompromissen leben.

Max Verstappen - Red Bull - GP Niederlande 2023 - Zandvoort
Wilhelm

Max Verstappen fürchtet sich vor dem Stadtkurs in Singapur und bangt um seine Siegesserie.

Weniger Kurven – weniger Zeitverlust

Die neue Streckenvariante kommt den Gegnern von Red Bull sogar noch entgegen. Vier Mal weniger bremsen und beschleunigen reduziert die Reifenabnutzung, und das ist das Hoheitsgebiet der Red Bull. Lewis Hamilton nimmt es mit Humor: "Das sind vier Kurven weniger, wo Red Bull Zeit auf uns gutmachen kann."

Die vier Geraden sind mit 400 bis 700 Meter Länge nicht lang genug, um Boden gutzumachen. Red Bull kann seinen Topspeed-Vorteil im Vergleich zu den direkten Gegnern nicht so ausspielen wie sonst. Da die Asphalttemperaturen in der Nacht relativ stabil im 30 Grad-Fenster bleiben, tut das allen gut, die sonst Probleme mit zu hoher Reifenabnutzung haben.

Und genau das ist der Faktor, der Red Bull von allen anderen abhebt, weiß Lando Norris: "Selbst wenn wir mit unserem jüngsten Upgrade noch die langsamen Kurven hinkriegen, würde uns immer noch etwas auf Red Bull fehlen. Sie halten ihre Reifen einfach besser in Schuss als alle anderen. Ich traue uns eher eine Pole Position als einen Sieg zu."

Schließlich gibt es noch einen anderen Grund, warum Red Bull zu Fall kommen könnte. "Bei Stadtrennen ist die Chance am größten, dass es zu bösen Überraschungen kommt", warnt Verstappen. Die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes liegt bei bislang 13 Rennen an der Marina Bay bei 100 Prozent. Wer das Timing richtig erwischt, kann sich einen Boxenstopp unter Renntempo sparen. Das sind geschenkte 28 Sekunden. Und die holt auch ein Verstappen nicht so leicht auf.